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Auch China setzt auf Fracking

 

Fracking war in China bislang nicht wirklich ein Thema. Zwar vermuten Geologen seit einiger Zeit, dass auf chinesischem Boden mehr Reserven an Gas und Öl in Schiefer und Sand stecken als in Kanada und den USA zusammen. Die chinesische Führung hat sich zum Ziel gesetzt, dass bis 2015 mehr als 6,5 Milliarden Kubikmeter Schiefergas gefördert werden soll. Doch passiert ist bislang wenig.

Es fehlt einfach an technischem Wissen, an der nötigen Infrastruktur und vor allem an Wasser. Zumindest die ersten beiden Punkte könnten aber schon sehr bald gelöst sein.Fracking ist eine aufwändige Methode. Technisch ist es erst seit etwa zehn Jahren möglich, Gasvorkommen in Schiefer und Sand in großer Menge zu erschließen. Anders als bei konventionellen Erdgas- und Erdölquellen, existiert beim Fracking kein natürlicher Druck. Er muss umständlich künstlich erzeugt werden. Dazu werden Chemikalien in ein Bohrloch gepresst, die das Gestein zum Platzen bringen. Zusätzlicher Sand sorgt dafür, dass die entstandenen Spalten sich nicht wieder schließen. Für all das wird jede Menge Wasser benötigt.

China zeigt seit geraumer Zeit großes Interesse an dieser Abbaumethode. Doch die bislang erschlossenen Lagerstätten befinden sich allesamt in schwer zugänglichen Gegenden, die meisten im Hochland der Provinz Sichuan am Fuße des weitgehend unerschlossenen tibetischen Plateaus. Ein zweites Gebiet mit gigantischen Reserven wird in der Wüste der Westprovinz Xinjiang vermutet. Während in den USA die Förderunternehmen vor allem deswegen profitabel arbeiten können, weil sie die Vorräte im Flachland von Texas und North Dakota anzapfen, muss bei den bislang erschlossenen chinesischen Förderstätten sehr tief gebohrt werden. Das treibt die Kosten in die Höhe.

Der Wassermangel ist das größte Problem

Zudem fehlte es bislang an Know-How. Die auf diesen Gebiet führenden US-Unternehmen haben ihr Wissen nur sehr zögerlich mit den Chinesen geteilt. Die Nachfrage in den USA war dank dem Boom der vergangenen Jahre ohnehin so groß, dass sie kaum unter Druck standen, den Chinesen ihre Technologie zu verkaufen.

Das ändert sich nun. Die großen Energierkonzerne CNOOC und Sinopec, beide in Staatshand, investieren derzeit in neue Infrastruktur und bauen eifrig Straßen und Pipelines. Zudem werben sie mit viel Geld Experten aus aller Welt an. Ölservice-Unternehmen wie Schlumberger, die schottische Weir-Gruppe, aber auch ExxonMobil, Chevron, Shell, Total – sie alle sind bereit. Im Wege stehen ihnen zwar noch viele bürokratische Hürden. Denn trotz des Bedarfs an ausländischer Technologie will die chinesische Führung auch weiterhin die Kontrolle über den Energiesektor behalten.

Das Hauptproblem in China aber bleibt der Wassermangel. Der gesamte Nordwesten Chinas leidet unter extremer Trockenheit. Sichuan hat dank seiner Nähe zum schneereichen Himalaya zwar ausreichend Wasser. Doch schon jetzt werden zur Energiegewinnung die Flüsse gestaut und umgeleitet, sodass es zu geologischen Verwerfungen und klimatischen Veränderungen gekommen ist. Sie könnten zunehmen, sollte demnächst Wasser fürs Fracking bis hinaus in die Wüsten Xinjiangs umgeleitet werden, ganz zu schweigen von der Verseuchung der Böden und damit des Grundwassers durch Fracking.

Die technischen und infrastrukturellen Fortschritte machen Fracking in China zwar wirtschaftlich attraktiv und dürften den Befürwortern dieser Technik auch in der Volksrepublik Rückenwind geben. Schon jetzt ist abzusehen, dass Fracking in China schlimmere Umweltschäden anrichten wird als in anderen Ländern.