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Gebäudesanierung immer noch ein Minusgeschäft

Bessere Wände, isolierte Fenster, eine neue Heizung: Eigentlich ist klar, was mit den meisten Altbauten in Deutschland passieren sollte. Nicht nur aus Klimaschutzgründen ist eine Sanierung sinnvoll, auch der Geldbeutel freut sich. Schließlich sind in 2010 die Heizkosten teilweise um bis zu 40 Prozent gestiegen.

Die Crux ist nur: In den wenigsten Fällen lohnt sich eine Wärmedämmung. Vierzig Prozent der Hausbesitzer, die sich zu einer Sanierung durchringen, können anschließend keine höhere Miete verlangen, so das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in einer aktuellen Studie:

„Selbst in den Fällen, in denen Mieterhöhungen erfolgten, ist der Gewinn für Vermieter in der Regel überschaubar: Bei 86 Prozent der sanierten Objekte betrug die dadurch erzielte Rendite weniger als 5  Prozent. Das liegt zum einen daran, dass jede Wohnung und jedes Haus aufgrund des Baujahrs, der Bauart und Nutzung unterschiedlichen Modernisierungsbedarf aufweist. (…) Zum anderen gelingt es vielen Vermietern schlicht nicht, die Sanierungskosten in ausreichendem Maße auf die Mieter umzulegen.“

Die Studienmacher, die 1300 Sanierungsobjekte zusammen mit der KfW untersuchten, kommen zu dem Schluss, dass die Investitionen  in einigen Fällen sogar so hoch gewesen seien, dass Vermieter trotz einer starken (prozentualen) Mieterhöhung keine hohe Rendite erzielen konnten.

Das IW fordert daher bessere Förderprogramme auf Bundesebene, um Hausbesitzer überhaupt zum Sanieren zu bewegen. Wie passend, dass die KfW seit März ihre Fördertöpfe wieder aufgefüllt hat. Für´s Dämmen und den Austausch von Fenstern und Heizungen stehen nun wieder neue Gelder bereit.

 

Strommasten neu gedacht (und vor allem schöner)

Copyright: Choi+Shine Architects

Da sag noch jemand, dass Strommasten immer als stählerne Ungeheuer daherkommen müssen. Jin Choi und Thomas Shine, Inhaber des Architekturbüros „Choi + Shine“ aus Massachustetts/USA, haben die Herausforderung des isländischen Versorgers Landsnet angenommen und die Stahlmasten neu gedacht. Bedingung des Architekturwettbewerbs: Die neuen 220-kv-Leitungen dürfen sich nicht stark von der aktuellen Bauweise unterscheiden.

Herausgekommen sind wundersame Stahlgiganten, die über die isländischen Fjorde stampfen. Sie haben sogar den Preis für „Ungebaute Architektur“ der Bostoner Society of Architekts gewonnen.

Wär das nicht auch was für Deutschland? Filigrane Stahlkolosse, die durch´s Emsland Richtung Ruhrpott stolzieren? Schließlich ist der Netzausbau gerade eine der energiepolitischen Herausforderungen für die kommenden Jahre in Deutschland: Windstrom vom Flachland muss in die Verbrauchszentren nach Süddeutschland. Und mit solchen kunstvollen Figuren ließe sich sicherlich auch der eine oder andere Grundbesitzer von der Notwendigkeit einer neuen Trasse überzeugen…

Copyright: Choi+Shine Architects

Copyright: Choi+Shine Architects

 

Kopenhagen lässt die Dächer grünen

Grüne Dächer tun den Städten gut, das ist schon seit langem klar: Sie sind eine Art natürliche Klimaanlage. Während sich Asphalt und Beton aufheizen und so im Sommer aus Städten kleine Heizkraftwerke machen, sorgen Dachgärten für den gegenteiligen Effekt: Pflanzen speichern Wasser und lassen es verdunsten, das kühlt das Klima. Die Blätter binden Staub und Schadstoffe. Zudem fangen die Dachgärten das Regenwasser auf und entlasten so die Kanalisation. Und Vögel, Schmetterlingen und was sonst so kreucht und fleucht erhalten neue Lebensräume.

Kopenhagen hat das überzeugt- und die Stadt prescht wunderbar zielstrebig voraus: Als erste Stadt in Skandinavien will die dänische Hauptstadt nun die Dachbegrünung verpflichtend machen. Jedes Dach mit einer Neigung von bis zu 30 Grad soll sich in einen kleinen Mini-Stadtpark verwandeln, die Stadt stellt dafür Zuschüsse bereit. Jedes Jahr sollen so neue Gärten mit einer Fläche von rund 5000 Quadratmetern aus den Dächern sprießen.  Und was ich lobenswert finde: Die Stadt hält offenbar bei ihrem ambitionierten Ziel fest, bis 2025 klimaneutral zu werden – und das selbst nach dem spektakulären Scheitern des Weltklimagipfels im vergangenen Jahr.

 

Ruhrpott will Stadt zur Öko-City umbauen

Keine Ruhe im Ruhrgebiet: Dieses Jahr enden ja die Feste als Kulturhauptstadt. Und ein Anschlussprojekt gibt es auch schon. Eine etwa 50.000 Einwohnerstadt im Ruhrgebiet soll zur Ökostadt umgebaut werden, so dpa:

„Das Ziel sind gut 50 Prozent CO2-Einsparung durch Wärmedämmung der Häuser, Optimierung der Industrie, Elektroautos, Windräder und Solaranlagen. (…) Geplant sei etwa das Durchsanieren des gesamten Gebäudebestandes nach Möglichkeit bis auf Passivhausniveau. Damit lasse sich schon erheblich CO2 sparen. 500 Elektro-Autos, Wärmepumpen, Kraft-Wärme-Kopplung, Klein-Windräder für Mietshäuser und Solaranlagen sollen für umweltfreundliche Energieerzeugung sorgen. (…)
Zugleich soll die Musterstadt auch baulich verschönert und etwa mit abgesenkten Bordsteinen für ältere Menschen zugänglicher werden.
Die Industrie hofft, einen Großteil der Kosten durch Verkauf des Know-hows an andere Städte und Export wieder herein zu bekommen.“

Wie teuer das Projekt wird, ist allerdings noch unklar. Das Land NRW hat bereits eine halbe Millionen Euro bereitgestellt – was allerdings wohl kaum ausreichen wird.

Das Besondere an dem Ruhrpott-Projekt ist: Erstmals wird eine Öko-Stadt nicht einfach auf dem Reissbrett entworfen, sondern bestehende Häuser sollen umgebaut werden. Das ist klasse. Denn die Herausforderung liegt ja gerade darin, die bestehenden Gebäude energieeffizienter zu machen, klimafreundlicher. Solche Erfahrungen sind viel wichtiger als Prestige-Projekte wie Masdar City in Abu Dhabi, die wenig damit zu tun haben, wie die Mehrheit der Menschen lebt.