Lesezeichen
‹ Alle Einträge

Philantropie

 

Also, wie versprochen; ich war heute im Tropical Islands Resort und das war so:

Zunächst muss der gemeine Berliner seinen massigen Leib in eine Regionalbahn nach Brand/Niederlausitz reintun. Die Fahrt dauert ziemlich genau eine Stunde; die Regionalbahn verkehrt im Stundentakt. In Brand/Niederlausitz wartet dann auch schon ein Shuttle-Bus. Da steige ich ein. Und mit mir noch ein verhärmtes Paar. Aus meiner Perspektive sieht der Shuttle-Bus dann ungefähr so aus.

Ob sich das lohnt? Für die Betreiber?

Sei es, wie es sei, die Busfahrerin ist guter Laune und hat auch um die Rückspiegelhalterung eine lustige Aloha-Plastikblumenkette gehängt. Man fährt sieben Minuten und ist da. Jessas. Die Halle ist schon groß. Also nicht nur irgendwie groß, sondern wirklich sehr, sehr groß.

Man erhält ein Armband mit einem Plastik-Nupsi, darin befindet sich ein Transponder, mit dem man nun alle Ess-, Trink- und sonstigen Bestellungen bezahlen kann. Außerdem dient dieses Ding als Schlüssel für die Garderobenschränke. Klamotten dort geparkt, flugs umgezogen (knielange Khaki mit geschätzt 150 Taschen, sehr empfehlenswert!), Handy, Fotoapparat und Krimskrams verstaut, und los ins Vergnügen.

Was auffällt? Es ist leer, blitzsauber und irgendwie bizarr. Ich meine, bitteschön, man steht in der tiefsten Lausitz, in der größten Halle, die man je betrat, und darf nun zwischen zwei Badeerlebnissen („Südsee“ und „Bali-Lagune“), einem „Tropischen Regenwald“ mit 20.000 Pflanzen, einem Kinderparadies, mehreren Restaurants (von denen allerdings die meisten eine identische Speisekarte habe), einem Zeltplatz, undundundundund wählen. Schon komisch.

Der Regenwald irritiert sehr, denn zwischen den Pflanzen sind Lautsprecher platziert, die allerlei Tiergeräusche abgeben, eines davon zwitschert genau so, wie der Default-Klingelton meines Siemens-Handys, sodass ich in der ersten Stunde permanent panisch in meine Hosentasche greife. Also wegen des Telefons jetzt. Ab in die Südsee.

Und das ist schön. Weil: Supersupersauber, ein geschwungenes Riesenbecken zum Schwimmen, zart geriatrisch durchpflügt von dreivier Senioren, ansonsten: KEIN SCHWEIN DA! Cool! Hunderte von Liegestühlen, fast alle ungenutzt. Sehr schön, hier kann in Ruhe geschwommen und danach gepflegt abgehockt werden.

Rüber zur Bali-Lagune.

Springbrunnen, Umfangreiche Wasserrutschen und Co. – himmelherrgott, meine Tochter wird bittere Zähren weinen, wenn sie die Fotos sieht und mich vorwurfsvoll anmeckern, warum ich sie nicht mitgenommen habe. Wirklich ideal für Kinder.

Grummelgrummel. Ich wollte doch einen Verriss schreiben, fiese Pointen setzen, Finger in Wunden streuen, all so böse Sachen, aber, hm. Bis jetzt ist’s eigentlich ganz gut.

Bestell ich halt mal Essen. Doch auch das: Gar nicht übel. Der Salat mit gebratenen Hühnerbruststreifen ist frisch und schmackhaft und überdies bezahlbar.

Zum späten Nachmittag hin wird’s draußen schwarzgrau und drinnen bunt. Changierende Farben überall.

Soll ich einen Cocktail bestellen? Ja? Na gut.

Und als ich zum ersten Schluck ansetze, beginnt Chris Martin über die übrigens hervorragende Hausanlage zu wimmern und zu jaulen: „When the truth is…. I miss you…“. Aber mir, mir ist das schon längst egal. Mir ist heut nämlich alles egal. Komplett, völlig und 1a). Super, Supersuper! Alles!

Der Betriebswirt in mir meckert, dass es das Tropical Island Ressorts eigentlich längst schon nicht mehr geben dürfte. Naja, solange es noch da ist, kann man sich da unter Ausschluss der Öffentlichkeit angenehmer als erwartet entspannen.