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Skypes Konkurrenz aus China: Der Chatdienst Weixin

 

Bislang gibt es nur Vermutungen, wie sehr die chinesische Diaspora zum wirtschaftlichen Aufbau der Volksrepublik beiträgt. Der Einfluss muss jedoch immens sein. Außerhalb Greater China, also der Volksrepublik, Taiwan, Hongkong, Macao und Singapur, leben rund 50 Millionen Chinesinnen und Chinesen. Die meisten von ihnen in Südostasien, den Vereinigten Staaten, Kanada und Australien. Es ist kein Geheimnis, dass viele von ihnen wohlhabend sind, zugleich aber mit Milliardeninvestitionen gehörig zum Aufschwung im Mutterland beitragen.

Auslandschinesen sind aber nicht nur kräftige Kapitalgeber. Zuweilen verhelfen sie auch chinesischen Online-Unternehmen zum Welterfolg: WeChat des chinesischen Internet-Giganten Tencent zum Beispiel, in China bislang bekannt unter dem Namen Weixin.

Dabei handelt es sich um einen Chat- und Onlinetelefondienst, vergleichbar mit WhatsApp oder Line. Es funktioniert im Prinzip wie jedes andere Chat-Programm, verfügt allerdings über ein paar Funktionen, die sich zumindest unter jungen Chinesen enormer Beliebtheit erfreuen.

Der Smartphone-Nutzer kann etwa über Weixin eine Telefonnachricht aufsprechen, die der Empfänger dann jederzeit wie bei einer Kurznachricht, nur eben vertont, abrufen kann. Beliebt sind auch die sogenannte Flaschenpost- sowie Schüttelfunktionen. Bei beidem verschickt der Nutzer eine möglichst persönlich formulierte Kontaktanfrage an Unbekannt. Bei der Flaschenpost entscheidet der Zufall, wer die Anfrage empfängt. Bei der Schüttelfunktion ist der Empfänger jemand in unmittelbarer Nähe. Angeblich sind auf diese Weise schon Millionen Freundschaften in China zustande gekommen.

Mit diesen simplen Zusatzfunktionen hat Weixin in China seine Konkurrenz abgehängt. Nach Angaben der Betreiberfirma Tencent gibt landesweit bereits mehr als 200 Millionen Nutzer. Nun ist Weixin als WeChat auch auf dem globalen Vormarsch.

Online-Erfindungen aus den USA wie Facebook, Twitter oder Youtube benötigen keine gezielte Strategie, um sich weltweit auszubreiten. Die Chinesen sprechen neidisch von Softpower. Was sich in den USA durchsetzt, ist wenig später quasi von selbst auch im Rest der Welt populär.

Die Chinesen besaßen diese Softpower bislang nicht. Das könnte sich  dank der vielen Auslandschinesen ändern. Sie haben Weixin nämlich inzwischen aus ihrem Ursprungsland importiert. In Indonesien, Malaysia, Singapur, Thailand und Vietnam hat sich Weixin bereits über die chinesischen Communitys verbreitet. In den China-Towns der Vereinigten Staaten, Kanada und Australiens ist es inzwischen auch die beliebteste App. Und auch in Paris und London wächst die Quote an WeChat-Nutzern rasant.

Nicht zu vergessen sind die rund 60.000 Ingenieure und Software-Entwickler chinesischer Abstammung, die im Silicon Valley leben und arbeiten. Auch sie sind begeisterte Weixin-Nutzer. Und sie bringen wiederum ihre nicht-chinesischen Freunde und Bekannte dazu, sich die App auf ihr Smartphone zu laden.

Nur in Deutschland verbreitet sich WeChat nicht ganz so schnell. Simple Erklärung: Hierzulande gibt es einfach noch nicht so viele Chinesen.