Lesezeichen
 

Bewegte Geschichte

Andrei Ujica © Armin Linke

In der Berliner Lektion Der Film der Geschichte trifft der Filmemacher Andrei Ujica auf den Medienwissenschaftler Friedrich Kittler.

Eine Lektion zum Thema Die Kraft der Erinnerung erteilt am Sonntag Andrei Ujica. Der Autor und Filmemacher montiert seit Jahren  Bildmaterial zu Filmen, die das Verhältnis von politischer Macht und Medien in Europa am Ende des Kalten Krieges reflektieren. 2010 zeigte er in Cannes eine dreistündige Autobiographie von Nicolae Ceausescu. Sie bestand aus Propagandafilmmaterial. Mit dem Medienwissenschaftler Friedrich Kittler diskutiert Ujica die Rolle des Filmbildes für die Aufzeichnung von Geschichte.

11.30 Uhr | 06. Februar 2011 | Renaissance Theater | Knesebeckstraße 100 | Berlin Charlottenburg

 

Zu den Hintergründen

Am HAU rekapitulieren der Musiker Morton Subotnick und der Künstler Kabir Carter die Anfänge elektronischer Musik.

Bei den Vorträgen der Pioneers geht es vor allem um das Live-Potential. Mit Tape Recorders, the Transistor and the Credit Card: a Personal History demonstriert Subotnick, wie sich die technologische Entwicklung in seinen Kompositionen niedergeschlagen hat. In Space and Body demonstriert Carter mit Hörbeispielen aus den siebziger Jahren das gemeinsame Interesse von Kunst und Underground Dance an Wahrnehmung und Räumlichkeit. Klingt nach einer informativen Mittagspause, oder?

12 & 14 Uhr | 03. Februar 2011 | HAU 1 | Stresemannstraße 29 | Berlin Kreuzberg

 

Offen für Alles

Die transmediale.11. widmet sich der livegeschalteten Gesellschaft und ihrem Echtzeitlebensraum.

Dieses Jahr dreht sich alles um RESPONSE:ABILITY. Das Festival für Kunst und Digitale Kultur fragt, was der ständige Ereignisstrom als Grundlage selbstverantwortlichen Handelns für uns und das Internet der Zukunft bedeutet. Aber das hört sich trockener an, als es ist. Wie immer bietet die transmediale ein interessantes Programm aus Kunst, Performances und natürlich Medientheorie für jeden Geschmack:

Pünktlich zum 100. Geburtstag des Theorie-Gottes Marshall McLuhan holt die transmediale dessen kaum bekanntes Manifest COUNTERBLAST aus der medientheoretischen Versenkung. Dann präsentiert die Marshall McLuhan Lecture 2011 den radikalen „Open Everything“ Befürworter Mark Surman, den Geschäftsführer der Mozilla Foundation. Und schließlich fragen in der Konferenz BODY:RESPONSE – Biomediale Politik im Zeitalter der digitalen Liveness namhafte Experten, wie sich eigentlich biologisierte Medien und hybride Raumphänomene auf unsere physische Beziehung zur Technologie auswirken.

An der Schnittstelle zwischen Realwelt und Mediensphäre operieren auch die Performances zum Schwerpunkt LIVE:RESPONSE. Beispielsweise ver- und entkoppelt Herman Kolgen in der Live-Videoprojektion DUST Farbpigmente zur hypnotischen Konfiguration. (Die Arbeit ist inspiriert von Man Rays Élevage de poussière, einer Aufnahme von Marcel Duchamps Großem Glas.)

Das Film- und Videoprogramm wiederum illustriert, wie Montagetechnik und Internet die Erfahrung einer beschleunigten Wahrnehmung unterstützt haben. Und zu guter Letzt machen Installationen in der HacKaWay Zone und diverse Labs von The Open Zone im HKW die Voraussetzungen einer „haktivistischen“ Kunstpraxis im Speziellen und einer Open Culture im Allgemeinen erfahrbar. Die Künstler und Medienaktivisten arbeiten für die Dauer des Festivals vor Ort. Dazu kommt eine ganze Reihe ziemlich guter Satellitenveranstaltungen.

Jedenfalls eröffnet die transmediale heute Abend mit einer großen Zeremonie auf allen Ebenen und mit Performances wie den Fingerabdruck-Experimenten von Paul Vanouse. Als besonderes Highlight bringt der Medienphilosoph Derrick de Kerckhove übrigens seinen digitalen Sohn Angel_F mit. Das Spyware-Wesen hinterfragt Marshall McLuhans Idee, dass wir uns in unserer Technik erweitern … OK, das Ganze ist doch ein bisschen nerdy.

18.30 Uhr | 01. Februar 2011 | Haus der Kulturen der Welt | John-Foster-Dulles-Allee 10 | Berlin Tiergarten

 

Hinter den Vitrinen

Die Kuratoren geben Einblicke in die Konzeption der Hitler-Ausstellung.

Die Ausstellungskuratoren Hans-Ulrich Thamer und Klaus-Jürgen Sembach erklären heute in einem Vortrag das Gestaltungskonzept von Hitler und die Deutschen. Dabei führen sie das Publikum durch die Exponate. Ein spannendes Angebot nach all den Kontroversen.

18 Uhr | 26. Januar 2011 | Zeughauskino/Deutsches Historisches Museum | Unter den Linden 2 | Berlin Mitte

 

Die Facetten der Else Lasker-Schüler

Das Rahmenprogramm zur Lasker-Schüler-Schau entschlüsselt das komplexe Werk der Dichterin und Zeichnerin.

Die Ausstellung Else Lasker-Schüler Die Bilder im Hamburger Bahnhof würdigt Else Lasker-Schüler (1869–1945) als bildende Künstlerin. Die Schau versammelt 150 Arbeiten aus dem zeichnerischen Werk der expressionistischen Dichterin und Autorin.

In ihren Zeichnungen, Collagen und Briefen entwickelte Lasker-Schüler über lange Jahre eine exotische Welt. Die Arbeiten sind fragil, teilweise von intensiver Farbigkeit oder mit Applikationen aus Gold- und Silberpapier versehen. Einige befinden sich zum ersten Mal in Berlin, der Stadt, aus der die jüdische Künstlerin 1933 fliehen musste.

Zuvor prägte Lasker-Schüler als eine zentrale Figur der Berliner Avantgarde die Bohème der zwanziger Jahre. Sie war verheiratet mit dem Galeristen und Sturm-Gründer Herwarth Walden und zählte Franz Marc, Karl Kraus und Gottfried Benn zu ihren Freunden. Nachdem die Schweiz 1939 ihre Rückreise aus Palästina verhinderte, blieb sie bis zu ihrem Tod im Exil.

In Überall hängt noch ein Fetzen Jerusalem betrachten Itta Shedletzky und Lisa Rauen das Verhältnis der Künstlerin zu Jerusalem als später Heimat und Inspiration. Vortrag und Lesung finden im Café des Museums statt, da Lasker-Schüler in den Berliner Kaffeehäusern zu schreiben und zu zeichnen pflegte.

19 Uhr | 21. Januar 2011 | Café Sarah Wiener im Hamburger Bahnhof | Invalidenstraße 50-51 | Berlin Moabit

 

Der Islam heute

Islamwissenschaftler Tariq Ramadan © Foto: Promo/HKW

Am Haus der Kulturen der Welt diskutieren Experten über Deutschlands Muslime und Europäischen Islam.

Gleich zwei Debatten sollen den Zuhörern eine fundierte Auseinandersetzung mit dem Islam ermöglichen – insbesondere mit seinen zeitgenössischen europäischen Formen: Die Muslimisierung des Anderen betrachten der Politiker Cem Özdemir, die Journalistin Hilal Sezgin, die türkische Schriftstellerin Sema Kaygusuz und Sawsan Chebli vom Berliner Senat. Sie beziehen sich auf aktuelle gesellschaftspolitische Debatten über „den“ Islam. Anschließend bringt der Islamwissenschaftler Tariq Ramadan die Zuhörer auf den aktuellen Stand des Islam in Europa und diskutiert mit dem Historiker Dan Diner und der Islamwissenschaftlerin Gudrun Krämer seine Thesen.

19 Uhr | 21. Januar 2011 | Haus der Kulturen der Welt | John-Foster-Dulles-Allee 10 | Berlin Tiergarten

 

Nicht einfach nur Würstchen und Cevapcici

Am DT beschreibt der Journalist und Migrationsforscher Mark Terkessidis, wie starre Institutionen an kultureller Vielfalt scheitern.

In der Vortragsreihe Stadtlandschaften geht es heute um Kinetische Kultur und starre Institutionen. Laut Terkessidis lässt sich Kultur in unserer Einwanderungsgesellschaft nicht mehr einfach auf die jeweilige Herkunft zurückführen. Achso. Jedenfalls beschreibt der Autor die Probleme von staatlichen oder durch staatliche Gelder finanzierte Institutionen, wenn sie der neuen kulturellen Vielfalt gerecht werden und Teilhabe gewährleisten wollen.

20 Uhr | 17. Januar 2011 | Deutsches Theater | Schumannstraße 13a | Berlin Mitte

 

Betrügen Live

© A Maze

Klingt nerdy, aber interessant: Eine Live-Talkshow zum Thema ”Cheating“.

Ein Computerspiel ohne Cheats? Liebe ohne Mogelei? Undenkbar. Außerdem fordern Verbote unsere Kreativität geradezu heraus. Bleibt die Frage, wann daraus Betrug wird. Dies klären A MAZE und das Computerspiele Museum beim zweiten Games Culture Circle im .HBC. Die analoge Talkshow findet alle drei Monate statt. Die Gäste stammen u.a. aus dem Game- und Medienkunstbereich.

18.30 Uhr | 13. Januar 2010 |.HBC | Karl-Liebknecht-Straße 9 | Berlin Mitte

 

Kunstkritik als Gesellschaftskritik

Die amerikanische Künstlerin Andrea Fraser spricht im Hamburger Bahnhof.

Die Kunstzeitschrift Texte zur Kunst, das Berliner Künstlerprogramm des DAAD und die Nationalgalerie im Hamburger Bahnhof haben Frazer für einen weiteren Vortrag gewonnen. Die Künstlerin spricht heute im Aktionsraum des Museums für Gegenwartskunst.

Fraser beschäftigt sich intensiv mit Institutionskritik. Sie ist bekannt für ihre Performances und Videos. In den Neunzigern betrachtete die Künstlerin, die in Los Angeles im Bereich „Neue Genres“ lehrt, in ihren Gallery Talks die Funktionsmechanismen von Kunstinstitutionen. Ihr Werk Untitled erregte 2003 ziemliches Aufsehen. Die Videoarbeit zeigt Frazer beim Sex mit einem Sammler, der dafür 20.000 Dollar gezahlt hatte.

19 Uhr | 14. Dezember 2010 | Hamburger Bahnhof | Aktionsraum| Invalidenstraße 50-51 | Berlin Mitte

 

Kunstmatinee mit Christian Boltanski

Harte Kost zum Frühstück: Christian Boltanski und Armin Zweite erteilen eine Berliner Lektion.

Die Matinee Installierte Erinnerungen ist die zweite von sechs Berliner Lektionen zum diesjährigen Schwerpunkt Die Kraft der Erinnerung. Die eingeladenen Redner stammen aus verschiedenen Kontexten, von Politik über Psychoanalyse bis hin zur Kunst.

Diesen Sonntag diskutiert Armin Zweite, der Direktor des Museum Brandhorst, mit dem französischen Künstler Christian Boltanski, der Frankreich auf der nächsten Venedig Biennale vertritt. Denn Boltanski setzt sich wie kaum ein anderer Künstler mit dem Erinnern auseinander. Die eigene Familiengeschichte, der Vater entkommt nur knapp der Deportation, prägt sein Werk. Es kreist um den Tod und das Erinnern an die Verschwundenen.

Zweite und Boltanski sprechen über Boltanski’s Erinnerungslandschaften, wie sie der Künstler zuletzt mit Personnes im Pariser Grand Palais ausstelle. In der eiskalten Halle hatte Boltanski Unmengen von Altkleidern zu einer Szenerie des Todes arrangiert, aus Lautsprechern dröhnte der Herzschlag hunderter Menschen.

Das Gespräch wird auch per Livestream übertragen.

11.30 Uhr | 12. Dezember 2010 | Renaissance-Theater | Hardenbergstraße 6 | Berlin Charlottenburg