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Die Abwehr ein einziges Risiko

 

Was soll Gisdol auch tun? Den Spielern des HSV Fußball beibringen? Selbstvertrauen wäre jetzt wichtiger.

HSV-Trainer Markus Gisdol muss bereits vor dem Spiel gegen Borussia Dortmund geahnt haben, dass es ein ganz bitterer Fußballnachmittag für die Hamburger werden könnte. Sein einziges Ziel ist es gewesen, an Uwe Seelers 80. Geburtstag zumindest nicht vollständig unterzugehen und mit etwas Glück vielleicht sogar ein 0:0-Unentschieden zu erkämpfen. Anders ist die taktische Ausrichtung des HSV aus meiner Sicht nicht zu erklären.

Mit einem extrem defensiven 5-4-1-System gegen eine offensiv starke Mannschaft wie Dortmund zu beginnen, mag auf den ersten Blick zwar durchaus sinnvoll erscheinen. Problematisch wird es aber, wenn nahezu jeder Abwehrspieler im Kader ein potenzielles Risiko darstellt. Dass dies beim HSV der Fall ist, ist bekannt.

Dennis Diekmeier, Cléber Reis, Johan Djourou, Emir Spahić und Douglas Santos bildeten gegen Dortmund die Abwehrreihe. Der Witz müsste sich eigentlich von selbst erklären. Dass der HSV am Ende nur mit 2:5 verlor, lag einzig und allein an der Gnade der Dortmunder.

Aber was soll Gisdol tun? Er muss mit den Spielern klarkommen, die er momentan zur Verfügung hat. Mit personeller Verstärkung ist frühestens zur Rückrunde zu rechnen, bis dahin müssen aber unbedingt Punkte gesammelt werden. Wenn der HSV mit einer einstelligen Punktzahl in die Winterpause geht – und danach sieht es momentan aus –, ist der Abstieg bereits im Dezember so gut wie besiegelt.

Es ist immer leicht, als Außenstehender Ratschläge zu erteilen, deswegen mache ich das jetzt einfach mal: Was bei Gisdol auffällt, ist, dass er Woche für Woche neue Spieler auf Schlüsselpositionen im Mittelfeld einsetzt. Teilweise, weil er reagieren muss (Rote Karten, Verletzungen), aber auch, weil ihm offensichtlich die Geduld mit seinen Spielern fehlt.

Gisdols wichtigste Aufgabe ist es derzeit nicht, seinen Spielern beizubringen, wie man Fußball spielt, sondern ihnen neues Selbstvertrauen einzuflößen. Gerade bei jungen Spielern ist es da nicht besonders hilfreich, wenn man sie nach einer schwächeren Leistung direkt wieder auf die Bank setzt – oder sie gleich ganz aus dem Kader verbannt.