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Radfahrerlektüre für den Sommer

 

Der Urlaub steht bevor – und damit rückt die Zeit näher für Bücher, die darauf warten verschlungen zu werden. Ein paar lesenswerte, die sich ums Fahrrad und um seine Nutzer drehen, stellen wir hier vor.Frau und Rennrad ist ein wunderbares Handbuch für Rennradeinsteigerinnen und ideal für den Urlaub daheim. Denn nach der Lektüre ist die Versuchung sehr groß, sofort aufs Rad zu steigen. Die Autorinnen Nynke de Jong (Hobbyradsportlerin) und Marijn de Vries (Profi) schildern in sieben Kapiteln sehr kurzweilig die Anfänge ihrer Radsportleidenschaft und geben Tipps zu allen wichtigen Aspekten vom Rennradkauf über Ernährung und die Peloton-Etikette bis zur passenden Radsportkleidung.

Ihre Anekdoten beschreiben sehr treffend Fallstricke, über die Einsteiger gerne stolpern. De Jong und de Vries verraten, wie sie sie gemeistert haben. So übte Nynke de Jong beispielsweise das Aufreißen von Energieriegeln und das Herausnehmen von Trinkflaschen während der Fahrt auf einer 30 Kilometer langen Geraden. Wer das Kapitel über Marijn de Vries’ Hungerrast liest, wird anschließend immer einen Riegel oder eine EC-Karte einstecken, um möglichst nie die Gier nach etwas Essbarem durchleben zu müssen, wie de Vries sie beschreibt. Sehr sympathischer Stil mit hohem Nutzwert. Das Buch ist im Covadonga Verlag erschienen.

Dem Buch Ein Mann und sein Rad sollte der Platz im Koffer sicher sein. Wilfried de Jong schildert 20 witzige, anrührende, erotische und teilweise auch etwas seltsame Begegnungen, die einem Radfahrer widerfahren. Ob de Jong diese oder ähnliche Geschichten selbst erlebt hat, sei dahingestellt. Entscheidend ist, dass jeder, der häufig allein unterwegs ist, ähnliche Begebenheiten schildern könnte.

In Frankreich bekommt der Protagonist von einer Rennradfahrer-Witwe, die scheinbar alle Größen des Radsports auf ihrer Liege hatte, eine meisterhafte Massage. In den Niederlanden fährt ihn ein fünfjähriger Rennradfahrer so aus den Schuhen, dass er irgendwann am Wegesrand steht und sich übergibt. Und in Italien trifft er die Schwester von Martina, einer jungen Frau, die als Zuschauerin eines Radrennens von einem Auto totgefahren wurde. De Jong ist ein meisterhafter Erzähler der Kurzgeschichte. Am Ende jeder Geschichte lässt er seine Leser berührt, aber gelassen zurück. Die Sammlung ist ebenfalls im Covadonga Verlag erschienen.

Kennen Sie den Fahrradkrimi Mörderisches Rom von Manfred Poser? Sieben Jahre nach der Veröffentlichung seines ersten Romans lässt Poser seinen radversessenen deutschen Protagonisten Rudi in der Fortsetzung Tod am Tiber wieder durch Rom radeln. Mittlerweile ist der Deutsche nicht mehr mit seiner Freundin Chiara zusammen. Die Ministerialbeamtin hat ihn aus ihrem Marmor-Palazzo geworfen. Nun haust Rudi in einem leer stehenden Schulgebäude am Ufer des Tiber und tut wenig außer Radfahren. Seine Freunde sind – abgesehen von anderen Radlern – obdachlose, illegale Einwanderer und der Polizeichef Paolo di Paolo.

Als sich in Rom merkwürdige Unfalltode bei Obdachlosen häufen und bei zwei der Leichen herausgerissene Buchseiten mit deutschem Text gefunden werden, bittet di Paolo ihn, sich im Milieu umzuhören. Dabei stößt Rudi auf Zwangsprostitution, Menschenschmuggel und Drogengeschäfte.

Mörderisches Rom lag lange bei mir im Regal – man braucht einige Seiten, um sich an den ausschweifenden Stil des Autors zu gewöhnen. Poser schreibt sehr detailgenau; das kann bisweilen langatmig wirken, passt aber zu seinem Protagonisten. Hat man sich hineingefunden, ist es herrlich, den etwas verschrobenen, verträumten Rudi durch Rom zu begleiten. Die kurze Leseprobe von Tod am Tiber lässt ähnliches vermuten. Der Krimi kommt Ende August bei Edition Nautilus heraus, Mörderisches Rom ist 2007 bei Delius Klasing erschienen.