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Biogas per Rucksack transportieren

 

Wie versorgt man die Ärmsten der Armen mit Energie? Bislang suchen die Menschen in Äthiopien in der Regel nach Holz, transportieren es mühselig über Kilometer zu ihren Hütten nach Hause, um es dort zu verbrennen. Das Problem ist nur: Das Holz wird so langsam knapp  – und der Transport von 30 Kilo Brennholz ist auch nicht gerade einfach.

Biogas-Rucksack, Copyright: Universität Hohenheim
Biogas-Rucksack, Copyright: Universität Hohenheim

Wissenschaftler der Universität Hohenheim haben daher nun einen Biogas-Rucksack entwickelt. Er wiegt etwa drei Kilo, besteht aus mehreren Schichten Kunststoff und einem Anschluss. Der Rucksack fasst etwa einen Kubikmeter Gas, das entspricht etwa dem Tagesbedarf einer Familie. Die Menschen laufen mit ihm zu einer zentralen Biogasanlage und zapfen sich dort ihre Energie. Zuhause deponieren sie ihn vor der Hütte und drücken je nach Bedarf das Gas heraus – der Rucksack wird ohne Druck befüllt.

Agrartechnikerin Karin Pütz, die das Konzept entwickelt hat, will den Biogas-Rucksack in eine Infrastruktur einbetten. Kleinbauern beliefern eine Biogas-Anlage mit Kuhdung – und zapfen sich im Gegenzug das Biogas. So werde ein Handelssystem aufgebaut, das sich selbst trage. Der Rucksack ist  nötig, weil es kein Geld für Leitungen oder andere Transportmöglichkeiten in Entwicklungsländern gibt. „Damit Biogas erfolgreich in Entwicklungsländern genutzt wird, muss es transportiert werden können, nur so bekommt es einen finanziellen Wert“, sagt Pütz. „Biogas as Business“ hat sie ihr Konzept genannt. Der Rucksack kostet – produziert in Deutschland – etwa 30 Euro.

Aber mit einem Kubikmeter Gas auf dem Rücken herumzulaufen, ist das nicht gefährlich? Pütz bewertet das Risiko als gering. Da es ohne Druck abgefüllt werde, könne es nicht explodieren, sondern nur verbrennen. Und damit es sich entzündet, müssen Biogas (mit hohem, nicht-brennbarem CO2-Anteil) und Sauerstoff in einem ganz bestimmten Verhältnis aufeinandertreffen. Plus eine Feuerquelle. Zurzeit lässt Pütz ihren Biogas-Rucksack vom TÜV Rheinland prüfen. Allemal ist der Rucksack aber sicherer als die derzeitige Praxis. In Indonesien, erzählt Pütz, würden etwa Bauern  Biogas in Reifenschläuchen transportieren.

Das Interesse ist übrigens enorm. Indonesien hat schon die ersten Rucksäcke geordert. Zurzeit verhandelt Pütz außerdem mit der Regierung in Äthiopien, damit ihr Konzept in das Nationale Biogasprogramm aufgenommen wird. Das ist allerdings nur der erste Schritt. Am Ende soll sich die Idee selbst finanzieren und ohne Zuschüsse auskommen.