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Apples iPhone gilt in China als altbacken

 

Der wertvollste Technikkonzern der Welt braucht in China einen starken Verbündeten, um nicht von seinen kleinen Konkurrenten überrannt zu werden. Derzeit wirbt Apple heftig um die Gunst von China Mobile. Mit fast 800 Millionen Vertragskunden ist das der größte Mobilfunkanbieter der Welt. Wie das Wall Street Journal berichtet, haben sich beide Konzerne nach jahrelangen Verhandlungen darauf geeinigt, dass der staatliche Telekom-Koloss ab kommenden Jahr das iPhone in sein Angebot aufnimmt.

Bisher gibt es Apples iPhone in der Volksrepublik nur bei China Unicom, China Mobiles sehr viel kleinerem Konkurrenten. Das Problem: Wie auch in Deutschland ist der Verkauf häufig an Verträge mit langen Laufzeiten gebunden. Die Kunden erwerben das iPhone und den lange laufenden Vertrag im Paket. Wie der Paketpreis zustande kommt, lässt sich aber kaum durchschauen. Das schreckt viele Chinesen von den iPhones bei China Unicom ab. Außerdem tun sich Altkunden von China Mobile schwer, zur Konkurrenz zu wechseln: Sie können ihre Nummer nicht mitnehmen.

Dem Absatz von Apples iPhone war dadurch von Anfang an Grenzen gesetzt. In der stürmischen Anfangsphase des Verkaufs schien das kein Problem zu sein. Doch zuletzt ging Apples Marktanteil im größten Handymarkt der Welt stetig zurück. Grund war die unerwartet starke Konkurrenz – und die trägt einen chinesischen Namen: Xiaomi. In China gibt es eine ganze Reihe von einheimischen Smartphone-Anbietern: Huawei, Lenovo und eben Xiaomi. Außerdem ist da noch Samsung. Die Koreaner sind nicht nur weltweit sehr erfolgreich mit ihren Smartphones, sondern auch in China.

Xiaomi ist, anders als Samsung, in Europa noch kaum bekannt. Das dürfte sich bald ändern. Gegründet wurde das Unternehmen erst vor drei Jahren vom charismatischen Entrepreneur Lei Jun. Die ersten Mobiltelefone kamen Ende 2011 auf den Markt. Anderthalb Jahre später hat Xiaomi in China bereits mehr Smartphones verkauft als Apple in den vergangenen fünf Jahren. Ein Verkaufsargument: Das Einsteigermodell kostet umgerechnet gerade einmal rund 100 Euro und kann im Wesentlichen alles, was ein iPhone auch kann.

Apple-Geräte sind sehr viel teurer. Auch ist die Vertriebsstrategie des Unternehmens nicht mehr zeitgemäß. Es gibt in China acht Apple Stores, die jeden Tag voller Kunden sind. Aber in einem so großen Markt sind acht Läden einfach zu wenig. Apple bräuchte Firmen mit einer breiten Vertriebsstruktur als Partner, Firmen wie China Mobile.

Xiaomi hat es geschafft, seine Smartphones zu sehr geringen Kosten zu produzieren. Das Betriebssystem ist von Android abgeleitet, dessen Quellcode Google kostenlos zur Verfügung stellt. Die Produktion der Geräte übernehmen nach wie vor günstige Auftragshersteller wie Foxconn, von denen es in China jede Menge gibt. Mit seiner Firmengründung hat Lei den richtigen Zeitpunkt erwischt. Früher erforderte die Produktion von Handys sehr viel technisches Wissen, Software-Entwickler und eigene Fabriken. Damals stellte Siemens noch Handys her, und Nokia schien unbesiegbar. Das ist vorbei; heute geht es vor allem um gutes Marketing.

Davon versteht Xiaomi-Gründer Lei jede Menge. Ähnlich wie einst Steve Jobs weiß er sich auf Produktpräsentationen wie ein Star zu inszenieren. Sein wichtigster Vertriebskanal ist das Internet, die meisten Kunden bestellen ihr Xiaomi auf der Website. Das Modell Mi-3 verkaufte sich online innerhalb von 86 Sekunden 100.000 Mal. Wie Apple im Rest der Welt hat Xiaomi in China inzwischen eine große Fangemeinde. Wenn neue Produkte vorgestellt werden, kommen die Fans mit großen „I love Xiaomi“-Transparenten zum Event.

Apples Coolness-Faktor hingegen verblasst. Die Telefone wirken auf viele Chinesen altbacken und langweilig. Chinesen mögen es laut, bunt und knallig. Die Farbgebung der iPhone 5c ging für den chinesischen Markt sicherlich in die richtige Richtung. Aber chinesische Kunden bevorzugen es noch lauter und knalliger. Auf dem Handy-Display soll möglichst immer etwas blinken, herumflitzen und aufpoppen. Das läuft dem schlichten Apple-Design diametral entgegen.

Apple hofft, dass die Partnerschaft mit China Mobile in China einen neuen Absatzschub bringt. Aber ob das ausreicht?