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Chinas Hochkonjunktur der Proteste

Am Wochenende ist es in der ostchinesischen Stadt Qidong, nicht weit von Schanghai, zu massiven Protesten gekommen. Wahrscheinlich Zehntausende, vielleicht sogar bis zu Hunderttausend protestierten vor dem Hauptquartier der Stadtregierung, vertrieben den örtlichen Parteisekretär der Kommunistischen Partei und brachten die Behörden letztlich dazu, den umstrittenen Bau einer japanischen Papierfabrik zu verhindern. Das mag zunächst einmal außergewöhnlich klingen für ein Land, das ja eigentlich autoritär und mit harter Hand regiert wird.  Weiter„Chinas Hochkonjunktur der Proteste“

 

Chinas zwei Wachstumsgeschwindigkeiten

Baukräne, so weit das Auge reicht. In der Zwei-Millionen-Stadt Xining sind es bei Weitem nicht nur Hochhäuser für Büros und Wohnungen, die am Ufer des Huangshui-Flusses hochgezogen werden. Hinter der Bergkette, etwa fünf Kilometer entfernt, steht ein Industriepark mit vielen modernen Fabrikhallen.

Noch haben sich in der Hauptstadt von Qinghai, einer der ärmsten Provinzen in China, zwar noch nicht viele größere Unternehmen angesiedelt. Dennoch boomt es in Xining. Die Wirtschaft wuchs 2010 um 18,2 Prozent und auch im vergangenen Jahr war die Wachstumsrate zweistellig. Auf der noch recht neuen Einkaufsstraße in der Innenstadt kommen die Menschen mit voll bepackten Tüten aus den Kaufhäusern. In Xining ist vom chinesischen Wachstumseinbruch nicht viel zu spüren.

Ganz anders hingegen die Situation in Wenzhou in der Küstenprovinz Zhejiang: Bis vor Kurzem war Wenzhou mit mehr als 400.000 kleinen und mittleren Betrieben eine der wirtschaftsstärksten Städte in China überhaupt. Jetzt kriselt es in der Fünf-Millionen-Hafenstadt – und zwar ganz gewaltig. Kredite versiegen oder können nicht  zurückbezahlt werden, Fabriken machen dicht. Nachdem Arbeitnehmer noch bis Ende des Jahres Lohnerhöhungen im zweistelligen Prozentbereich durchsetzen konnten, sind viele von ihnen ihre Jobs inzwischen ganz los. Über der einstigen Glitzermetropole kreist der Pleitegeier. Weiter„Chinas zwei Wachstumsgeschwindigkeiten“

 

Die unbekannte Nummer drei dieser Welt

Viele Menschen außerhalb Chinas dürften es noch nicht mitbekommen haben. Aber der chinesische Internetriese Tencent mausert sich zum größten Internetanbieter der Welt. Das hat nicht nur damit zu tun, dass China inzwischen fast 538 Millionen Internet-Nutzer zählt, im Laufe der nächsten zwei Jahren eine weitere Viertelmilliarde hinzukommen soll und Tencent mit seinen populären Kurzmitteilungs- und Chatdiensten QQ von dieser ständig weiter steigenden Nutzerzahl auch im Vergleich zu seinen inländischen Konkurrenten besonders hohe Zuwächse aufweist.

Tencent ist in China so etwas wie Twitter, Facebook, AOL, Skype und Gmail in einem. Anders als jedoch seine US-amerikanischen Pendants, die trotz ihrer weiten Verbreitung mit ihren einzelnen Diensten bislang gar nicht so hohe Gewinne erzielen, hat der chinesische Online-Anbieter schon früh auf das Geschäft mit Online-Spielen gesetzt. Auf diesem Weg ist Tencent zu Chinas profitabelstem Unternehmen geworden und hinter Google und Amazon das drittgrößte der Welt. Seit Kurzem wagt Tencent auch die globale ExpansionWeiter„Die unbekannte Nummer drei dieser Welt“

 

Die Rückkehr der Staatswirtschaft

Es ist noch kein Jahrzehnt her, da hat so manch ein westlicher Unternehmer ein chinesisches Staatsunternehmen noch mit den maroden volkseigenen Betrieben der DDR oder der Sowjetunion verbunden. Und zugegeben: Viele von ihnen wirkten tatsächlich so. Der Morgen begann um sechs mit einem Appell und Marschmusik, in Einheiten marschierten die  Arbeiterinnen und Arbeiter dann in ihre Fabrikhallen. An den Wänden hingen rote Banner mit der Aufschrift: „Wir tragen zum Aufbau einer sozialistischen Gesellschaft bei“. Und nachmittags, pünktlich um fünf, schrillte eine Klingel und die Arbeiterinnen und Arbeiter verließen die Fabrikhallen und begaben sich in die betriebseigenen Wohneinheiten. Arbeit hatte vor allem einen Zweck: Die Menschen sollten irgendwie auf Trab gehalten werden. Zugleich waren diese Großbetriebe Ressourcenfresser, personell überbesetzt und ihre Produkte alles andere als wettbewerbsfähig.

Während die Volkskombinate der DDR und auch ihre Pendants in den ehemaligen Bruderstaaten längst der Geschichte angehören, sind in der Volksrepublik Staatsunternehmen noch immer sehr weit verbreitet. Sie tragen zu rund 40 Prozent der chinesischen Gesamtproduktion bei. Und nicht nur das: Sie sind inzwischen die profitabelsten Unternehmen der Welt. Weiter„Die Rückkehr der Staatswirtschaft“

 

Droht China nach Inflation nun Deflation?

Noch vor einem halben Jahr galt Chinas Wirtschaft als überhitzt. Zwischendurch warnten Ökonomen auch mal vor Stagflation in der Volksrepublik. Nun heißt es, China stehe vor einer Deflation. Was denn nun?

Tatsächlich lag die Inflationsrate im Juni bei 2,2 Prozent und damit so niedrig wie seit fast zweieinhalb Jahren nicht mehr. Die Erzeugerpreise fielen im Vorjahresvergleich sogar um 2,1 Prozent. Vor einem Jahr kämpfte die chinesische Führung noch mit Preissteigerungen von fünf Prozent und mehr. Dass die Inflation nun sinkt, verstärke den Eindruck, dass das Wachstum in China an Fahrt verloren habe, so eine Reihe von Medienberichten. Ich halte diese Krisenmeldungen aus der Volksrepublik jedoch für übertrieben.  Weiter„Droht China nach Inflation nun Deflation?“

 

Warum Chinas Banken zu den Größten der Welt gehören

Zumindest die Namen der Banken klingen noch nach sozialistischer Planwirtschaft. Die „Industry and Commercial Bank China“ (ICBC) sollte vor allem die Maschinenbauindustrie und den Handel finanzieren. Die „China Construction Bank“ (CCB) war für die Bauindustrie zuständig und die „Agricultural Bank China“ (ABC) für die Landwirtschaft. Alle drei Banken befinden sich zwar nach wie vor in Besitz des chinesischen Staates. Diese strikte Trennung wird aber nicht mehr wirklich eingehalten. Grundsätzlich agieren sie wie andere Geschäftsbanken auch – und sind die größten der Welt. Weiter„Warum Chinas Banken zu den Größten der Welt gehören“

 

Erst eine Sonderzone, dann die ganze Welt

Als ich Mitte der achtziger Jahre das erste Mal in Shenzhen war, gab es an den Buchten zwischen den Hügeln wirklich nicht mehr als ein paar Fischerdörfer zu sehen, und nur etwas weiter im Landesinneren entstanden die ersten Fabrikhallen. Chinas Staatsoberhaupt Deng Xiaoping hatte die Gegend an der Grenze zu Hongkong erst kurz zuvor zur Sonderwirtschaftszone erklärt und damit freie Marktwirtschaft im damals noch wirklich sozialistischen China zugelassen. Viel war aber noch nicht los.

Heute ist Shenzhen eine der pulsierendsten und modernsten Metropolen der Volksrepublik und hat bereits doppelt so viele Einwohner wie Hongkong, einen inzwischen sehr viel größeren Hafen und dürfte auch in der Wirtschaftskraft schon bald Hongkong übertrumpfen. Was Deng Xiaoping vor 30 Jahren lediglich als Experiment begonnen hatte, ist die Musterstadt des modernen chinesischen Kapitalismus. Nun wird die Gegend um Shenzhen erneut als Experimentierfeld genutzt. Weiter„Erst eine Sonderzone, dann die ganze Welt“