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Unsere durstige Mode

 

Die Zahlenliebhaber des Statistischen Bundesamts haben sich in diesen Tagen ein ungewöhnliches Thema vorgenommen. Wie viel Wasser steckt in unserer Kleidung? Nach Brandkatastrophen in Bangladesch und teilweise unerträglichen Arbeitsbedingungen ist es ein weiterer Aspekt, um über Mode und unseren Konsum noch einmal nachzudenken.

Erstmals haben die Statistiker nun umfassend berechnet, wie viel Wasser wir eigentlich indirekt importieren, wenn wir Kleidung kaufen, die aus dem Ausland stammt (und wer bei H&M shoppt, der weiß, dass der Großteil importiert wird). Dafür haben sie sich die Wasserbilanz von Baumwoll-Kleidung und die Handelsstatistiken angeschaut.

Wasserherkunft © Statistisches Bundesamt
Wasserherkunft © Statistisches Bundesamt

Die Fachleute kommen für das Jahr 2010 auf einen Nettoimport von 6.371 Millionen Kubikmetern Wasser. Um das einmal einzuordnen: Das ist mehr als doppelt so viel, wie alle privaten Haushalte in Deutschland in dem Jahr verbraucht haben, fürs Kochen, Duschen oder Waschen, so die Statistiker. Unsere T-Shirts und Jeans, sie sind wahnsinnig durstig.

Der Wasserverbrauch ist deshalb wichtig, weil Wasser in den Produktionsländern ein knappes Gut ist. Je nach Standort müssen die Baumwollplantagen sehr stark künstlich bewässert werden (dieses Wasser nennt man „blaues Wasser“, im Unterschied zum natürlichen „grünem“ Wasser, dem Regenwasser).

Ganz anschaulich zeigt das diese Grafik: Indien kann seine durstigen Baumwollpflanzen vor allem mit Regenwasser versorgen, Usbekistan zapft dagegen Grundwasser, Flüsse und Seen an. Rund 8.500 Liter sind nötig, um ein Kilo Biobaumwollfasern herzustellen.

Welche Folgen das hat, zeigt bekanntlich der Aral-See in Usbekistan, einst der viertgrößte Binnensee der Welt. Er ist inzwischen zu großen Teilen eine Salzsteppe – wegen der massiven Wasserentnahme für die Baumwolle, die dort auch „weißes Gold“ genannt wird.

Was tun? Der Klassiker wäre Mode aus Biobaumwolle zu kaufen. Doch bei der Wasserbilanz hilft das kaum weiter, bei Bio geht es vor allem darum, wie die Pflanzen angebaut werden, wie viel Dünger und Pestizide nötig sind. Auch die Biobaumwolle ist durstig. Allerdings gibt es natürlich unterschiedliche Arten der Bewässerung. Überschwemmung der Felder oder gezieltes Bewässern. Davon weiß der Käufer allerdings kaum etwas, selbst wenn er bei H&M zum T-Shirt aus Biobaumwolle greift.