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Erhalt der Maximilian-Kolbe-Kirche

Eine Frage des Geldes

 

Der geplante Abriss der St. Maximilian-Kolbe-Kirche in Wilhelmsburg ruft bei Anwohnern und Denkmalschützern Entsetzen hervor. Das Erzbistum Hamburg kann sich einen Erhalt vorstellen, benötigt hierzu jedoch Geld und mehr Zeit.Stephan Dreyer vom Erzbistum Hamburg hat ein großes Betonstück mitgebracht, das von der Kirche abgefallen ist. Damit will er seinen Worten Nachdruck verleihen: „Der Beton ist marode und nicht witterungsbeständig.“ In Wilhelmsburg sollen die Gläubigen zukünftig in der Kirche St. Bonifatius zum Gottesdienst gehen können, die 1973 errichtete St. Maximilian-Kolbe-Kirche soll abgerissen werden. Auf dem Gelände der Kirche ist ein Erweiterungsbau des angrenzenden Altenheims geplant.

Viele Wilhelmsburger bangen um ein Baudenkmal in ihrem Stadtteil. Der Abrissantrag liegt seit Monaten beim Bezirksamt-Mitte vor und auch die Verträge für den Verkauf des Grundstücks sind bereits unterschrieben. Im Amt für Denkmalschutz zeigt man wenig Verständnis: „Als ich von den Plänen gehört habe, war ich fassungslos“, sagt Andreas Kellner, Leiter des Amtes.

Erzbistum spricht von schwerer Entscheidung

Den Entschluss, das Gotteshaus in Wilhelmsburg aufzugeben, hat das Erzbistum Hamburg schon lange gefasst. Bisher wurde der eingereichte Abrissantrag jedoch immer wieder ausgesetzt. Auch im örtlichen Vorstand der Kirchengemeinde wollen viele einen Abriss verhindern. Einige Gemeindemitglieder äußern sogar den Vorwurf, es habe Druck von oben gegeben, den Plänen des Bistums zuzustimmen.

Laut Stephan Dreyer  habe man auf eine Entscheidung vor Ort gedrängt. Es sei nicht möglich, anderen Gemeinden zu erklären, warum man hier die Kirche um jeden Preis erhalten wolle. „Leider müssen wir aktuell verstärkt Kirchen aufgeben. Das ist immer eine schwere und schmerzliche Entscheidung“, sagt Dreyer. Dies sei jedoch notwendig, da die Gottesdienste in vielen Kirchen nicht ausreichend besucht seien. Zudem fehle der Kirche das Geld für einen weiteren Betrieb.

Das letzte Wort hat die Kirche

Für den Denkmalschützer Andreas Kellner ist eine Sanierung geboten. „Kirchen sind immer auch steingewordene Stadtgeschichte und Zeugnisse der Stadtentwicklung“, sagt Kellner. Gebaut als Anlaufstelle für viele polnische Katholiken, wurde die Kirche von einem deutschen und polnischen Pastor gemeinsam geweiht. Das sei zu dieser Zeit besonders vor dem Hintergrund der deutschen Teilung etwas Besonderes gewesen.

Das Denkmalschutzamt will sich daher an einer Sanierung substanziell beteiligen. Auch wenn eine religiöse Nutzung nicht weiter möglich sei, müsse man sich Gedanken über andere Konzepte machen. In der kommenden Woche soll es daher auf der Internetseite des Amtes die Möglichkeit geben, Vorschläge und Ideen einzureichen. Einfluss auf die Entscheidung über den Abriss kann der Denkmalschützer aber nicht nehmen: „Im Fall kirchlicher Denkmäler hat die Kirche das letzte Wort“, sagt Kellner.

Das bestätigt auch Stephan Dreyer: „Ich bin voller Hoffnung, dass wir die Kirche erhalten können“, sagt der Vertreter des Erzbistums. Am Ende müsse das aber auch auf Dauer finanzierbar sein. Der wirtschaftliche Betrieb des Altenheims habe hier eindeutig Vorrang. Es zeigt sich, dass der Erhalt der Kirche vor allem eine Frage des Geldes ist.