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Die Top 50 German Bike Blogs: Ein Ranking und seine Bedeutung

 

Zimmer mit Fahrrad © www.stephanlemke.com für 25hours Hotel
Hotelzimmer mit Fahrrad © www.stephanlemke.com für 25hours Hotel

Der Journalist und Fahrradblogger Wolfgang Scherreiks hat vergangene Woche zum zweiten Mal sein Ranking der Top 50 German Bike Blogs veröffentlicht. Die Liste seiner Favoriten ist subjektiv, aber wie er selbst schreibt, geht es eher „um das Kuratieren einer Sammlung als ein erbittertes Geschacher um einzelne Plätze“. Interessanter als der eigentliche Listenplatz ist ein Blick auf die Anzahl und Vielfalt der Blogs und dem, was sie widerspiegeln.

Rund 200 Blogger und Bloggerinnen tummeln sich zum Thema Fahrrad im deutschsprachigen Raum. Sie schreiben über Mode, Radsport, Fahrradreisen oder Radverkehrspolitik.  Viele der Blogs sind Fundgruben. Eine genaue Durchsicht lohnt sich.

Ebenso der Blick aus der Distanz. Denn die Gesamtheit der Blogs zeigt recht eindrucksvoll, was Radfahren hierzulande ausmacht.

In unserer Gesellschaft ist Radfahren selbstverständlich. Deshalb wird es gerne unterschätzt. Dabei ist das Velo so vielschichtig wie kaum ein anderes Fahrzeug und bietet unglaublich viele Möglichkeiten.

Wer sportlich unterwegs sein will, kann zwischen Rädern wählen, deren Reifen kaum breiter sind als ein Daumennagel oder eben so dick wie eine Faust. Dazwischen gibt es alles an Profilen und Breiten, was man sich wünschen kann. Damit radeln die Menschen dann in die Pampa, auf asphaltierten Straßen oder zur gemütlichen Tour entlang der Donau.

Für andere ist das Velo Alltagsgefährt auf dem Weg zur Arbeit oder für die Wege in der Stadt. Und dann gibt es die Menschen mit Faible für Design und Technik. Sie  können sich an der schlichten Funktionalität eines Fahrrads erfreuen wie andere an einem Freischwinger-Stuhl von Mies van der Rohe – unabhängig davon, ob die Räder up to date sind oder 50 Jahre alt.

In den Städten erlebt das Fahrrad derzeit ein bemerkenswertes Revival. Läden wie Stilrad in München stellen die guten Stücke mittlerweile im Showroom aufs Podest. Auch das sagt viel aus. Wer dort einkauft, führt selten Technikgespräche. Wer dort einkauft, sucht ein Rad, das zum Outfit passt. Oder zur Inneneinrichtung der Wohnung.

Manche Radfahrer hängen sich ihr Rennrad oder Stadtrad einem Gemälde gleich an die Wand. Das gerade eröffnete 25hours Hotel Bikini Berlin hat in jedes seiner 23 Urban L Zimmer ein Schindelhauer-Fahrrad an die Wand gehängt, stilvoll in das extra dafür entwickelte Fahrradregal. Der Hotelgast darf es nutzen, es ist im Zimmerpreis inbegriffen.

Das illustriert recht anschaulich den gesellschaftlichen Wandel. Vor 20 Jahren wäre wahrscheinlich kein Hotelier auf die Idee gekommen, seinen Gästen ein Fahrrad an die Zimmerwand zu hängen. Aber um das zu tun, spielt neben der Optik auch die Technik eine entscheidende Rolle.

Die Fahrräder haben in den vergangenen zwei Jahrzehnten technisch einen enormen Sprung getan in Bezug auf Lichttechnik und Pannenschutz. Seitenläuferdynamos, flackernde Lämpchen oder der ewige Plattfuß sind Vergangenheit. Zugleich macht sich ein schicker Riemen besser an der Zimmerwand als eine ölige Kette.

Sicher, das 25hours Hotel ist nicht die Regel. Die Regel auf den Straßen sind weiterhin gewöhnliche City- und Trekkingräder. Und immer häufiger auch Pedelecs und E-Bikes. Der Markt boomt.

Diese Entwicklung spiegelt sich im Bike-Blog-Ranking allerdings überhaupt nicht wider. Scherreiks fand nur den e-Rad-Hafen von Wasilis von Rauch erwähnenswert. Ein interessantes Blog, das ich gerne lese, von dem ich mir aber häufiger ein Posting wünsche. Das Elektrorad-Segment bietet noch viel Spielraum für Blogger, ebenso das Thema Lastenrad, das derzeit ganz langsam in einigen Städten als Verkehrsmittel für Gewerbetreibende wieder Fuß fasst.

Das Fahrrad hat noch viel Potenzial für den Nutzen im Alltag und in der Freizeit. Die Blogs zeigen das. Insbesondere die Entwicklung der Pedelecs steht noch am Anfang und birgt sicherlich noch viele Überraschungen für schöne Räder, die allesamt gefahren werden wollen. Und das ist das, was alle Fahrradblogger und immer mehr Menschen im Land gerne wollen: Radfahren.