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Jadehase ist für China eine Verkaufsschau

 

Es gibt eigentlich nur einen Grund, ein Objekt auf den Mond zu schießen: Eindruck schinden. Das ist auch beim Mondmobil Jadehase (Yutu) der Fall. Er ist mit dem Landemodul Chang’e 3 am Wochenende unversehrt und weich auf den Erdtrabanten gelandet und hat sich nun aufgemacht, in den kommenden drei Monaten die Oberfläche zu erkunden.

Wissenschaftlich gesehen wäre das Geld woanders sicher besser angelegt. Bei der Erforschung des Mondes handelt es sich um Grundlagenforschung. Und darin ist China bislang noch nicht gut aufgestellt. Die Physiker des Landes würden sich über einen großen Teilchenbeschleuniger sicherlich sehr viel mehr freuen, als was Jadehase verspricht. Zumal Amerikaner und Russen bereits vor 40 und 50 Jahren Mondgestein zur Erde brachten und die wissenschaftlichen Erkenntnisse allen zur Verfügung gestellt haben. Die wichtigsten Fakten über den Erdbegleiter sind bekannt.

Der Jadehase erfüllt dennoch seinen Zweck: Die chinesische Führung kann Erfolge vorweisen, die den Zusammenhalt im Land stärken. Vor allem aber beweist China seinen Fortschritt. Es handelt sich quasi um eine Verkaufsschau für chinesische Technik.

Die reibungslose Mondlandung von Chang’e ist eine Meisterleistung, auf die Chinas Tüftler sich nun stolz auf die Schulter klopfen können. Denn damit reiht sich China in die etablierten Raumfahrtnationen ein. Das waren bisher die USA, Russland, Japan und die EU.

Zugleich erfährt die Welt über Chinas inzwischen beachtlichen Fähigkeiten auf dem wichtigen Wirtschaftszweig der Luft- und Raumfahrttechnik. Die Volksrepublik will künftig auch in diesem Bereich als Anbieter auftreten. Das Geschäft mit der Türkei über den Kauf eines chinesischen Raketenabwehrsystems war nur ein Vorgeschmack. Das ist zwar etwas anderes als eine Mondmission, doch die Komponenten ähneln sich. Intelligente Software muss mit Düsentriebwerken zusammenarbeiten, um auf Daten zu reagieren, die in Echtzeit einlaufen. Bislang konnte China vor allem mit seinen sehr viel günstigeren Preisen punkten.

Technologisch holt China nun sogar Europa ein. Über ein bemanntes Weltraumprogramm verfügt die europäische Raumagentur ESA bislang nicht. Auch die Mondlandung hat China der EU jetzt voraus. In der Antriebstechnik sind die Russen bislang noch weiter. Chinesische Jets benutzen weitgehend noch russische Düsentriebwerke. Aber auch das wird sich schnell ändern.

Chinesische Ingenieure tüfteln bereits eifrig an eigenen Triebwerken, mit denen sie in der Zivilluftfahrt Airbus und Boeing Konkurrenz machen. Die C919 des chinesischen Flugzeugbauers Commercial Aircraft Corporation (Comac) soll schon 2015 in den Testbetrieb gehen und spätestens bis 2020 auf dem Markt sein. Chinas staatseigene Fluglinien gelten als sichere Abnehmer dieses staatseigenen Passagierflugzeugs. Bis 2029 sollen sie über viertausend Flugzeuge im Wert von rund 330 Milliarden US-Dollar abgenommen haben. Das bringt Comac auch in eine bequeme Position auf den internationalen Märkten.

Bilder vom Jadehasen sollen dafür sorgen, dass potenzielle Kunden bei China nicht mehr nur an Billigqualität denken, sondern an moderne, erfolgreiche Hochtechnik. Diese Mission hat Jadehase mit seiner gelungenen Landung schon jetzt erfüllt – unabhängig seiner anstehenden Gesteinsproben.