Lesezeichen
‹ Alle Einträge

Sommerhitze treibt den Strompreis

 

Hier in Berlin sind es aktuell 30 Grad Celsius, ein perfekter Einstieg ins Wochenende. Nein, ich werde jetzt garantiert nicht über die Hitze jammern. Stattdessen war ich kurz auf der Internetseite der Leipziger Strombörse. Und da gibt es einige ganz spannende Entwicklungen zu entdecken: Der Börsenstrompreis auf dem Spotmarkt, der die kurzfristigen Entwicklungen abzeichnet, zieht nämlich seit ein paar Tagen kräftig an. Am Donnerstag kostete die Megawattstunde mehr als 51 Euro, so viel wie seit Ende Mai nicht mehr.

Warum das so ist, zeigt folgende Grafik von Agora Energiewende, einem Berliner Think Tank.

Sie haben die Daten der EEX und den Übertragungsnetzbetreibern grafisch aufbereitet. Daran sieht man: Deutschland erlebt gerade schönsten Sonnenschein (viele gelbe Kegel über Tag) und eine Windflaute (wenig Blaues). Den Großteil der Stromnachfrage decken zurzeit also konventionelle Kraftwerke.

Stromangebot und Nachfrage © Agora Energiewende
Stromangebot und Nachfrage © Agora Energiewende

Die Windproduktion liegt laut EEX bei gerade einmal rund 500 Megawatt. Für Tobias Federico, Geschäftsführer von Energy Brainpool, ist das sehr wenig: „4.000 Megawatt wären normal“, sagt er.

Und nun wird der Strompreis natürlich durch Angebot und Nachfrage gebildet: Die Nachfrage ist wegen des hohen Kühlbedarfs relativ hoch (wobei die Ferienzeit ein wenig dämpfend wirkt). Auf der anderen Seite ist das Angebot zumindest an Ökostrom nicht gerade richtig groß: Es ist zwar heiß, aber nicht unbedingt sonnig. Eigentlich sind in Deutschland rund Solaranlagen mit 32.000 Megawatt Leistung installiert. Laut EEX werden aber aktuell nur etwa 14.000 Megawatt eingespeist, also nur die Hälfte.

Warum? Den Solaranlagen ist es einfach zu heiß. Je heißer es wird, desto schlechter arbeitet eine Solaranlage, sie mag es eben sonnig, aber nicht zu heiß.

Auf eine Zahl werden die Stromkonzerne nun in den kommenden Tagen besonders schauen: die Wassertemperatur der Flüsse. Denn ob AKW oder Kohlekraftwerk: Die Meiler müssen gekühlt werden. Und irgendwann sind Elbe oder Rhein einfach zu warm, 28 Grad gilt als Grenzmarke. Dann müssen die Betreiber in der Regel ihre Kraftwerke noch besser kühlen oder eben zurückfahren. Noch aber ist Federico gelassen: „Wir haben keine Versorgungsengpässe“, sagt er. Die Elbe ist aktuell 23 Grad warm.