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Klimaskandal im Müll!

Über Müll zu schreiben ist wirklich nicht einfach: Der Leser gähnt, der Schreiber manchmal auch. Deswegen habe ich die Überschrift ein bisschen angespitzt – vielleicht hätte ich gar „Sexskandal im Müll“ schreiben sollen?

Dabei gibt es ab und zu wahre Perlen in der deutschen Abfallwirtschaft zu finden. Hätten Sie gedacht, dass Müllsammlung und Trennung jedes Jahr 18 Millionen Tonnen CO2 einsparen? Das entspricht ungefähr dem jährlichen Ausstoß von 7,7 Millionen Autos, hat das Freiburger Öko-Institut ausgerechnet. Das hat selbst die Wissenschaftler dort überrascht. Sie haben auf der einen Seite die Kosten für die Sammlung, den Spritverbrauch der Müllwagen etc. bilanziert. Und auf der anderen Seite die Gewinne: Wieviel Energie produzieren Müllverbrennungsanlagen und ersetzen so etwa Kohlekraftwerke. Wieviel Material muss nicht neu und energieaufwändig produziert werden, sondern kann durch Recyclingmaterial ersetzt werden?

Günter Dehoust, der sich seit Jahren mit nichts anderem als Müll beschäftigt, kommt übrigens in der Studie zu einem wirklich interessanten Schluss: Deutschland braucht mehr Biotonnen. Wenn wir Kartoffelschalen und Möhrenstrapse einfach in den Restmüll feuern, landen sie am Ende in der Müllverbrennung. Dabei ließen sie sich in Biogasanlagen vergären. So kann in Blockheizkraftwerken Strom und Wärme produziert werden – und das CO2-neutral. Und die Reste aus der Biogasanlage können Landwirte und Hobbygärtner als Dünger verwenden. Das ist besser als Torf, dessen Abbau viel zu viel CO2 freisetzt und wertvolle Naturgebiete zerstört.

Klingt einleuchtend, oder? Aber warum steht dann in den wenigsten Hinterhöfen eine Biotonne? Das liegt oftmals an einem schlecht organisierten Gebührensystem, sagt Dehoust. Wer akkurat Müll trennt, hat in der Regel keinen finanziellen Vorteil – die gesamten Müllgebühren werden einfach pauschal auf die Hausgemeinschaft umgelegt. Allerdings gibt´s schon erste Projekte von Wohnungsgesellschaften, in denen Mieter ihre Müll abwiegen lassen können – und entsprechend viel oder wenig zahlen. Und sie rechnen sich sogar: Mit den eingesparten Müllgebühren lassen sich die Investitionen in Hightech-Müllschlucker finanzieren, die einzelnd abrechnen können.

 

Kinder für´s Klima

Was Felix Finkbeiner auf die Beine gestellt hat, hat mich wirklich beeindruckt. Der Knirps ist gerade einmal zwölf Jahre alt, hat aber definitiv bereits mehr für´s Klima getan als ich. Vor zwei Jahren – sprich: mit zehn Jahren – hat er die Schülerinitiative „Plant for the Planet“ gegründet. Das Ziel: In jedem der Land der Erde pflanzen Kinder eine Million Bäume, um etwas gegen den Klimawandel zu tun.

Felix hat einen riesigen Erfolg, jede Menge Schulen und Kitas  machen bereits mit. Mehr als 1,1 Millionen Bäume haben Kinder ihm weltweit bereits versprochen, mehr als 680.000 sind bereits gepflanzt. Inzwischen jettet Felix rund um die Welt und hält sogar Vorträge vor der chinesischen Regierung. Auf Englisch, selbstverständlich. Hier der Beweis:

Und ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen, wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtet:

„In China halte ich einen Vortrag“, sagt Felix. Er sitzt aufrecht am Tisch eines Zugabteils. Aufmerksam und unaufgeregt hört er zu, seine Antworten kommen prompt. „Ich erzähle dort, was wir Kinder machen“, erklärt er und fügt hinzu: „Wir Kinder fühlen uns verarscht.“


 

Die „Lex E.On“ und der Klimagipfel

Rund 720 Kilometer liegen Kopenhagen und Düsseldorf auseinander. Was die Klimapolitik angeht, scheinen es dagegen Lichtjahre zu sein. Anders lässt sich kaum die gestrige Entscheidung des Düsseldorfer Landtags erklären, den Paragraphen 26 aus ihrem Landesentwicklungsprogramm zu streichen.

Er bildete bislang die landesplanerischen Grundlage für den Ausbau der erneuerbaren Energien und gab den regenerativen Energien Vorrang. Das Oberverwaltungsgericht Münster hatte unter anderem den Bau des E.On-Kohlekraftwerks Datteln mit Bezug auf diesen sogenannten Klimaschutz-Paragraphen untersagt.

Während die CDU-Landesregierung jetzt beteuert, dass die Streichung des Paragraphens auf keinen Fall die Klimaschutz-Ambitionen von NRW aufgebe, sehen Umweltschützer das natürlich anders. Sie sprechen von einem „Lex E.On“, das im Nachhinein den Kraftwerksbau legitimiere. Vor allem aber schauen sie nach Kopenhagen. Während 720 Kilometer weit entfernt Angela Merkel mehr oder wenig engagiert für ein ambitioniertes Klimaschutzabkommen kämpft, entscheiden sich ihre Parteikollegen in Düsseldorf für´s Gegenteil.

 

Kopenhagen: USA präsentieren 350 Millionen Dollar-Plan

Im Kopenhagen-Rausch wäre mir das heute fast entgangen: Die USA haben just einen 350 Millionen US-Dollar-Plan vorgestellt, um klimafreundliche Technologien in Entwicklungsländern zu fördern – Solarlampen für Afrika, sozusagen. Das ist wohl nicht der nötige Durchbruch – dafür reichen die Summen einfach nicht aus. Nur eine Zahl zum Vergleich: Die EU hat für den Zeitraum 2010 bis 2012 bereits Zusagen von 7,2 Milliarden gemacht.

Mehr gibt´s bei der Washington Post und im britischen Guardian.

 

Klima: Der neuste Coup von Herrn Soros

Er spekulierte  gegen das britische Pfund und brachte die internationalen Finanzmärkte in den 90ern ins Schwanken. Seit Jahrzehnten setzt er sich für seine Heimat Osteuropa ein und seit neustem auch für den Klimaschutz. Heute sorgte er für einen Coup auf der Klimakonferenz in Kopenhagen. Auf einer Pressekonferenz stellte er einen kleinen Masterplan vor, wie eine Finanzierung von Klimaschutzmaßnahmen gelingen könnte – der Knackpunkt bei den Verhandlungen in Kopenhagen.

Soros  will dafür den Internationalen Währungsfonds einbinden. Die Industrienationen sollten die sogenannten Sonderziehungsrechte (SRZ) des Fonds nutzen, um sie in einen „grünen Fonds“ zu stecken, der Klimaschutzprojekte finanziert. Die SZR sind eine Art virtuelle Verrechungseinheit, um staatliche Währungsreserven zu ergänzen. Sie werden vom IWF bei Transaktionen mit seinen Mitgliedern benutzt.

Mindestens 100 Milliarden US-Dollar will Soros aufgespürt haben, die durch die Goldreserven des IWF abgesichert seien. Die Entwicklungsländer könnten diese Gelder zu einem geringen Zinssatz abrufen. Über die Teilnahme am Emissionshandel könnten die ärmeren Länder Einnahmen generieren und so wiederum die Zinsen zahlen. Völlig abwegig sei die Idee nicht, schon heute nutzten Frankreich und Großbritannien die SRZ, um mit zwei Milliarden US-Dollar Entwicklungshilfeprojekte zu finanzieren, sagte Soros.

Er  brachte übrigens eine interessante Zahl auf: Zu Hochzeiten der Finanzkrise habe der IWF rund 283 Milliarden Dollar in Form von Sonderziehungsrechten ausgegeben, um die Liquidität in den Märkten zu sichern. Fragt sich jetzt nur, wie viel den Industrienationen in Kopenhagen der Klimaschutz wert ist.

 

Klimaschützer Coca-Cola?

Mal angenommen, ich frage Sie nach Treibhausgasen, was fällt Ihnen ein? Genau: Kohlendioxid. Doch es gibt noch weitaus schlimmere klimaschädigende Gase, etwa Methan (ja, das ist wegen der furzenden Kühe bekannt) und Fluorkohlenwasserstoffe (FKW). Das Gas ist im Vergleich zu Kohlendioxid 1400 Mal klimaschädigender.

Coca-Cola, einer der größten und bekanntesten Konzerne weltweit, will jetzt an seine FKW-Emissionen ran. Im kommenden Jahr will Coke 150.000 seiner Kühlschränke austauschen, gab das Unternehmen kürzlich bekannt. Das wären doppelt so viele als in diesem Jahr. Bis 2005 2015 will das Unternehmen sogar komplett FKW-frei sein. Coca-Cola ist damit der erste Großkonzern, der den vollständigen Verzicht auf FKW weltweit ankündigt.

10 Millionen Kühlschränke betreibt Coke weltweit. An ihnen entscheidet sich die Klimabilanz des Unternehmens. So ganz neu ist das Thema allerdings nicht: Schon seit vier Jahren tauscht der Konzern in Kooperation mit Greenpeace FKW-Geräte aus. Die Umweltschutzorganisation ist denn auch skeptisch angesichts der Ankündigung und fragt nach, wer überhaupt die Hunderttausend Kühlkompressoren liefern soll.