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Jesus erpressen für ein BMX-Rad

 

© VELOBerlin Film Award
© VELOBerlin Film Award

Was Camilo Gutierrez mit seinem BMX-Rad macht, ist unglaublich. Er tanzt mit ihm, und je länger der Tanz dauert, desto schneller wird Gutierrez. Irene Rojas Erlenbach hat das in ihrem sehr sehenswerten Film „Autum(n)“ eingefangen.

„Autum(n)“ ist einer meiner Favoriten im Fahrrad-Film-Wettbewerb der Messe VELOBerlin, auf der in diesem Jahr erstmals der VELOBerlin Film Award verliehen wird. „Cycling in the City“ ist das Thema. Von den 300 Bewerbungen hat ein sechsköpfiges Sichtungsteam der Firma interfilm Berlin 20 Kurzfilme für den Wettbewerb ausgewählt. Sie werden auf der Messe gezeigt, aber man kann auch schon jetzt online über sie abstimmen.

In der Pressemitteilung zum Filmwettbewerb heißt es, die Filme sollten „mit Witz und Raffinesse vielschichtige Sichtweisen auf das Phänomen Fahrrad und neue Perspektiven auf die Stadt eröffnen.“ Das ist nicht allen Wettbewerbsbeiträgen gelungen. Aber es gibt ein paar sehr schöne Beispiele. Der Film über Camilo Gutierrez ist nur eines davon.

© VELOBerlin Film Award
© VELOBerlin Film Award

Lohnend ist auch „Pak Becak“ von Mark Andersson. Der Filmtitel bedeutet soviel wie „Mr. Fahrradrikscha“. Andersson verfolgt in seinem Beitrag eher dokumentarisch und angenehm unaufgeregt das Leben eines des Rikscha-Fahrers in Yogyakarta auf Java.

Seit über 50 Jahren verdient der Mann mit der Rikscha den Lebensunterhalt für sich und seine Frau. Unfallfrei, wie er betont, und ohne sich je mit einem Fahrgast gestritten zu haben. Das ist ihm sehr wichtig.

Ein größerer Gegensatz als der zwischen „Pak Becak“ und dem Protagonisten von „Dos Ciclos“ ist wohl kaum denkbar. „Riding your bike is like you have wings on your feet“, sagt er, und sein kurzer Flug durch Mexiko City ist ein großer Spaß. Dem Wahnsinnigen beim Radfahren zuzusehen, beflügelt. Man wünscht sich fast den Sommer herbei, um draußen endlich wieder im T-Shirt schnell Rad fahren zu können.

In der Vorab-Auswahl sind mit „True Unique“ und „Anton“ auch zwei Beiträge über Menschen, die in Berlin Räder verkaufen. Beide sind interessant, und vielleicht angesichts des Wettbewerb-Themas auch unverzichtbar. Allerdings hätten ein paar mehr Beiträge, die eine fiktive Geschichte erzählen, dem Festival gut getan.

Geschichten zum Beispiel wie die von „If you want your mother back“. Der Film erzählt von einem kleinen Jungen, der eine Madonna aus der Kirche klaut, um ein BMX-Rad von Jesus zu erpressen. Oder die Horrorparodie von José Pedro Lopes. Sein Beitrag „O Risco“  ist so absurd wie komisch und ein schöner Ausreißer in der Auswahl.

Eher enttäuschend sind die Beiträge „Where are the pyramids?“ und „8 Minute Deadline“. Ihre Bildsprache ist zwar interessant, aber beiden fehlt der rote Faden. So werden sie schnell langweilig.

Alle nominierten Filme werden jetzt im Internet und bei der VELOBerlin am 23. und 24. März gezeigt. Bis zum 22.März darf man abstimmen.