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„Kaspar Häuser Meer“

 

Rätselhafte Jugendliche und der Büroalltag im Amt: Felicia Zellers Groteske läuft im Winterhuder Fährhaus.

So kennt man das Theater Kontraste: Das neue Stück im September verspricht wieder bissig, zeitgemäß und auf böse Weise witzig zu werden. Kaspar Häuser Meer von Felicia Zeller beginnt mit der häufigsten psychischen Krankheit unserer heutigen Zeit. Björn liegt mit einem Burn-out im Krankenhaus. Seine Arbeit beim Jugendamt hat ihn niedergestreckt. Anika, Barbara und Silvia, seine ebenfalls schwer gestressten Kolleginnen, müssen nun seinen Job übernehmen: 104 lückenhaft dokumentierte sogenannte Kaspar-Hauser-Fälle, die die Schicksale von meist rettungslosen Kindern beschreiben. Als Zuschauer wird man mit der Überforderung und dem vorprogrammiertem Scheitern der Menschen konfrontiert, denen diese anvertraut wurden. Felicia Zeller sammelte das Material für ihr Stück unmittelbar vor Ort in deutschen Jugendämtern. Im Büroalltag stieß sie auf abgründige und irrwitzige Töne und schuf keineswegs ein Sozialdrama, sondern eine Groteske voll bitterbösem Witz.

Text: Katharina Manzke