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Walfleisch für Japan

 

Es ist eine zweifelhafte Weltpremiere, die der isländische Walfangunternehmer Kristján Loftsson, Chef des Unternehmens Hvalur, am vergangenen Wochenende aufstellte. Er ließ mehr als 1.800 Tonnen Walfleisch von Island durch die Nordostpassage in der Arktis nach Japan bringen, wie Newsweek berichtet. Nicht nur, dass diese Route bislang kaum von der kommerziellen Schifffahrt genutzt wird. Es ist das erste Mal, dass über diese Route ein so umstrittenes Gut transportiert wurde.

Als Transportschiff diente der Frachter Winter Bay, laut Japan Times wurde er von russischen Eisbrechern begleitet. Die Querung ist nur dank des Klimawandels möglich, im Sommer sind große Teile der Strecke eisfrei. Umweltschützer hatten gewarnt, dass das Schiff nur die niedrigste Eisklasse habe und extrem gefährliche Gewässer durchfahre, ein Unfall in der entlegenen Region lasse sich kaum händeln. Am Sonntag erreichte die Winter Bay die japanische Hafenstadt Osaka, dort soll der Frachter nach Informationen der Wal- und Delfinschutzorganisation WDC entladen worden sein. Laut dem Portal Marine Traffic, auf dem sich Schiffe live verfolgen lassen, ist das Schiff inzwischen auf dem Weg nach Russland.

Die Fahrt der Winter Bay haben Tier- und Umweltschützer heftig kritisiert – und mit ihren Protesten dafür gesorgt, dass die Überfahrt nach Japan einer Odyssee gleichte. Normalweise wäre das Schiff entlang Afrikas und dann quer durch den Indischen Ozean Richtung Asien gefahren. Doch nachdem es Anfang Juni Island verlassen hatte und Kurs auf Afrika nahm, änderte es seinen Kurs und fuhr nach Norwegen. Dort protestierten Umweltschützer von Sea Sheperd gegen den Walfleischtransport. Erst mit Verzögerung setzte das Schiff seine Reise fort.

„Loftsson ist mit dieser Reise ein trauriges Meisterstück gelungen“, muss auch Walschützerin Astrid Fuchs von WCD attestieren. Denn eigentlich ist laut internationalem Artenschutzabkommen CITES der Transport von geschützten Tierarten verboten. Das Walfleisch stammt von Finnwalen, die bis zu 22 Meter lang werden können und deren Bestand offiziell als gefährdet gilt. Sie stehen auf der roten Liste. Island, Norwegen und Japan haben allerdings Einspruch eingelegt und umgehen so das Transportverbot. Indem Loftsson die arktische Route gewählt hat und Russland sich nicht beschwerte, konnte das Fleisch also legal nach Japan gelangen.

In Island geht die Nachfrage nach Walfleisch seit Jahren zurück, daher exportiert Loftsson, der einzige übriggebliebene Walfänger Island, das Fleisch nach Japan. Dort ist der Konsum gesellschaftlich akzeptiert. Die Regierung hat ihn jahrelang sogar unterstützt, indem etwa öffentliche Kantinen auch Walfleisch anboten. In Europa dagegen ist Walfang ein No-Go. Erst vor zwei Wochen hatten die Kreuzfahrtunternehmen Aida und Hapag-Lloyd angekündigt, wegen der blutrünstigen Grindwalabschlachtung die Färöer Inseln zu boykottieren.