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Jeder Zweite fühlt sich auf dem Rad nicht sicher

 

Deutschland ist auch Fahrradland. Fast jeder Dritte benutzt das Fahrrad mehrmals pro Woche als Verkehrsmittel, und etwa genauso viele wollen damit zukünftig häufiger unterwegs sein. Das sind einige Ergebnisse des Fahrrad-Monitor 2013. Zum dritten Mal ließ die Bundesregierung die Deutschen über ihr Nutzungsverhalten und ihr Verhältnis zum Fahrrad befragen; beauftragt wurde das Sinus-Institut. Einige Ergebnisse überraschen, andere waren vorhersehbar.

Die Bundesregierung selbst schneidet bei den 2.046 Befragten recht schlecht ab. Gerade einmal 15 Prozent empfinden die Regierung als fahrradfreundlich. In Schulnoten ausgedrückt verabreichten die Deutschen ihr eine gute Vier. Den Menschen fehlen Radwege, bessere Beläge auf ihren Wegen und eine bessere Beleuchtung. Außerdem wünschen sie sich mehr Abstellanlagen an Bahnhöfen und Haltestellen.

Die Landesregierungen kamen nur unwesentlich besser weg. Sie erhielten im Schnitt eine 3,3 – das ist eine Drei minus. Wobei Berlin genau im Durchschnitt liegt, Hamburg mit 3,6 und Nordrhein-Westfalen 3,5 fast gleichauf liegen. 82 Prozent der Befragten wollen, dass sich die Kommunalpolitik stärker mit dem Radverkehr beschäftigt.

Mehr Geld fürs Neurad

Wie schon in den vergangenen Jahren steigt weiterhin der Preis, den die Deutschen für ein Neurad ausgeben wollen. Mittlerweile liegt dieser bei 658 Euro; 2009 lag der Wert noch bei 570 Euro. Diese Entwicklung hängt mit dem weiterhin großen Interesse an Elektrofahrrädern und dem Kauf von solchen Bikes zusammen. Diese sind in der Regel teurer als herkömmliche City- und Trekkingbikes und steigern so stetig den durchschnittlichen Kaufpreis.

90 Prozent der Befragten kennen Elektroräder, aber 88 Prozent von ihnen sind noch nie eines gefahren. Dennoch würden sich 27 Prozent der Befragten beim Neukauf für ein Rad mit Motor entscheiden. Für E-Räder interessieren sich eher Männer als Frauen, und bei den Altersgruppen sind es nach wie vor eher Ältere über 50, die Interesse am elektrischen Veloantrieb bekunden.

Weiterhin kennt mehr als die Hälfte der Radfahrer, die an der Umfrage teilnahmen, nicht die Marke ihres eigenen Velos (58 Prozent). Das ist bei einem Auto undenkbar und sollte die Hersteller nachdenklich stimmen.

Trend Radfahren nicht spürbar

Die Fahrradnutzung ist laut Umfrage relativ stabil geblieben, die Intensität der Nutzung soll aber leicht zurückgegangen sein. Diese Zahlen sind überraschend, denn dieses Ergebnis widerspricht dem Trend, den die Städte melden. München, Karlsruhe, Freiburg, Osnabrück und auch andere Städte erklären seit Jahren, dass ihr Radverkehrsanteil steigt. Zudem bestätigen Städte mit automatischen Zählstationen diese Tendenz – wie beispielsweise Köln oder Bremen.

In erster Linie wird das Velo genutzt für Einkäufe, kurze Erledigungen und Ausflüge. Etwa ein Drittel fährt mit dem Rad zur Arbeit oder Ausbildungsstätte (bei den 20- bis 39-Jährigen sind es sogar 59 Prozent). Von diesen Nutzern legt weiterhin der Großteil eine Strecke von etwa 5,6 Kilometern zurück. Etwa jeder Dritte der Befragten, die mit dem Rad zur Arbeit fahren, ist im Schnitt 8,5 Kilometer unterwegs und kombiniert dann verschiedene Verkehrsmittel. 77 Prozent finden es wichtig oder gar sehr wichtig, das Rad in Nahverkehrszügen mitzunehmen – für U- und S-Bahn sowie Bus ist die Quote etwas niedriger, aber immer noch bei über 60 Prozent.

Sicherheit ist weiterhin ein heikles Thema. Annähernd jeder Zweite fühlt sich auf seinem Velo im Straßenverkehr nicht wirklich sicher. Das ist viel und birgt noch viel Potenzial für  Verbesserungen. Hier hat die Bundesregierung noch einigen Spielraum, wenn sie den Anteil der Radfahrer im Straßenverkehr steigern möchte.