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„Time To Get Ill“

 

Das Kunstprojekt „Krankheit als Metapher. Das Irre im Garten der Arten“ startet mit einer Filmreihe im Golem abseits klassischer Wehwehchen.

Wie die Gesellschaft Krankheit psychologisiert, sie zum selbstverschuldeten Defizit erklärt, wie sie Depressionen stigmatisiert und wie durchlässig die Grenze zwischen gesund und krank gerade in diesem Bereich ist, damit beschäftigt sich das internationale Kunstprojekt Krankheit als Metapher der Kuratorin Britta Peters. Hochaktuell und spannend ist das Thema, das den immer stärkeren Zwang zur Selbstoptimierung beleuchtet und das moderne Ideal der Selbstständigkeit, das neben Flexibilität, permanenter Erreichbarkeit und Arbeit ohne Dienstschluss zudem immer mehr Kreativität fordert, mehr Eigenverantwortlichkeit – und eben immer mehr Opfer. In einem Symposium, in Ausstellungen, Performances und Arbeiten im öffentlichen Raum wird der Wertewandel beleuchtet – und in einer Filmreihe, die Uwe Lewitzky, Leiter der Sammlung Falckenberg, zusammengestellt hat. Time To Get Ill heißt es im Golem drei Monate lang jeden Donnerstag – in einem Programm, das sich abseits klassischer Blinddarmentzündungen um Befindlichkeiten dreht, die genauso akut, aber schwerer zu lokalisieren sind – oder eben gar nicht. Das Programm reicht von der Dokumentation In the Realms of Unreal am 18. September über den „Outsider“-Künstler Henry Darger zu Christoph Waltz’ Kinodebüt Kopfstand (Foto) von 1981, in dem er nach einer Kurzschlusshandlung seiner Mutter in einer psychiatrischen Anstalt landet.

Text: Sabine Danek