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Denkmalschutz Hamburg

Es geht nicht um Schönheit

 

Die Finanzbehörde will die vier City-Hochhäuser am Hauptbahnhof abreißen. Ein Schritt, der den Denkmalschutz untergräbt. Ein Kommentar

Ja, die City-Hochhäuser sind verdammt hässliche Klötze, die so gar nicht zwischen die Kontore und Kaufmannshäuser passen, für die Hamburg bekannt ist. Bleiben müssen die in den 1950ern erbauten Gebäude trotzdem. Alles andere würde den Denkmalschutz, um den es in Hamburg sowieso nicht gut bestellt ist, noch bedeutungsloser werden lassen. Dass die Stadt auf Dauer nicht jedes Denkmal erhalten kann, ist verständlich. Allein den finanziellen Aufwand würden die klammen Kassen im Rathaus kaum verkraften.

Es muss jedoch für jeden Einzelfall gut begründet werden, warum der Erhalt eines denkmalgeschützten Gebäudes abgelehnt wird. Gerade im Fall der City-Hochhäuser ist die von der Finanzbehörde angeführte Begründung für einen Abriss mehr als dürftig – sie ist eine schallende Ohrfeige für den Denkmalschutz in Hamburg.

cityhochhaus
Die City-Hochhäuser am Hamburger Hauptbahnhof. Foto: Tobias Johanning

Das erste Argument, das von vielen Befürworten eines Abrisses angeführt wird, können die meisten Hamburger sicher teilen: Die City-Hochhäuser sind aus heutiger Sicht nicht das, was man sich unter einem ästhetischen Anblick vorstellt. Gerade bei den grauen Klötzen am Hauptbahnhof lohnt jedoch ein zweiter Blick: Ursprünglich waren die Gebäude mit weißen Keramikplatten verkleidet, die graue Verkleidung der Fassade wurde erst in den 1970ern über die Originalfassade gebaut. Da die weiße Verkleidung noch immer unter dem grauen Eternit liegt, wäre es sogar denkbar, dass eine Sanierung der City-Hochhäuser diese wieder in ihrem ursprünglichen Glanz erstrahlen lässt. Doch auch ohne eine Verschönerung der Fassade, darf Ästhetik bei der Beurteilung eines Denkmals keine Rolle spielen. Damit der Denkmalschutz seiner Aufgabe gerecht wird, kann es nicht nur schöne Denkmäler geben.

Alles andere würde den Denkmalschutz untergraben und fast bedeutungslos machen. Denn wer sagt, dass alles, was wir heute als schön empfinden auch noch in 50 Jahren diesen Ansprüchen gerecht wird? Genauso kann alles, das nicht unseren ästhetischen Ansprüchen genügt, bei einem Wandel des Zeitgeistes wieder als schön gelten. Zudem ist die Beurteilung eines Bauwerks nach optischen Gesichtspunkten eine äußerst subjektive Sache. Würde ich den Abriss aller Gebäude und Denkmäler fordern, die mir nicht gefallen, hieße es sofort tschüss Bismarckdenkmal, auf Wiedersehen Europapassage und weg mit den Tanzenden Türmen.

Ein ebenso schlechtes Argument für den Abriss von Denkmälern ist der erwartete Profit. Es ist dem historischen Wachstum der Stadt geschuldet, dass viele denkmalgeschützte Gebäude heute in einer Lage liegen, die Investoren und der Stadtkasse bei einer entsprechenden Bebauung hohe Profite verspricht. Doch wollen wir wirklich das Erbe unserer Stadt der Rendite opfern? Kann man den Wert eines historischen Zeugnisses aus Stein überhaupt mit Geld aufwiegen? Ich denke nicht. Dennoch findet man immer wieder Beispiele, bei denen der Denkmalschutz ausgehebelt wurde, nicht weil die Sanierung eines Gebäudes zu teuer war, sondern weil der Abriss ordentliche Profite versprach. Nicht selten lässt man Denkmäler dann solange verfallen, bis ein Abriss unvermeidbar ist. Sollten die City-Hochhäuser also abgerissen werden, weil die Finanzbehörde damit die Stadtkasse füllen will, wie der NDR berichtet, wäre es ein weiterer schwerer Schlag für die Bemühungen aller Denkmalschützer.

Die Alternative darf nur ein Denkmalschutz sein, der die historische Bedeutung eines Bauwerkes als Maßstab nimmt und rechtzeitig die Möglichkeiten für die Sanierung von Denkmälern prüft, bevor diese zu stark beschädigt sind. Im Fall der City-Hochhäuser ist es noch nicht zu spät den ursprünglichen Glanz vergangener Tage wiederherzustellen. Über die historische Bedeutung dieser Hochhäuser, die zu den ersten in der Hamburger Innenstadt zählen, dürfte es kaum Diskussionen geben.