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Parallel Worlds zur Berlinale

Wendelien van Oldenborgh, Pertinho de Alphaville 2010 © Wilfried Lentz, Rotterdam und Wendelien van Oldenborgh

Die Ausstellung Parallel Worlds eröffnet die sechste Ausgabe des „Forum Expanded“ im Rahmen der Berlinale.

Dieses Jahr liegt der Fokus der Berlinale-Reihe „Forum Expanded“ auf Kunst – genauer gesagt auf Filmen, Videos und Installationen, die das politische Denken herausfordern. Die 42 internationalen Künstler, Filmemacher, Performer und Musiker führen ihre Arbeiten nicht einfach nur vor, sondern präsentieren sie auch im Radio, auf der Bühne oder in Ausstellungen wie Parallel Worlds.

Die Gruppenausstellung im Salon Populaire und den Kunstsaelen Berlin ist nach der Arbeit Parallel Worlds (2010) der Belgier Harald Thys und Jos de Gruyter benannt. Die Montage aus Diagrammen und Filmfragmenten ‚beweist‘ die Existenz paralleler Welten und die Möglichkeit, sich darin zu verorten.

Gemeinsam haben alle Arbeiten der Ausstellung, dass sie die Wirkung und Macht bewegter Bildwelten reflektieren und nach ihren Möglichkeiten fragen, die Realität abzubilden oder sogar die Geschichte umzuschreiben. Die niederländische Künstlerin Wendelien van Oldenborgh hat für Pertinho de Alphaville (2010) etwa ihre Begegnung mit brasilianischen Fabrikarbeiterinnen zu Dialogen montiert und dafür eine Raumsituation entwickelt. Und die israelische Künstlerin Yael Bartanas reanimiert in ihrer 16mm-Filminstallation Entartete Kunst Lebt (2010) die verschollene Arbeit Kriegskrüppel (1920) von Otto Dix für eine mögliche Re-Lektüre – um nur zwei von fünf weiteren Künstlern zu nennen. Es klingt jedenfalls sehr sehenswert.

Natürlich gibt es weitere „Forum-Expanded“-Ausstellungen: Morgen eröffnet im P88 die Videoinstallation Blind, in der sich Annika Larssons mit dem Thema Blindenfußball auseinandersetzt. Und ab übermorgen lassen sich in der kanadischen Botschaft sowie dem Filmhaus die Hauntings von Guy Maddin anschauen – Videos über Gespenster der Filmgeschichte.

18 Uhr | 09. Februar 2011 | Salon Populaire (Kunstsaele Berlin) | Bülowstraße 90| Berlin Schöneberg

 

beyond+with+between=metamodernism

Paula Doepfner, Promessus, Installationsansicht @ Galerie Tanja Wagner

Künstlergespräch mit Paula Doepfner zum Thema Metamoderne.

Paula Doepfner stellt derzeit Promessus bei Tanja Wagner aus. Die Künstlerin präsentiert filigrane Zeichnungen neben Dornengestrüpp und Lavagestein. Von der Decke tropt Eis, in das sie Papier gefroren hat. Und während die Galerie Spuren der Zerstörung trägt, zeigt ein Video Doepfner beim Zeichnen von Kreidespuren. Kurz gefasst behandelt die Ausstellung den Gegensatz von manifester Materialität und flüchtiger Idee, der Prozess der Realisierung ist sozusagen das Leitmotiv.

Heute Abend diskutiert Doepfner mit dem Kulturtheoretiker Timotheus Vermeulen und dem Kulturphilosophen Robin van den Akker über die Idee einer Metamoderne. Vermeulen und van den Akker zufolge hat die Postmoderne als Erklärungsmodell zeitgenössischer Ästhetik ausgedient. (Ihre Beobachtungen veröffentlichen sie auf ihrem Blog Notes on metamodernism.)

Die Theorie zur Praxis – ein perfekter Anlass für einen Ausstellungsbesuch. Vor allem wenn sich der Künstler gegen falsche Unterstellungen wehren kann.

19 Uhr | 17. Dezember 2010 | Galerie Tanja Wagner | Pohlstraße 64 | Berlin Schöneberg

 

Die Kunsthallen-Debatte geht in die nächste Runde

Der Salon Populaire diskutiert in Haben und Brauchen Klaus Wowereits Leistungsschau junger Kunst aus Berlin am Humboldthafen.

Bis Ende der Woche sollen alle jungen Berliner Künstler ihr Portfolio an den Senat senden. Ein ebenso junges Kuratorenteam sichtet die Beiträge für die Leistungsschau junger Kunst aus Berlin im Sommer 2o11. Ausstellungsort wird eine Kunsthalle am Humboldthafen sein, um deren Raumkonzept 21 Architekturbüros konkurrieren. Die Auswahl der Kuratoren und Architekten hat ein Beraterteam übernommen, das aus niemand Geringerem als Klaus Biesenbach, Christine Macel und Hans Ulrich Obrist besteht.

Die Finanzierung, wie sollte es anders sein, steht indes noch nicht. Der Landeshaushalt finanziert zwar die kuratorische Arbeit mit 600.000 Euro. Aber der Veranstalter Kulturprojekte Berlin GmbH muss sowohl die Mittel für die Produktion der Ausstellung auftreiben als auch für die Errichtung einer temporären Ausstellungshalle am Humboldthafen. Sofern das Projekt durch den Senat kommt, will die Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin eine Million Euro dazugeben; Wowereit sitzt dem Stiftungsrat vor.

Und hier liegt das Problem: Die Debatte um eine ständige Berliner Kunsthalle ist eng an die Person Wowereits geknüpft – und dem Bürgermeister steht nächstes Jahr der Wahlkampf bevor. Den kämpft es sich leichter als Förderer junger Kunst und als Verbündeter von Stararchitekten und  -kuratoren. Auch klingt Leistungsschau nicht grundlos nach Wirtschaftlichkeit und Stadtmarketing: Wowereit kämpft um eine neue Ausstellungshalle am Humboldthafen, weil sie die Brache um den Hauptbahnhof aufwerten und Investoren für die Erschließung des Areals anziehen soll.

Entsprechend zeigt sich der Tagesspiegel über den Vorstoß des mittellosen Wowereit überrascht. Monopol begrüßt indes den Mut des Berliner Bürgermeisters, groß zu scheitern, anstatt mittelmäßig zu denken. In art echauffiert sich Kito Nedo über das „seelenlose Investorenprojekt“, was Wowereit mit der Leistungsschau erneut auf den Tisch bringt.

Bleibt die Frage, ob Berlin eine Ausstellungshalle braucht. Die Temporäre Kunsthalle hat ihren Betreibern viel Ärger und wenig Resonanz eingebracht. Zuletzt hatte das privat finanzierte Projekt sogar den Eintritt erlassen, um die Besucherzahlen zu steigern. Den bestehenden Institutionen würde eine Aufstockung der Etats mehr nützen als die Finanzierung eines neuen Konkurrenten. Und was bitte bringt der Neubau einer kostspieligen Ausstellungsarchitektur?

Um diese Frage zu klären, versammelt der Salon Populaire die Protagonisten der Kunsthallen-Leistungsschau-Debatte: Von Seiten der mittlerweile geschlossenen Temporären Kunsthalle sprechen Susanne Husse und Tanja Schomaker. Für die Leistungsschau argumentieren der Projektleiter Moritz van Dülmen sowie die Kuratoren Magdalena Magiera, Jakob Schillinger und Scott Weaver. Außerdem nehmen an der Diskussion die Kunst-Werke Chefin Gabriele Horn und der Architekt Arno Brandlhuber teil sowie diverse weitere Künstler, Kuratoren und Kritiker.

20 Uhr | 13. Dezember 2010 | Salon Populaire | Bülowstraße 90 | Berlin Schöneberg

 

Das Vermeiden von Menschendingsbums

© Salon Populaire

Der Salon Populaire fragt nach Möglichkeiten die Plätze der Stadt zu erleben.

Antworten sollen die Vorträge Hans Joachim und Ulf Aminde geben. Beide erforschen sie auf ihre Art den Stadtraum. Hans – J. Aminde ist emeritierter Professor für Stadtplanung und Architektur sowie Herausgeber von Plätze in der StadtUlf Aminde arbeitet als Performer und Künstler mit den Bewohnern dieser Plätze, wie Obdachlosen und Punks. In Stadtplätze, Stadtleben ? oder Vermeiden von Menschendingsbums stellen sie jeweils ihre Arbeit vor. Ein spannendes Kontrastprogramm in Schöneberg.

20 Uhr | 1. Dezember 2010 | Salon Populaire | Bülowstraße 90 | Berlin Schöneberg

 

Kunstbücher und ihre Macher

© The Office

Der Salon Populaire stellt Verleger von Kunstbüchern vor.

Jan Wenzel vom Leipziger Verlag Spector Books eröffnet die neue Vortragsreihe. In seinem Vortrag Gegeben sei: 1. Das Buch, 2. Eine Bühne spricht Wenzel über das Büchermachen. Er erklärt, warum ein fesselndes Buch einer Bühne gleicht und was das zu tun hat mit Improvisation und Austausch.

Salon Populaire ist ein Projekt von The Office und Arthur Berlin. In dem halböffentlichen Raum finden wöchentlich Diskussionen, Vorträge, Filmabende und Performances statt. Das Programm kreist um Kunst und angrenzende Themen. Das Unglaubliche: Jede Veranstaltung ist gut! Die Themen sind interessant, die Gäste spannend und die Diskussionen ergiebig.

P.S.: Anfang Dezember ist Sternberg Press zu Gast.

20 Uhr | 28. Oktober 2010 | Salon Populaire |Bülowstraße 90 | Berlin Schöneberg