Lesezeichen
‹ Alle Einträge

Tandems sind für Familien ideal

 

Doppelter Fahrspaß © Reidl

Es nieselt. Mittlerweile seit drei Stunden. Aber wenigstens ist es windstill. Hinter mir auf dem Tandem summt mein Sohn zufrieden ein Lied. Seine Schwester rollt mit ihrem Vater gerade breit grinsend an uns vorbei. Die beiden überholen uns heute ständig. Kein Wunder. Sie sind auf dem Santana-Tandem unterwegs, dem Rennrad unter den Tandems.

Der Kurzurlaub ist ein Test. Seitdem wir Kinder haben, suchen wir für unsere Radreisen immer wieder neue Lösungen, mit der alle zufrieden sind. Zuerst zogen wir sie im Anhänger über den Asphalt, später per Tandem-Kupplung FollowMe. Im zurückliegenden Sommerurlaub war erstmals die ganze Familie autark auf ihren Rädern unterwegs. Aber einige Straßen in Italien und Kroatien waren doch steiler und stärker befahren als in der Beschreibung angekündigt. Das kostete uns Eltern Nerven und die Kinder Kraft und Lust.

Um beides zu schonen, nun also der Versuch mit Tandems. Überzeugte Fahrer von Zweisitzern schwärmen stets von den Vorteilen. Sind die Kinder erst mal alt genug und sitzen sicher im Sattel, treten sie auf dem Tandem per Kinderkurbelsatz so stark mit, wie sie wollen. Im Windschatten plaudern sie während der Fahrt mit ihrem Chauffeur, essen etwas oder fahren freihändig. Derweil kurbeln die Erwachsenen ihr gewohntes Tempo und machen Strecke. Hört sich gut an. Aber ist es wirklich so einfach? Und welches Tandem wählt man, wenn plötzlich zwei mitfahren?

Zweirad komfort von Zwei plus Zwei © Reidl

„Ich will auf das blaue Rad, das Silberne ist mir zu kippelig“, hatte unser Sohn Luis nach der Probefahrt erklärt. Das glänzende Santana Tandem ist in der Tat etwas gewöhnungsbedürftig. Es ist sehr agil, reagiert auf jede Lageveränderung von Fahrer und Beifahrer. Mit einem Kind im Rücken führt das manchmal zu Überraschungen, wenn es Flugzeug spielt oder beim Singen plötzlich wild mit den Armen fuchtelt. Aber man fährt sich schnell ein, und für das geringe Gewicht des Titan-Tandems (18 Kilogramm) nehme ich eine kurze Eingewöhnungsphase gerne in Kauf.

Denn gegen das Santana ist das Zweirad von Zwei plus Zwei recht schwer. 24 Kilogramm bringt es auf die Waage. Sein großer Vorteil ist: Es fährt sich so stabil wie ein Einsitzer. Der Hersteller hat zwei Modelle in verschiedenen Varianten im Programm. Wir sind mit dem Tiefeinsteiger unterwegs, das für die Ebene konzipiert ist. Für einen Mitfahrer mit körperlichen Einschränkungen oder Paaren, die gerne gemeinsam an Flussläufen entlang radeln – oder eben für Touren mit Kindern.

Unkomplizierter Transport mit Gepäck © Reidl

Die Fahrruhe gibt dem Beifahrer Sicherheit. Meinem Kind so viel, dass es immer wieder ins Träumen gerät und nur noch der Pedalbewegung folgt. Das soll kein Dauerzustand sein, aber für eine Weile oder zum Ausruhen ist das völlig in Ordnung.

„Ist es noch weit? Mir ist kalt“, ruft Smilla vom anderen Tandem. Etwa 20 Kilometer liegen noch vor uns bis nach Lauenburg. Bislang sind wir an diesem Tag nur in der Ebene geradelt. 65 Kilometer, aber wir waren zügig unterwegs. Drei Stunden haben wir gebraucht. Das letzte Stück durch den Wald gibt es ein paar kurze, knackige Anstiege. Außerdem dämmert es, nass ist es sowieso, und auf den Waldwegen liegt ein dickes Polster aus Laub. Eigentlich keine guten Voraussetzungen, um mit Kindern unterwegs zu sein. Aber auf den Tandems macht das nichts. Im Gegenteil. Da Smilla kalt ist, kann sie bergauf mit in die Pedale treten. Sie macht das gern. Für sie ist das ein Spiel. Und schon düsen sie und ihr Vater los. Auf Asphalt fahren die beiden problemlos 40 km/h.

Mit dem Cityrad sind wir wesentlich langsamer unterwegs. Aber die Nuvinci-Nabenschaltung kann auch bei den Steigungen gut mithalten. Anderthalb Stunden später sind wir da. Mittlerweile ist es finster. Das letzte Stück fahren wir über eine befahrene Straße. Wir Fahrer sind entspannt. Schließlich wissen wir die Kinder sicher auf den hinteren Sätteln. Die beiden sind auch zufrieden. Sie hatten einen erlebnisreichen Tag, mit Tierfütterung, einer Fährfahrt, Kuchen essen und vielem mehr.

Am nächsten Tag fahren wir nur 35 Kilometer bis nach Mölln. Wir starteten im Sonnenschein, doch unterwegs begann es immer stärker zu regnen. Deshalb brechen wir für heute ab und packen die Tandems in den Regionalexpress. Das geht erstaunlich gut. Mitfahrer fassen am Heck mit an und so sind die Räder schneller im Zug verstaut als vier Einzelräder. Alle sind zufrieden, und der Entschluss ist einstimmig: Kommendes Jahr gehen wir mit Tandems auf Radreise.

 

Die Räder:

Ein sportliches Santana Tandem mit einer Shimano XTR Mountainbikeschaltung und Rennradschalthebeln. Es ist schnell, bequem, komfortabel und wendig. Santana-Gründer Bill McCready hat vor rund 35 Jahren beschlossen, die besten Tandems der Welt zu bauen. Seitdem versorgt er den Markt mit schnellen Flitzern, die gut durchdacht sind, extrem stabil, sehr leicht und mit hochwertigen Komponenten ausgestattet. Das Santana-Tandem, mit dem wir unterwegs waren, kann man zudem auseinandernehmen und somit einfach in einem Pkw verstauen. Es ist mit stabilen S&S-Kupplungen verbunden. Wir haben ein Rad von Wolfgang Haas geliehen, dem Exklusivvertreter von Santana für Deutschland und Europa.

Das Zweirad komfort von Zwei plus Zwei ist ein solides Fahrrad, mit dem man in der Ebene und in leicht hügeligem Gelände souverän unterwegs ist. Man unterschätzt es leicht, weil es etwas behäbig wirkt. Aber mit einem Erwachsenen im Heck ist es durchaus schnell – außerdem unglaublich stabil, sicher und bequem. Es fährt sich wie ein Einsitzer. Mit der Nuvnici-Nabe 360 und dem Nabendynamo ist es sehr bedienungsfreundlich und wartungsfrei. In der Sportversion gibt es das als Zweiradtour mit Kettenschaltung oder Rohloff-Nabe.