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Fahrradschrauben für Kinder

 

Eine Zeit lang brachte mein Sohn nach der Schule gerne Klassenkameraden mit nach Hause. Ihre Räder waren, wie sie fanden, kaputt – und ich sollte sie reparieren. Meistens waren die Gründe simpel: Sie hatten einen Platten, oder die Kette war abgesprungen. Natürlich habe ich ihnen geholfen. Wichtiger finde ich jedoch, dass Zehn- und Elfjährige lernen, kleine Reparaturen und die Pflege am Rad selbst zu übernehmen.

In vielen Städten bieten Schulen oder Freizeitheime Kurse an, in denen Kinder die nötigsten Handgriffe lernen. Manchmal sogar mehr. Haben sie kein eigenes Rad, können sie sich in den offenen Werkstätten eines aufbauen.

In Berlin betreibt Lars-Helge Kriener, „Larsito“, in Kreuzberg einmal in der Woche so eine Werkstatt. In der Regel helfen die neuen Kinder drei Tagen den anderen beim Reparieren ihrer Räder. Dabei lernen sie schon mal die wichtigsten Handgriffe. Anschließend können sie sich ein Rad aus Larsitos Fundus aussuchen und es fahrtüchtig machen. Dabei helfen ihnen im Gegenzug andere Kinder. „Wenn sie einmal Spaß an der Sache haben, läuft der Rest von allein“, sagt Kriener.

So weit muss es gar nicht gehen, aber jedes Kind sollte die Grundlagen zur Radpflege und -reparatur kennen. Als Dritt-, spätestens als Viertklässler absolvieren sie ihre Fahrradprüfung. In der fünften oder sechsten Klasse könnten sie im Rahmen des Physik- oder Werkunterrichts ihre Räder pflegen und warten. In dem Alter verstehen sie, warum es sinnvoll ist, den Luftdruck zu kontrollieren und eine Kette zu säubern, und sie können die Arbeiten auch erledigen.

Das Wissen und die Fähigkeiten helfen ihnen auch in ihrem Alltag. Die neuen Daten der Pisa-Studie haben gerade erst wieder gezeigt, dass jeder fünfte 15-Jährige in Deutschland schnell von Aufgaben überfordert ist, die kreative Lösungen verlangen und nicht nur reines Schulwissen abfragen. Gerade beim Radfahren oder Radschrauben sind immer mal wieder kreative Lösungen gefragt, damit es weiter geht. Sie sind nicht immer perfekt, aber sie bringen einen ans Ziel. Und wenn nicht dorthin, dann hoffentlich wenigstens bis zum nächsten Fahrradladen.