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Auf Tauchgang

Der Projektraum LEAP verwandelt sich in einen Klangkörper.

Das Label Ergodos kuratiert von nun an viermal im Jahr Klangkunst-Wochenenden im Projektraum LEAP. Ob aus Irland oder Berlin, der Fokus der vorgestellten Komponisten, Klang- und Performancekünstler liegt dabei auf musiktheoretischen Aspekten. Aber keine Angst, das liest sich verkopfter als es in der Praxis klingt.

Den Anfang macht die Komponistin Linda Buckley mit ihrer Komposition Immersia. Die ist das Leitmotiv des Wochenendes, auf das sich sowohl die heutige Performance als auch eine Soundinstallation beziehen. Letztere erstreckt sich über zwei Räume und beinhaltet eine Blackbox, wo sich das Publikum von einem Loop aus Video- und Audiobeiträgen einlullen lassen kann. Und zur Eröffnung trägt Michelle O’Rourk Stücke für Gesang und Elektronik vor.

Österlich ist das nicht gerade, aber Bach kommt trotzdem vor…

20 Uhr | 22. April 2011 | LEAP | Karl Liebknecht Straße 13 | Berlin Mitte

 

Aus Liebe zu Japan

Geld sammeln kann jeder. Aber das Radialsystem V zeigt mit der Benefiz-Nacht für Japan kulturelle Verbundenheit.

Selbst wenn Japan ein reiches Land sei, bei einem Unglück diesen Ausmaßes müsse man einfach helfen, schreibt der Klangkünstler und Komponist Hans Peter Kuhn. Er arbeitet sowohl in Berlin als auch in Japan und moderiert die lange Japan-Nacht am Radialsystem V. Für alle teilnehmenden japanischen und Japan liebenden Künstler, war die Organisation der Benefizveranstaltung eine Herzensangelegenheit.

In gerade einmal zwei Wochen hat das Radialsystem V gemeinsam mit Sasha Waltz & Guests eine Nacht von beachtlich strammem Programm auf die Beine gestellt. Die Kombination aus Musik, Tanz und Performances klingt zwar nach tragischem Varieté, aber das Format sollte auch zur Langen Nacht der Opern und Theater passen. Entsprechend können die Besucher den ganzen Abend bleiben oder Tickets für einzelne Programmblöcke erwerben.

Die Entscheidung dürfte ihnen allerdings nicht leicht fallen, denn die Veranstaltung ist durchweg hochkarätig besetzt: Für den Schwerpunkt Japanische Kompositionen sprechen beispielsweise der Komponist Toshio Hosokawa sowie die Künstlerin und Tänzerin Junko Wada. Im Programmblock Neuere Musik treten die Sopranistin Barbara Hannigan, der Stimmkünstler David Moss sowie Sasha Waltz persönlich auf.

Außerdem hat die Jazzpianistin Aki Takase für Aki Takase & Friends ihr Umfeld aktiviert, darunter den Gitarristen Olaf Rupp und den Jazzpianisten Alex von Schlippenbach. Takase selber knüpft nicht nur an die bewährte Zusammenarbeit mit dem Bassklarinettisten Rudi Mahall an, sie tritt außerdem auf mit der Schriftstellerin Yoko Tawada.

„Als mich die Nachricht über das Ausmaß der Katastrophe erreichte, wollte ich unbedingt helfen. Glücklicherweise hatte ich die Gelegenheit mit Joko Tawada, Jochen Sandig, Sasha Waltz und ihren Kollegen darüber zu sprechen. Sie haben erklärt, ein Benefizkonzert im Radialsystem organisieren zu wollen. Und alle angesprochenen Künstler haben sofort versprochen mitzuspielen“, berichtet Takase.

Mit dem Erlös aus der langen Japan-Nacht unterstützt die Care-Nothilfe den Wiederaufbau der vom Erdbeben betroffenen Regionen.

20 Uhr | 16. April 2011 | Radialsystem V | Holzmarktstraße 33 | Berlin Friedrichshain

 

James Blake DJ Set

Der Liebling der Stunde weilt in Berlin.

James Blake begeistert mit seinem Post-Dubstep nicht nur die Kulturredaktionen, sondern auch ein großes Publikum. Kein Wunder also, dass sein Auftritt im Berghain ausverkauft ist. Bleibt noch die Warteschlange vorm Picknick, dort legt Blake zu späterer Stunde auf…

23 Uhr | 16. April 2011 | Picknick | Dorotheenstraße 90 | Berlin Mitte

 

Gysi macht durch

Gregor Gysi und die Comedian Violists wagen sich an Wagner.

Die aktuelle Ausgabe der Veranstaltungsreihe Schlaflos in Charlottenburg bestreiten heute Gregor Gysi und die Staatsstreicher mit In Sachen Wagner. Sie unterziehen den überpräsenten Wagner einer Neubewertung: Zum einen prüft der Diplom-Jurist Gysi den Ring des Nibelungen nach deutschem Strafrecht. Zum anderen spielt das Bratschenquartett unerhörte Versionen der Wagner-Opern. Speziell…

22.30 Uhr | 14. April 2011 | Staatsoper im Schillertheater | Bismarckstr. 110 | Berlin Charlottenburg

 

Auf zum Characterwalk!

Seit 2004 zieht das Festival Pictoplasma jährlich Künstler und Illustratoren nach Berlin, die sogenannte ”Characters“ erschaffen.

Drei Tage lang präsentieren die Konferenzteilnehmer einander ihre neusten Kreationen, diskutieren und feiern gemeinsam. Auf dem Programm stehen neben Fachvorträgen und Screenings diverse Parties und Konzerte, die – Achtung – die dramaturgischen, musikalischen und räumlichen Dimensionen der zeitgenössischen Character-Kultur ausloten. Achja, Character-Kunst gibt’s natürlich auch. Ein Characterwalk verbindet die 25 ausstellenden Galerien und Kunsträume in Mitte.

Am Samstag findet an der Volksbühne eine wilde Abschlussveranstaltung statt mit Animationen des japanischen Grafik-Künstlers Motomichi Nakamura, einem Piano-Konzert von Maximilian Hecker, einer Performance des amerikanischen Elektro-Entertainers Dan Deacon und mit Yeti’s als Hosts. Denn der Abend unter dem Motto The Missing Link enthüllt ENDLICH die yeti’sche Vergangenheit, die Sehnsüchte der scheuen Wesen – und vor allem, wie es sich mit ihnen feiert.

20 Uhr | 09. April 2011 | Volksbühne | Linienstraße 227 | Berlin Mitte

 

Alles eine Frage der Perspektive

Skinner Box © Ignas Krunglevicius

Die Performance Deviance inszeniert befremdliche Blickwinkel auf das Verbrechen.

Der litauische Künstler und Komponist Ignas Krunglevicius (1979) thematisiert in seinen Installationen, Video- und Klangarbeiten Macht- und Gewaltstrukturen und zwingt den Betrachter seine vertrauten Perspektiven zu hinterfragen. Für die Performance im Berghain hat er jetzt das Verbrechen vertont. Genauer gesagt hat Krunglevicius eine Partitur geschrieben, die auf Gesprächsprotokollen aus den Archiven des FBI, Gefängniszellen und Therapiebüchern basiert. Wie der Name „Deviance“ verrät, interessiert den Künstler daran die Verletzung soziokultureller Normen, wie sie Psychologen und Kriminologen diagnostizieren.

Die Performance besteht aus drei Akten, in denen ein Massenmörder, ein Kind und dessen Eltern zu Wort kommen. Ihre Dialoge laufen über eine Leinwand, begleitet von den Musikern der Ensembles POING und NING sowie der Klarinettistin Kristine Tjøgersen.

A psychologist might say: Let’s not distinguish between guilt and compulsion, between cause and effect. Let’s only consider: Well, it’s a different point of view, isn’t it? – Yes, it’s just a different point of view.

20 Uhr | 07. April 2011 | Berghain | Am Wriezener Bahnhof | Berlin Friedrichshain

 

Lebensrettende Musik

Patrick Wolf feiert im Lido.

Der Londoner Patrick Wolf macht intelligenten Pop. Und weil der Komponist, Multiinstrumentalist und Sänger außerdem ein großartiger Entertainer ist, gibt es im Verkauf keine Karten mehr. Hartnäckige können es vor der Tür versuchen, für den Rest bleiben ein Interview mit ZEIT ONLINE sowie Wolfs Hymne gegen die Rezession und für die Liebe: The City ist eine Auskopplung aus seinem neuen Album Lupercalia.

21 Uhr | 05. April 2011 | Lido | Cuvrystraße 7 | Berlin Kreuzberg

 

Wider die Hörgewohnheiten

Das HAU startet mit gewöhnungsbedürftiger Musik in den April.

Diese Wochenende gibt’s die fünfte Folge der Konzertreihe Life is Live, kuratiert von Christoph Gurk. Das HAU 2 präsentiert gleich zwei Konzerte, die alles andere als eingängig sind. Sowohl Ari Benjamin Meyers mit dem Redux Orchestra als auch Blixa Bargeld und Carsten Nicolai mit ihrem Projekt anbb wenden sich an fortgeschrittene Zuhörer.

Der Komponist Ari Benjamin Meyers hat das experimentierfreudige Musikerkollektiv Redux Orchestra gegründet, mit dem er am Samstag seine Komposition Symphonie X (2009) aufführt. Bei dem Orchesterstück handelt sich um eine eigenwillige Kombination aus experimentellem Minimal und hartem Rock. Meyers versteht die Sinfonie als „Liebeserklärung“ an die Neo-Minimal Music der späten Siebziger und frühen Achtziger.

Weniger irrwitzig klingt da schon die Kombination aus Postpunk und abstraktem Techno, die am nächsten Tag Blixa Bargeld und Carsten Nicolai (aka. Alva Noto) präsentieren. Seit 2007 kombinieren die beiden Musiker als anbb Improvisation und Abstraktion.

P.S.: Hier ein alter ZEIT-Artikel zur „neuen“ Avantgarde.

22 & 20 Uhr | 02. & 03. April 2011 | HAU 2 | Berlin Kreuzberg

 

Für ’nen ruhigen Abend

Young Rebel Set spielt im Festsaal Kreuzberg.

Die sieben Jungs aus England machen optimistischen, harmlosen Rock, stehen selber auf Bruce Springsteen und Johnny Cash. Noch letztes Jahr handelte sie der  Tagesspiegel als „Geheimtipp“. Jetzt musste ihr Konzert aufgrund der großen Nachfrage in den Festsaal Kreuzberg verlegt werden. Wer hätte gedacht, dass die Berliner so viel Romantik ertragen.

21 Uhr | 30. März 2011 | Festsaal Kreuzberg | Skalitzerstraße 130 | Berlin Kreuzberg

 

Spenden für Japans Kinder

© Unicef

Mit einem Benefizkonzert an der Philharmonie sammeln die Staatskapelle Berlin und die Berliner Philharmoniker Gelder für die UNICEF-Nothilfe.

Unsere Anteilnahme nützt den Opfern in Japan wenig, wenn ihr keine Taten folgen. Staatskapelle und Philharmoniker gehen mit gutem Beispiel voran. Ihr gemeinsames Konzert unterstützt die Hilfsarbeiten vor Ort. Daniel Barenboim dirigiert Tschaikowskys Sechste Sinfonie Pathétique und Simon Rattle die Vierte Sinfonie von Brahms.

Alle Einnahmen – auch aus der Live-Übertragung – gehen an die UNICEF-Nothilfearbeit in Japan. Diese unterstützt die traumatisierten Kinder in den von Erdbeben, Tsunami und Kernkraftwerk-Havarie betroffenen Gebieten. Zumindest ein Ticket für die Digital Concert Hall sollte drin sein.

20 Uhr | 29. März 2011 | Philharmonie | Herbert-von-Karajan-Straße 1 | Berlin Tiergarten