Lesezeichen
 

Die neuen Sonnenprinzen aus Bayern

Bislang hat sich das  Fürstenhaus von Thurn und Taxis kaum als aktiver Klimaschützer einen Namen gemacht. Das soll sich jetzt ändern: Die Bayern planen bei Straubing den weltgrößten Solarpark. Rund 115 Millionen Euro wollen sie investieren. Die Kapazität soll bei 65 Megawatt liegen, das Modulfeld wäre so groß wie 280 Fußballfelder. Dank der EEG-Vergütung kalkuliert Thurn und Taxis mit einer attraktiven Verzinsung seines Investments. Doch die enormen Ausmaße des Parks stoßen auf Widerstand. Die Bürger vor Ort fürchten um ihre Heimat, Unterschriften werden gegen den Solarpark gesammelt.

Ob das Investment aufgeht? Schwarz-Gelb hat eine Kürzung der Förderung angekündigt. Zu hoch sei die Solarstromförderung angesichts der sinkenden Preise für Module. Die Pläne werden jetzt konkret. Mitte Januar sollen die Gespräche mit dem Bundesverband Solarwirtschaft, Verbraucherschützern und dem Bundesumweltministerium beginnen.

Und die werden wohl verlaufen wie Tarifverhandlungen: Die Solarbranche will nicht zu stark absenken, die Verbraucherschützer dagegen umso mehr. Branchenvertreter haben bereits angekündigt, die jährliche Senkung der Förderung vorzuziehen. Das heißt, die Vergütung von Solarstrom könnte im kommenden Jahr um mehr als die vorgesehenen neun Prozent niedriger ausfallen. Wer dieses Jahr eine Solaranlage in Betrieb genommen hat, erhält für jede eingespeiste Kilowattstunde Solarstrom 43 Cent. Wer die Anlage erst im kommenden Jahr ans Netz bringt, bekommt dagegen nur noch 39,5 Cent (sprich neun Prozent weniger).

Zwar liegt die Vergütung bei Freiflächenanlagen wie der von Thurn und Taxis geplanten etwas niedriger. Aber sie ist immer noch so lukrativ, dass das Fürstenhaus auf eine schnelle Entscheidung drängt.

Die EEG-Förderung sorgte übrigens im vergangenen Jahr trotz Krise für einen kleinen Solarboom in Deutschland. Das Branchenmagazin Photon rechnet damit, dass Anlagen mit einer Kapazität von insgesamt bis zu vier Gigawatt neu ans Netz gingen. Was in absoluten Zahlen erst einmal enorm klingt, relativiert allerdings eine Mitteilung des BDEW am Montag. Der Solarstrom-Anteil an der Stromerzeugung lag 2009 bei einem Prozent. Und daran wird auch der fürstliche Solarpark wohl nichts ändern.

 

Das Meer als neuer Klimaretter

Zwei Arten von Klimaschützern haben dieser Tage das Meer neu entdeckt. Da ist auf der einen Seite die Europäische Union, die gerne die gesetzlichen Vorgaben dafür schaffen möchte, das Klimagas Kohlendioxid nun auch im Meeresboden und nicht nur im Festland zu verpressen. Dafür hat die EU beschlossen, das sogenannte OSPAR-Abkommen zu ändern (OSPAR steht übrigens für „Abkommen zum Schutz der Meere des Nordatlantiks“).  Den Meeresschutz sehen Umweltschützer mit der Vorlage allerdings nicht mehr gewährleistet, im Gegenteil:

„Wir brauchen im Nordostatlantik keine großtechnische Anwendung von CCS und damit verbundene Milliardensubventionen in Kohlekraftwerke mit CCS-Technologie.“

heißt es in einem aktuellen Antrag der Grünen-Bundestagsfraktion. Die Grünen befürchten eine gefährliche Versauerung des Meereswassers. Unterstützung bekommen sie von prominenter Seite:  Das Umweltbundesamt spricht sich bereits seit längerem gegen das Abscheiden von Kohlendioxid in Kohlekraftwerken und Verpressen (CCS) im Meeresboden aus – auch wenn Staaten wie Norwegen dies bereits seit Jahren im großen Stil praktizieren. Man solle besser auf Energieeffizienz statt auf Kohlekraft setzen.

Das Meer als Klimagas-Halde? Vor Schottland will man einen anderen Weg gehen. Dort experimentiert das  Unternehmen Pelamis seit Jahren mit Wellenkraftwerken. Riesige Stahlrohrschlangen, ausgelegt auf der Wasseroberfläche, fangen die Wellenenergie ein und treiben Hydraulikgeneratoren an, die Strom erzeugen.

Bislang krebste Pelamis jedoch vor sich hin, eine erste Mini-Pilotanlagen vor der Küste Portugals mussten die Schotten Anfang des Jahres wieder abbauen, zu groß waren die technischen Herausforderungen. Das könnte sich jetzt ändern: Der schwedische Versorger Vattenfall, einer der größten Stromkonzerne Europas, gab jetzt bekannt, bei Pelamis einzusteigen und das erste Wellenkraftwerk vor den Shetland Inseln zu bauern. Nun gut, es ist eine Pilotanlage mit gerade einmal 20 Megawatt – das sind vier Offshore-Windräder, wie sie sich zurzeit vor Borkum drehen. Aber Fachleute schätzen die Entwicklungsmöglichkeiten von Wellenenergie als enorm ein.

Vattenfall gehört übrigens zu den Unternehmen, die auch  von der staatlichen CCS-Förderung profitieren. Während der Konzern nun vor Schottland auf klimafreundlichen Strom aus Wellenenergie setzt, vor den Küsten Schwedens und Dänemarks seit Jahren riesige Windfarmen betreibt, entwickelt es im ostdeutschen Jänschwalde ein CCS-Demonstrationsprojekt. 180 Millionen Euro EU-Förderung kassiert es für sein „klimafreundliches Kohlekraftwerk“.

 

Die „Lex E.On“ und der Klimagipfel

Rund 720 Kilometer liegen Kopenhagen und Düsseldorf auseinander. Was die Klimapolitik angeht, scheinen es dagegen Lichtjahre zu sein. Anders lässt sich kaum die gestrige Entscheidung des Düsseldorfer Landtags erklären, den Paragraphen 26 aus ihrem Landesentwicklungsprogramm zu streichen.

Er bildete bislang die landesplanerischen Grundlage für den Ausbau der erneuerbaren Energien und gab den regenerativen Energien Vorrang. Das Oberverwaltungsgericht Münster hatte unter anderem den Bau des E.On-Kohlekraftwerks Datteln mit Bezug auf diesen sogenannten Klimaschutz-Paragraphen untersagt.

Während die CDU-Landesregierung jetzt beteuert, dass die Streichung des Paragraphens auf keinen Fall die Klimaschutz-Ambitionen von NRW aufgebe, sehen Umweltschützer das natürlich anders. Sie sprechen von einem „Lex E.On“, das im Nachhinein den Kraftwerksbau legitimiere. Vor allem aber schauen sie nach Kopenhagen. Während 720 Kilometer weit entfernt Angela Merkel mehr oder wenig engagiert für ein ambitioniertes Klimaschutzabkommen kämpft, entscheiden sich ihre Parteikollegen in Düsseldorf für´s Gegenteil.

 

Utz Claassen spornt Desertec an

Da hab ich gestaunt: Utz Claassen wird neuer Chef von Solar Millenium. Das Unternehmen aus Erlangen hat sich auf den Bau von solarthermischen Kraftwerken spezialisiert. Was macht der ehemalige Chef des süddeutschen Atomkonzerns Enbw plötzlich in der erneuerbaren Energien-Branche?

Je länger man drüber nachdenkt, desto logischer: Die Anlagen von Solar Millenium sind Großkraftwerke, allein die Anlagen, die Solar Millenium in den USA plant, haben eine Kapazität von 250 Megawatt, soviel wie ein kleines Kohlekraftwerk. Die Technik ist ähnlich, Dampfturbinen, Transformatoren, da kennt sich Claassen aus. Der Manager, der vor zwei Jahren Enbw verließ, wird sich bei seinem neuen Arbeitgeber vor allem auch um das Desertec- Projekt kümmern, zu dessen Initiatoren Solar Millenium gehört. Ein solche Projekt, das ja nicht nur auf Zustimmung stößt (SPD-Mann Hermann Scheer ist ein lautstarker Kritiker), reizt den konfliktfreudigen Claassen.

Einen komischen Beigeschmack hinterlässt die Personalie allerdings sicherlich bei Klima-und Umweltschutzorganisationen. Greenpeace etwa hatte Desertec mit auf den Weg gebracht – und nun kämpft ihr ehemaliger Gegner für ihre Interessen.

 

Kopenhagen: USA präsentieren 350 Millionen Dollar-Plan

Im Kopenhagen-Rausch wäre mir das heute fast entgangen: Die USA haben just einen 350 Millionen US-Dollar-Plan vorgestellt, um klimafreundliche Technologien in Entwicklungsländern zu fördern – Solarlampen für Afrika, sozusagen. Das ist wohl nicht der nötige Durchbruch – dafür reichen die Summen einfach nicht aus. Nur eine Zahl zum Vergleich: Die EU hat für den Zeitraum 2010 bis 2012 bereits Zusagen von 7,2 Milliarden gemacht.

Mehr gibt´s bei der Washington Post und im britischen Guardian.

 

Röttgen und die Kohle

Gleich zwei riesige Kohlekraftwerks-Neubauten sind geplatzt: In Dörpen brachten Kohlekraft-Gegner ein Projekt des Schweizer Energiekonzerns BKW und des süddeutschen Energieversorgers Enbw zu Fall. Gute zwei Jahre hatten Gegner gegen die Pläne mobil gemacht. Vergangene Woche teilte Enbw mit:

„Die Projektarbeiten zur Entwicklung eines Steinkohlekraftwerks am Standort Dörpen werden nicht weiter fortgeführt. Aus ökologischen und ökonomischen Gründen ist für die EnBW Energie Baden-Württemberg AG die gleichzeitige Strom- und Wärmeerzeugung durch Kraft-Wärme-Kopplung eine wesentliche Bedingung für die mögliche Realisierung des Kohlekraftwerksprojekts am Standort Dörpen.“

Einen ähnlichen Sinneswandel gibt es an der Ostsee. Dort hat der dänische Energiekonzern Dong ebenfalls die Pläne für ein neues Kohlekraftwerk in Lubmin begraben. Das 2,3 Milliarden Euro teure Kraftwerk sollte aus zwei Blöcken mit jeweils 800 Megawatt Leistung bestehen. Dem Projekt fehle die politische Unterstützung, teilte Dong mit. Bereits im Oktober hatte der Konzern Pläne zum Bau eines Kohlekraftwerks in Emden aufgegeben.

Das sind doch wirklich interessante Entwicklungen. Vor allem, wenn man sich die Äußerungen von Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) anschaut, der sich soeben erneut für den Neubau von Kohlekraftwerken aussprach. Aber wer soll die nun überhaupt bauen, Herr Röttgen? Die Wirtschaft mag offenbar nicht mehr – zu unklar die Investitionsbedingungen, zu groß der Widerstand der Anwohner. Und die Kraftwerke mit der Wundertechnologie Carbon Capture and Storage (CCS) – die noch lang nicht marktreif ist – lohnen sich offenbar nur, weil es einen millionenschweren Geldsegen aus Brüssel gibt.

Vielleicht ist Kohle doch nicht die Zukunft? Schließlich wird es ja vielleicht auch noch eine Laufzeitverlängerung der Kernkraftwerke geben – wie immer die auch aussehen wird. Dann werden wir in einigen Jahren Kohlekraftwerke am Netz haben, Kernkraftwerke und auch noch Offshore-Windparks. Und wohl über eine Stromlücken-Debatte, wie wir sie vor einigen Jahren hatten, nur noch müde lächeln…

 

Klima: Der neuste Coup von Herrn Soros

Er spekulierte  gegen das britische Pfund und brachte die internationalen Finanzmärkte in den 90ern ins Schwanken. Seit Jahrzehnten setzt er sich für seine Heimat Osteuropa ein und seit neustem auch für den Klimaschutz. Heute sorgte er für einen Coup auf der Klimakonferenz in Kopenhagen. Auf einer Pressekonferenz stellte er einen kleinen Masterplan vor, wie eine Finanzierung von Klimaschutzmaßnahmen gelingen könnte – der Knackpunkt bei den Verhandlungen in Kopenhagen.

Soros  will dafür den Internationalen Währungsfonds einbinden. Die Industrienationen sollten die sogenannten Sonderziehungsrechte (SRZ) des Fonds nutzen, um sie in einen „grünen Fonds“ zu stecken, der Klimaschutzprojekte finanziert. Die SZR sind eine Art virtuelle Verrechungseinheit, um staatliche Währungsreserven zu ergänzen. Sie werden vom IWF bei Transaktionen mit seinen Mitgliedern benutzt.

Mindestens 100 Milliarden US-Dollar will Soros aufgespürt haben, die durch die Goldreserven des IWF abgesichert seien. Die Entwicklungsländer könnten diese Gelder zu einem geringen Zinssatz abrufen. Über die Teilnahme am Emissionshandel könnten die ärmeren Länder Einnahmen generieren und so wiederum die Zinsen zahlen. Völlig abwegig sei die Idee nicht, schon heute nutzten Frankreich und Großbritannien die SRZ, um mit zwei Milliarden US-Dollar Entwicklungshilfeprojekte zu finanzieren, sagte Soros.

Er  brachte übrigens eine interessante Zahl auf: Zu Hochzeiten der Finanzkrise habe der IWF rund 283 Milliarden Dollar in Form von Sonderziehungsrechten ausgegeben, um die Liquidität in den Märkten zu sichern. Fragt sich jetzt nur, wie viel den Industrienationen in Kopenhagen der Klimaschutz wert ist.

 

Design: Das 2. Leben des Regenschirms

Gerade bin ich über die schöne Seite des kleinen Schweizer Designbüros atelier v gestolpert. Das Team funktioniert in seinem Projekt „entdecken“ Alltagsgegenstände um und kommt auf witzige Ideen: Die Salatschleuder wird zum Weihnachtsstern, der Regenschirm zum Golfschläger oder Lampenmodell. Sicherlich nicht bahnbrechend, aber dafür mal etwas für´s Auge und zum Innehalten. Oder gar das cradle-to-cradle-Prinzip, bei dem es keinen Abfall mehr gibt, im Kleinen…

 

Klimaschützer Coca-Cola?

Mal angenommen, ich frage Sie nach Treibhausgasen, was fällt Ihnen ein? Genau: Kohlendioxid. Doch es gibt noch weitaus schlimmere klimaschädigende Gase, etwa Methan (ja, das ist wegen der furzenden Kühe bekannt) und Fluorkohlenwasserstoffe (FKW). Das Gas ist im Vergleich zu Kohlendioxid 1400 Mal klimaschädigender.

Coca-Cola, einer der größten und bekanntesten Konzerne weltweit, will jetzt an seine FKW-Emissionen ran. Im kommenden Jahr will Coke 150.000 seiner Kühlschränke austauschen, gab das Unternehmen kürzlich bekannt. Das wären doppelt so viele als in diesem Jahr. Bis 2005 2015 will das Unternehmen sogar komplett FKW-frei sein. Coca-Cola ist damit der erste Großkonzern, der den vollständigen Verzicht auf FKW weltweit ankündigt.

10 Millionen Kühlschränke betreibt Coke weltweit. An ihnen entscheidet sich die Klimabilanz des Unternehmens. So ganz neu ist das Thema allerdings nicht: Schon seit vier Jahren tauscht der Konzern in Kooperation mit Greenpeace FKW-Geräte aus. Die Umweltschutzorganisation ist denn auch skeptisch angesichts der Ankündigung und fragt nach, wer überhaupt die Hunderttausend Kühlkompressoren liefern soll.

 

Carrotmobs: Der positive Boykott

Die Idee der Carrotmobber finde ich simpel und genial: Sie stürmen seit jüngster Zeit „gute Läden“ und shoppen sie leer. Damit belohnen sie Unternehmer, die etwa radikal in Energieeffizienz investiert haben. Am 12. Dezember trifft es diesmal den Naturkostladen Andersch in Frankfurt am Main, wo Achim Andersch rund 75 Prozent seines Umsatzes in Energiesparmaßnahmen investiert hat. In Berlin durfte sich bereits Ende Oktober der Schnellimbiss „eve & adam´s“ über den Ansturm von 500 Gästen und ein Zusatzgeschäft von mehr als 2300 Euro freuen. In Bielefeld entsorgte ein Bioladen mit dem ungeahnten Geldsegen 15 Jahre alte Kühltruhen. Aufgekommen ist die Bewegung übrigens in den USA, via facebook und twitter dauerte es nicht lange, bis sie auch in Europa ankam.  Wie lobt das Time Magazin: „Carrotmobs are cooler than boycotts“. Stimmt!