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Hamburger Tatsachen

Django im Bäckerladen

 

Auf der Hoheluftchaussee hat sich vor wenigen Tagen Folgendes zugetragen.

Ein Mann mit einem langen Staubmantel, der für die noch kühle Jahreszeit ganz ungeeignet scheint,  geht langsam den Bürgersteig entlang. Auf seiner Nase  eine Sonnenbrille mit dunklem Glas  und weißem Rand, auf seinem Kopf  ein breitkrempiger Hut. Das graue, zurückgekämmte Haar fällt in fettigen Strähnen in den Nacken. Seine Stiefel klacken auf den Asphalt. Ein Cowboy, mitten in Hamburg.

Die Passanten wundern sich über diese Erscheinung, doch ihr Staunen versuchen sie zu verbergen, was ihnen sichtlich schwer fällt. Denn der Cowboy zieht einen Sarg hinter sich her — wie Django in dem gleichnamigen Spaghettiwestern aus dem Jahr 1966. Während aber der Django aus dem Western seinen Sarg mühsam über den Staub zieht, hat Django aus Hamburg Rollen an den Sarg angebracht. Und so zieht er ihn leichthändig über den breiten Bürgersteig und geht schnurstracks auf die Bäckerei Gaues zu, öffnet die Glastür und geht hinein.

Dort fragt ihn eine Verkäuferin in freundlichem Ton: „Was wünschen Sie?“

Django antwortet: „Der Bäcker Gaues ist nicht mehr!“

Die Verkäuferin  ruhig: „Wie bitte?“

Django: „Der Bäcker Gaues ist nicht mehr!“

Die Verkäuferin: „Wie? Ich arbeite doch beim Bäcker Gaues, hier, das hier ist der Bäcker Gaues.“

Django: „Das hier ist nicht der Bäcker Gaues, der Bäcker Gaues ist nicht mehr!“

Die Verkäuferin möchte etwas erwidern, aber Django dreht sich auf den Absätzen herum und stiefelt hinaus auf die Straße, den Sarg hinter sich her ziehend.

Soweit ist die Geschichte aus glaubwürdiger Quelle überliefert.

Das weitere Geschehen lässt sich nur als Gerücht wiedergeben.

Django sei, so heißt es, am selben Tag noch in weiteren Bäckereien auf der Hoheluftchaussee und ihrer unmittelbaren Umgebung aufgetaucht.

Bei DAT BACKHUS habe er gesagt: „DAT BACKHUS gibt es nicht mehr!“

Bei Allwörden habe er gesagt: „Allwörden gibt es nicht mehr!“

Bei NUR HIER habe er gesagt: „NUR HIER gibt es nicht mehr!“

Bei KAMPS habe er gesagt: „KAMPS gibt es nicht mehr!“

Bei CROBAG habe er gesagt: „CROBAG gibt es nicht mehr!“

Danach sei er immer aus der jeweiligen Bäckerei rausgegangen.  Und nachdem er sie alle abgeklappert hatte, sei er verschwunden.

Und was dieser Django damit bezweckte?

Wer die Geschichte und das Gerücht kannte, der rätselte lange, doch schließlich einigte man sich: Django will Bäckereien bekämpfen, die sich in Hamburg ausbreiten wie wohlriechende Pestbeulen.