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Kitas

Bildung statt Basteln

 

Zum 1. August wird die Grundbetreuung in Hamburgs Kitas beitragsfrei. Nötig sind aber nicht nur billigere, sondern auch bessere Einrichtungen.

Am vergangenen Mittwoch war Detlef Scheele auf „Kita-Tour“, das macht der Sozialsenator öfter mal, um Einrichtungen kennenzulernen. Diesmal ging es zur Kita Kinderpropeller in Fuhlsbüttel – eine gute Gelegenheit für Scheele, Lob einzuheimsen: Als erstes Bundesland schafft Hamburg  flächendeckend die Gebühren für die Grundbetreuung ab. Vom 1. August an sind 25 Stunden Kita pro Woche beitragsfrei, Familien sparen für ein Kind bis zu 192 Euro im Monat.

Das ist wirklich ein Grund, den Sozialsenator zu loben, denn es ist unklar, warum die SPD Studiengebühren fast hysterisch ablehnt, aber Kitagebühren akzeptiert. Aber Moment mal: Warum wird eigentlich der Sozialsenator gelobt?

Seit den fünfziger Jahren ist in Westdeutschland eine Betreuungskultur gewachsen, die Erziehung als Privatsache begreift und, in der Folge, Kindergärten eher als Orte des Bastelns denn der Bildung. Langsam wandelt sich diese Auffassung, das ist dringend nötig: Kinder sollen in der Kita auch lernen. In den Zuständigkeiten in Hamburg spiegelt sich aber bis heute das überkommene Verständnis vom Kindergarten wider: Wenn dieser eine Bildungseinrichtung sein soll, warum kümmert sich dann nicht der Schulsenator?

Dass die alte Behördenzuordnung modernen Kitas nicht im Wege steht, kann der Sozialsenator nun zeigen. Mit der beitragsfreien Grundbetreuung will er besonders Kinder aus sozial schwachen Familien erreichen. Aber auch deren Eltern dürften sehen: Mindestens ebenso wichtig, wie die Kitas billiger zu machen, ist es, sie besser zu machen. Im Krippenbereich etwa hat Hamburg mit rund fünf Kindern pro Erzieher den schlechtesten Betreuungsschlüssel der westdeutschen Länder.

Damit die Erleichterungen für Eltern – die sich der Senat allein in diesem Jahr 31 Millionen Euro kosten lässt – nicht bloß ein soziales Wahlgeschenk werden, muss der Senator sicherstellen, dass hinterher noch Geld für die Verbesserung der Qualität übrig ist. Denn ein Anspruch auf einen kostenfreien Kitaplatz ist schön – ein Anspruch auf einen schlechten kostenfreien Kitaplatz hingegen überflüssig.