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Uber erobert China

 

Wer in Peking oder anderen chinesischen Großstädten häufig ein Taxi nutzt, weiß: In China ist Taxifahren eine Qual. Die Rücksitze sind dreckig, es riecht verraucht, die Fahrer sind vom Dauerstau genervt. Wegen der ständigen städtebaulichen Veränderungen kennen viele nicht einmal ihr Ziel, geschweige denn den Weg dahin. Und seit chinesische Taxi-Apps wie Didi oder Kuaidi üblich sind, halten viele Taxifahrer nicht einmal mehr am Straßenrand an. Sie reagieren nur noch auf Online-Bestellungen, weil sie bei der Suche nach Fahrgästen nicht ständig im Stau stehen wollen.

Menschen ohne Smartphones und Ausländer ohne Chinesisch-Kenntnisse haben da kaum eine Chance – denn wer seine Ortsangaben nicht korrekt in die App einspricht, wird vom Fahrer oft nicht verstanden und damit auch nicht abgeholt.

Für viele ist es der Service des Fahrdienstvermittlers Uber daher ein Segen.

Uber-Fahrer sind fast immer freundlich, ihre Fahrzeuge gepflegt und sauber. Die meisten sind auch geübt im Umgang mit Technik, zum Beispiel können sie die Navigationsapps auf ihren Smartphones bedienen. Fast jeder Ort ist für sie auffindbar. Kein Wunder, dass Uber in China so viel Zuspruch erfährt.

Nach Angaben von Uber-Chef und -Mitbegründer Travis Kalanick werden in China täglich eine Million Fahrten gebucht. Ein rasanter Anstieg – allein im vergangenen Monat habe sich die Zahl der Fahrten in China verdoppelt, sagt Kalanick. Die Volksrepublik ist damit der zweitgrößte Markt von Uber nach den USA. 60.000 Arbeitsplätze sind entstanden.

Uber investiert viel in den Siegeszug

Das lässt sich das Unternehmen aus Kalifornien jedoch einiges kosten: Die New York Times berichtete Anfang der Woche, Uber zahle derzeit an die Fahrer Boni, die sogar den Fahrpreis übersteigen – um innerhalb kurzer Zeit viele neue Fahrer zu rekrutieren. Allein in diesem Jahr will Uber eine Milliarde Dollar in sein China-Geschäft investieren. Bis Ende 2016 sollen Uber-Fahrer in 50 der 80 chinesischen Fünf-Millionen-Städte ihre Dienste anbieten.

Dabei ist China für Uber kein einfacher Markt. Dominiert wird er derzeit von Didi Kuaidi, einem Zusammenschluss der beiden bislang führenden Taxi-Apps. Dahinter stecken die chinesischen Internet-Giganten Alibaba und Tencent. Die Regierung in Peking will ohnehin lieber ein chinesisches Unternehmen als Marktführer.

Hinzu kommt, dass auch die Behörden nicht glücklich über den amerikanischen Fahrdienstvermittler sind. Wie in anderen Ländern vermuten sie Verstöße gegen Beförderungsregeln, weswegen die Polizei in der südchinesischen Stadt Guangzhou bereits ein Uber-Büro durchsucht hat. Vor allem fürchten die Behörden den Zorn der Taxifahrer. In mehreren Städten sind Taxifahrer bereits handgreiflich gegen Uber-Fahrer geworden.

Allerdings weiß auch Uber einen mächtigen chinesischen Partner hinter sich: Im Dezember ist der große Internetkonzern Baidu, Betreiber von Chinas derzeit größter Suchmaschine, bei Uber eingestiegen. Ein geschickter Schachzug des US-Unternehmens – denn damit ist Uber automatisch ein Stück weit chinesisch.