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FC St. Pauli

Die Flutlichtmasten am Millerntor – ein Abschied

 

Am Ende der Saison 2013/2014 sollen die beiden Flutlichtmasten, die die Nordkurve einrahmen, abgebaut und zu Altmetall geschmolzen werden. Das macht mich traurig. Wehmütig denke ich an all die Spiele, die diese Masten bestrahlt haben, seit sie am 25. Februar 1989 zu einem Punktspiel gegen den VfL Bochum das erste Mal angeschaltet wurden. Patrick, politischer Blogger aus Hamburg und ebenfalls langjähriger Stadiongänger, erinnert sich noch an das erste Mal. Während des Spiels war es noch zu hell, deshalb wurden die Lichtmasten erst nach dem Spiel, einem 1:0 Sieg, feierlich entzündet.

Die Flutlichtmasten am Millerntor. | © Erik Hauth
Die Flutlichtmasten am Millerntor. | © Erik Hauth

Meine stärkste Erinnerung an das Fluchtlicht stammt aber aus einem anderen Spiel. Ich weiß nicht mehr, ob DOM war, aber es war ein Abendspiel. FC St. Pauli gegen Hansa Rostock. Ausgerechnet Rostock.

Ich stand mit Willi M. in der Gegengeraden und sah ins Grau des frühen Abends. Alles glänzte im Schein der Flutlichtmasten, die den Spielern auf dem Rasen diesen besonderen vierfachen Schatten verpassten.

Wie in jeder guten Geschichte brach über unsere Helden zunächst das Unglück herein. Hansa Rostock spielte uns an die Wand. Kaum Gegenwehr auf dem Rasen, das Millerntor schockgefroren zur Halbzeit. Es stand 0:2 und die Rostocker Fans skandierten das hässliche „SIEG …“ – ausgerechnet hier.

Ein Bild aus der Halbzeitpause hat sich in mein Gedächtnis gebrannt: die Mannschaft des FC St. Pauli steht im Kreis vor dem Gästeblock, dahinter Rauchschwaden der Pyros, die die Rostocker angezündet haben. Diffus durch den Rauch bestrahlt steht unsere Mannschaft im Kreis und verschwört sich, alles daran zu setzen, dass Rostock hier heute Abend doch nicht gewinnt.

Der Rest ist Magie, wie es sie nur am Millerntor gibt: Elfmeter Sako (ausgerechnet Sako), Ausgleich Hoillett und Siegtor Hoillett, Explosion, Tanzen, Tränen. Freudentaumel.

Im April 2014 sind diese Erinnerungen weit weg. Der FC St. Pauli ist runderneuert und spielt mit einer talentierten jungen Mannschaft um den Aufstieg. Hansa Rostock ist in Liga drei versenkt. Die Helden aus Regionalligazeiten, die sich am eigenen Schopf in die erste Bundesliga gezogen haben, sind weitgehend aussortiert. Einziger Profi außer Dauerbrenner Fabian Boll, der an diesem Märzabend 2009 auf dem Rasen stand und heute noch bei St. Pauli spielt, ist Fin Bartels. Damals trug er noch das falsche Trikot (und erzielte das 0:2).

Die alten metallischen Stämme dieser Masten sind  renovierungsbedürftig, heißt es aus der Vereinsführung, unrentabel, und außerdem sei die Beleuchtung von den Dächern der neuen Tribünen nicht nur ausreichender Ersatz, sondern auch noch besser, aus Beleuchtersicht.

Aber ich will sie nicht einfach ausgehen sehen, entsorgt nach Leuchtmittelverordnung. Ich wünsche mir, dass die Nordkurve bleibt. Und mit ihr die beiden Lichtmasten an ihrer Seite. Und wenn die Nord nicht bleiben kann, dann wenigstens diese magischen Lichter.