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Jetzt steht Samsung am Pranger

 

Der südkoreanische Elektronikhersteller Samsung wird dieser Tage mit Patentklagen überzogen. Klagen über die Arbeitsbedingungen im Unternehmen waren bisher selten. Das könnte sich ändern. Die in New York ansässige Arbeitnehmerorganisation China Labor Watch weist in einem neuen Report zum wiederholten Male auf die Zustände in den Werken von Samsung und seiner Zulieferfirmen in China hin.

Der Bericht beschreibt die Arbeitsbedingungen in den Fabriken eines Unternehmens namens Chitwing Mould Industry. Die Firma stellt für Samsung in China unter anderem Schutzhüllen für Smartphones her. Dabei beschäftige sie vorwiegend junge, unerfahrene Frauen im Alter zwischen 16 und 24 Jahren, heißt es in dem Bericht. In einigen Fabriken würden neuen Mitarbeitern Blanko-Arbeitsverträge zur Unterzeichnung vorgelegt. Viele Arbeiter seien gezwungen, stehend zu arbeiten, obwohl ihre Arbeit auch im Sitzen zu erledigen wäre.

Hinzu kämen eine erhebliche Zahl von Überstunden, kritisiert die Organisation. Manche Arbeiter arbeiteten bis zu 16 Stunden am Tag. Die monatliche Arbeitszeit betrage in manchen Fällen mehr als 220 Stunden. Nach chinesischem Recht sind nicht mehr als 36 Überstunden im Monat erlaubt. Schon das ist eine Menge.

Es ist nicht das erste Mal, dass Samsung in der Kritik steht. Bereits im September hatte das Unternehmen Besserung versprochen, nachdem China Labor Watch die Arbeitsbedingungen kritisiert hatte. Samsung leitete damals sogar eine Untersuchung über die Arbeitsbedingungen im Konzern ein.

Anfang der Woche hat Samsung seinen Prüfbericht veröffentlicht. Darin gibt das Unternehmen zu, dass einige seiner 105 Zulieferer sich „unangemessener Methoden“ bedienen. So seien in der Vergangenheit Mitarbeiter bestraft worden, wenn sie zu spät kamen. Im Zuge der Prüfung sei man jedoch nicht auf Kinderarbeit gestoßen. Auf Anfrage von ZEIT ONLINE teilt Samsung mit, man nehme die Bedenken „sehr ernst“. Das Überstundenproblem will Samsung allerdings erst bis Ende 2014 in den Griff bekommen.

Stimmen die Vorwürfe von China Labor Watch, dann verstößt Samsung gegen chinesisches Arbeitsrecht. Das ist möglich, weil auf den chinesischen Staat kein Verlass ist. Zu korrupt sind die Behörden, zu halbherzig auch der Wille der Zentralregierung, das Problem anzugehen. Am Ende wird nur der Druck der westlichen Konsumenten etwas bewirken können.

Den sollte Samsung nicht unterschätzen. Nachdem vor zwei Jahren öffentlich wurde, dass sich auf dem Fabrikgelände des Apple-Zulieferer Foxconn junge Menschen das Leben nehmen, kam es weltweit zu Protesten vor Apple-Filialen. Die Geräte von Apple gerieten erstmals ernsthaft in Misskredit. Der Konzern musste reagieren, die Löhne für die Beschäftigten von Foxconn wurden erhöht.

Samsung ist mit seinen Tablet-PCs und Smartphones dabei, Apple Konkurrenz zu machen. Spricht sich herum, dass die Südkoreaner dem Arbeitsschutz nur wenig Wert beimessen, dürfte es mit der Aufholjagd schnell vorbei sein. Das könnte dem Konzern teurer zu stehen kommen als alle Patentklagen zusammen.