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Revolution bei Foxconn

 

Ausgerechnet Foxconn: Der taiwanische Auftragsfertiger, der vor allem Apple, aber auch Hewlett-Packard, Microsoft und Nokia beliefert, ist bisher vor allem durch schlechte Schlagzeilen aufgefallen. Mal ging es um zu geringe Löhne, miserable Arbeitsbedingungen und die Beschäftigung von Minderjährigen. Ein anderes Mal um Proteste, Unruhen in Fabriken oder eine Serie von Selbstmorden.

Nun berichtet die Financial Times, das Unternehmen mit seinen rund 1,2 Millionen Angestellten in China wolle zum ersten Mal freie Betriebsratswahlen zulassen.

Die Zeitung beruft sich auf die Unternehmensleitung von Foxconn. In einer geheimen Wahl sollen schon bald ein Betriebsratsvorsitzender sowie 20 Ausschussmitglieder bestimmt werden. Alle fünf Jahre soll es Neuwahlen geben. Die Arbeitnehmervertreter würden abseits des Einflusses der Firmenleitung vor allem junge Mitarbeiter repräsentieren, verspricht das Unternehmen.

Bislang werden in China Arbeiterinnen und Arbeiter von der staatlichen Einheitsgewerkschaft kontrolliert, der chinesischen Gewerkschaftsunion. Sie ist mit offiziell 134 Millionen Mitgliedern die größte Gewerkschaft der Welt. Doch obwohl sie zwei Prozent der Lohnsumme kassiert, steht sie in vielen Arbeitsauseinandersetzungen oft eher auf Seiten der Firmenleitung und stramm an der Seite der Kommunistischen Partei.

Dabei hatte die chinesische Führung bereits 2008 ein verhältnismäßig fortschrittliches Arbeitsrecht eingeführt. Die Arbeitgeber sind seitdem verpflichtet, schriftliche Arbeitsverträge mit ihren Angestellten abzuschließen. Es gibt einen Kündigungsschutz und selbst die Sicherheit am Arbeitsplatz und die Arbeitsbedingungen sind vergleichbar mit deutschen Standards. Gewerkschaftsarbeit wird ebenso ausdrücklich erwünscht. So steht es zumindest im Gesetzestext.

Die Praxis sieht aber häufig anders aus – nicht nur, aber vor allem in den Foxconn-Werken.

Nachdem Apple und Foxconn in den vergangenen Jahren besonders häufig kritisiert wurden, haben beide Firmenleitungen reagiert und versprochen, die Arbeitsbedingungen zu verbessern. Apple beauftragte die unabhängige Arbeiterorganisation Fair Labor Watch, Vorschläge zu machen. Dazu gehört auch eine unabhängige Arbeitnehmervertretung, die Foxconn nun offenbar umsetzen will.

Arbeitsrechtler sind dennoch skeptisch, ob sich mit dieser Ankündigung für die Foxconn-Mitarbeiter sehr viel verändern wird. „Foxconn ist nicht das erste Unternehmen in China, das freie Wahlen ausprobiert“, sagt Anita Chan vom China Research Centre an der Technischen Universität in Sydney. Sie verweist auf Walmart, Reebock und Honda. Mit der Ankündigung habe Foxconn zwar Aufmerksamkeit erregt. Zu wirklichen Veränderungen werde das aber nicht führen. „Es ist alles PR“, sagt Chan.

Ob das stimmt? Entscheidend wird sein, ob die Foxconn-Leitung wirklich unabhängige Gewerkschaftsarbeit ermöglicht. Das wird sich zeigen. Vielleicht geht Foxconn ja dieses Mal wirklich als gutes Vorbild voran.