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Die ersten Mega-Batterien kommen

 

Die mobile Mega-Batterie in Magdeburg © Fraunhofer IFF
Die mobile Mega-Batterie in Magdeburg © Fraunhofer IFF

Von außen sieht er aus wie ein gigantischer Schiffscontainer, sein Inneres erinnert an einen Superrechner: In Magdeburg steht – wegen der Hochwassergefahr auf Stelzen – einer der größten mobilen Batteriespeicher Deutschlands. Das Fraunhofer Institut für Fabrikbetrieb und -automatisierung hat dort die Mega-Batterie errichtet. Vor Kurzem hat sie sogar den Praxistest bestanden: Ein Institutsgebäude der Forschungseinrichtung wurde für mehrere Minuten komplett vom Netz genommen und nur über die Batterie versorgt – ohne Blackout. Theoretisch könnte die Batterie die Gebäude der Forschungseinrichtung rund fünf Stunden lang mit Strom versorgen. Oder 100 Haushalte für 24 Stunden mit Strom beliefern.

Die dahinterstehende Technologie kennt man, salopp gesagt, vom Laptop: Sie basiert auf Lithium-Ionen-Akkus. Allerdings spielen die Magdeburger natürlich in einer anderen Liga. Während beim Laptop irgendwann die kleine Lüftung anspringt, weil die Prozessoren auf Hochtouren arbeiten, benötigt der Batteriecontainer sogar eine eigene Klimaanlage, damit er nicht überhitzt. Zudem müssen 5.000 einzelne Batteriezellen koordiniert werden. Die Batterie hat der südkoreanische Speicherspezialist SK Innovation gebaut.

Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Haseloff (l.) und Przemyslaw Komarnicki vom Fraunhofer IFF © Fraunhofer IFF
Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Haseloff (l.) und Przemyslaw Komarnicki vom Fraunhofer IFF © Fraunhofer IFF

Wofür wir diese Container brauchen? Sie könnten ein Mosaikstein sein, wie Deutschland die Energiewende hinbekommt, wenn es einmal nicht ausreichend Ökostrom gibt, sei es wegen Flaute oder einem wolkenverhangenen Herbsthimmel. Überschüssiger Ökostrom ließe sich darin speichern und bei Bedarf für wenige Stunden ins Stromnetz oder gezielt an Stromkunden abgeben. Daher ist diese Batterie auch beweglich, sie lässt sich vor Ort etwa zu Unternehmen bringen. „Diese Batterien sind vor allem als Kurzzeitspeicher geeignet“, sagt Fraunhofer Speicherspezialist Przemyslaw Komarnicki. Ab kommendem Jahr soll die Batterie bei einem der größten Solarparks Deutschland in Neuhardenberg zum Einsatz kommen. Denn die Solarzellen produzieren zwar über Tag fleißig Strom, benötigen aber auch in der Nacht selbst ein wenig Energie – diese könnte dann die Batterie liefern. Auch für Industrieparks oder Energiehändler könnte die Mega-Batterie interessant sein, sagt Komarnicki.

Klar ist, dass diese Batterien die Stromspeicherfrage nicht komplett lösen können. Die Magdeburger Batterie hat eine Leistung von gerade mal einem Megawatt, Fachleute rechnen, dass Deutschland eines Tages aber Dutzende Gigawatt Speicherleistung benötigen könnte. Selbstverständlich werden wir weiterhin den europäischen Strommarkt brauchen und etwa unseren Windstrom nach Skandinavien zum Speichern schicken. Aber für kleine, schnelle Zwischenlösungen könnten solche Batterien tatsächlich hilfreich sein. Der Berliner Thinktank Agora Energiewende war indes vor Kurzem in einer Studie zum Schluss gekommen, dass Deutschland mittelfristig keine Stromspeicher benötige.

Eine Million Euro hat die Batterie übrigens gekostet – „ein Megawatt, eine Million Euro“, das werde aber nicht die Faustregel bleiben, sagt Komarnicki. Langfristig werde die Technologie günstiger. Schließlich handele es sich um eine Pilotanlage. Außerdem soll die Batterie am Endes des Tages auch Geld verdienen, etwa weil Netzbetreiber ihre Leistung benötigen, damit das Stromnetz stabil bleibt.

Übrigens: Etwas nördlicher, in Schwerin, hat der Energieversorger Wemag vor wenigen Wochen ebenfalls eine Megabatterie in Betrieb genommen. Allerdings hat sie die Größe einer Turnhalle. Dafür aber ist die Leistung größer: Fünf Megawatt Leistung hat die nach Firmenangaben größte Batterie Europas. Das war sogar Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) einen Besuch wert.