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FC St. Pauli - Arminia Bielefeld

Gefährlich wie Zeljko

 

Als dem Sturm über dem Hafen von Faaborg am Samstag die Puste ausgeht, ging es dem des FC St. Pauli gegen Bielefeld nicht anders. Den Hamburgern fehlt noch einen Stürmer!

Ich habe das erste Heimspiel der Saison in der dänischen Südsee verfolgt. Wir lagen im rappelvollen Hafen von Faaborg, wo eine Menge Segler den angekündigten Sommersturm Zeljko abwettern wollten. Das Spiel verfolgte ich  via AFM Radio, dem Sender des FC St. Pauli mit Reportagen für Sehgeschädigte, der auch übers Internet übertragen wird. Das Auftaktspiel des FC St. Pauli ähnelte stark dem Verlauf des Sturmtiefs: anfangs viel Spannung in der Luft und wenig Druck hinten raus.

"Jolly Roger" - Foto: Erik Hauth
„Jolly Roger“ – Foto: Erik Hauth

Am Vorabend hatten mich besorgte Anfragen aus der Heimat erreicht, ob ich denn schon Schutz gesucht hätte vor dem heranrasenden Sturmtief. Die Medien hatten ganze Arbeit geleistet: Norddeutschland fürchtete sich vor dem „außergewöhnlich heftigen Sommersturm“ mit dem schwer auszusprechenden Namen. Doch den vier in den Blöcken am Millerntor aufgezogenen riesigen Fahnen konnte der Sturm am Ende genauso wenig anhaben wie dem Spiel.

Nach zwanzig Minuten fegten via Maier und Rzatkowski die ersten Böen der Braunweißen vor das Tor der Arminen aus Bielefeld. Die hatten – bis auf ein paar Ausnahmen zu Beginn – ihren Strafraum lieber sturmsicher beplankt, sodass die Windstöße von Alushi und Thy von Bielefeld-Torhüter Hesl oder einem dazwischengeworfenen Arminenbein abgelenkt wurden.

Das WLAN im Hafen mühte sich redlich, die Tonübertragung aus dem Millerntor zu schaffen. Bis auf ein paar kleine Aussetzer bekam ich aber gut mit, wie laut sich das Millerntor mit fertiggestellter Nordtribüne dem Gast aus Bielefeld präsentierte.

Die Wetterfront aus Hamburg stand nun schon mit dunkel drohender Kulisse vor Fünen, nach wenigen Minuten wurde es kurz dunkel, mitten am Tag, nur   beleuchtet von grellen Blitzen, die sich gierig den Masten entgegenschlugen. Währenddessen standen wir im Millerntor hinten meist so sicher, dass keiner der Fallwinde über Außen dem Tor von Robin Himmelmann gefährlich werden konnte. Bis zu dem Zeitpunkt, als dem Sturm über Faaborg und dem des FC St. Pauli beinah zeitgleich die Puste ausging.

Denn anders als an Bord meines Segelschiffes fegte noch eine gefährliche Schlussoffensive über die Kiezkicker hinweg, die am Ende beinahe dazu geführt hätte, dass Arminia Bielefeld mit drei Punkten abgezogen wäre. Den Windrad-ähnlichen Armen von Torwart Robin Himmelmann war es zu verdanken, dass der St. Pauli am Ende erleichtert einen Punkt einstrich.

Sturmtief Zeljko fehlte wie dem FC St. Pauli dann doch der „Kick“, wie es Trainer Ewald Lienen später formulierte. Und so klingt die Meldung der Polizei Bremen über den Sturmtag fast wie ein Spielbericht: „Der Wind hat zwar heftig gepfiffen, etwas Dramatisches ist aber nicht passiert.“

In der westlichen Ostsee ist die ganze nächste Zeit mit Böen bis zu neun Windstärken zu rechnen, meldet der dänische Wetterdienst. Wenn ich der FC St. Pauli wäre, dann würde ich zusehen, dass ich vor allem den Angriff windfest bekomme, und noch einen Stürmer verpflichten – das wird sonst wieder eine böige Saison.