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Foxconn will zur Marke werden

 

Das Unternehmen baut das Innenleben eines Großteils der weltweiten Smartphones. Die meisten Spielekonsolen dieser Welt werden vom Konzern hergestellt, ebenso Drucker, Prozessoren, DVD-Player, Flachbildschirme, Notebooks und Tablet-PCs. Und doch ist der Firmenname bislang nur selten auf den Produkten zu sehen. Das soll sich nun ändern. Foxconn, der weltgrößte Auftragshersteller von Elektronikgeräten und bekannt vor allem als Lieferant für Apple, wagt sich ins Rampenlicht, um mit eigenen Produkten und Dienstleistungen zu punkten.

Unlängst hatte das taiwanische Unternehmen bereits angekündigt, für die 4G-Mobilfunkfrequenzen seines Landes mitzubieten. Taiwan mit seinen 23 Millionen Einwohnern ist zwar nur ein vergleichsweise kleiner Markt für Foxconn, das weltweit über 1,2 Millionen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt und allein im vergangenen Jahr einen Umsatz von über 130 Milliarden Dollar gemacht hat. Aber das Signal ist klar: Es will künftig auch auf eigene Rechnung mitmischen. Und im Heimatmarkt wird begonnen.

Mehr als zwei Jahrzehnte hat Foxconn gut davon gelebt, für andere Unternehmen Produkte herzustellen. Zu den größten Kunden gehörten neben Apple Sony, Nokia, Dell, Acer, Intel, Hewlett Packard, Nintendo, Amazon, Cisco und Huawei. Die gigantischen Fabriken mit bis zu 300.000 Mitarbeitern stehen vor allem in China. Foxconns Geschäftsmodell: Als Auftragshersteller stellt das Unternehmen Elektrogeräte in so gigantischen Mengen her, dass die Produktionskosten sehr niedrig blieben. Hinzu kamen die lange Zeit niedrigen Löhne in China von unter 40 Euro im Monat pro Mitarbeiter.

Doch die Zeit der Billiglöhne in China ist vorbei. Im Durchschnitt verdient ein Foxconn-Mitarbeiter inzwischen 250 bis 300 Euro pro Monat. Hinzu kommt, dass seit 2010 nach einer Serie von Selbstmorden in den Foxconn-Werken weltweit über die Arbeitsbedingungen im Unternehmen diskutiert wurde. Das hat auch Auftraggeber wie Apple und Sony unter Druck gesetzt, bei Foxconn für Besserung zu sorgen – was die Arbeitskosten ebenfalls nach oben getrieben und die Gewinnmarge geschmälert hat. Für die Apple-Aufträge etwa bleibt nach Analysten-Schätzungen für Foxconn nur noch etwa vier Prozent der Umsätze als Gewinn übrig. Apple beauftragt inzwischen auch Konkurrenten von Foxconn.

Nun sieht sich Foxconn gezwungen, nach neuen Kunden und Geschäftsbereichen Ausschau zu halten. Das Unternehmen will künftig nicht nur als Mobilfunkdienstleister auftreten, sondern investiert auch sehr viel Geld in Software und den Aufbau von Elektronikgeräten unter eigenem Namen. Zudem kaufte sich der Konzern in bekannte Unternehmen wie etwa Sharp ein.

Tatsächlich stehen Foxconns Chancen, mit eigenen Produkten auf dem Weltmarkt zu expandieren, gar nicht schlecht: Das Unternehmen hält rund 21.000 Patente. Über 15.000 Ingenieure in Taiwan, China, Japan und den USA sitzen in den eigenen Entwicklungszentren und arbeiten an neuen Produkten. Und auch wenn der Versuch, in Kooperation mit der deutschen Kette Media-Saturn, in den chinesischen Elektronikfachmarkt einzusteigen, vorerst gescheitert ist und die Media-Markt-Fililalen in China nach nur zwei Jahren geschlossen wurden, will es Foxconn weiter versuchen. Das Unternehmen verhandelt derzeit mit anderen Anbietern.

In einem Punkt könnte es für die Marke Foxconn allerdings schwierig werden: beim Namen.