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Olympia-Bewerbung

Geschäft statt Geschenk

 

Der Olympische Sportbund hält die Entscheidung zwischen Hamburg und Berlin offen – und lässt damit die Zweifel nur noch wachsen.

Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) will nun doch erst im Frühjahr entscheiden, welche deutsche Stadt sich um die Olympischen Spiele 2024 bewerben soll. Die Funktionäre fürchten, dass Hamburger wie Berliner sich nicht ausreichend für Olympia begeistern, und wollen jetzt plötzlich zuerst die Reformideen des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) abwarten. Was sie bei der Entscheidung nicht bedenken: Gerade diese willkürliche Art der Problemlösung macht Olympia und seine Funktionäre so unsympathisch.

Die meisten Olympia-Gegner sind nicht prinzipiell gegen Großveranstaltungen. Und die wenigsten haben sich näher mit der Hamburger Bewerbung beschäftigt – die hat nämlich durchaus ihren Reiz: Hamburg will ein zurückhaltendes Olympia 2.0, am Wasser, grün, mit kurzen Wegen, nachhaltig. Spiele ohne Gigantomanie. Für die Stadt könnte ein neuer Stadtteil auf dem Kleinen Grasbrook herausspringen – finanziert mit Zuschüssen vom IOC, dem Bund und Sponsoren.

Die Pläne sind gut. Doch die grundsätzliche Skepsis ist stärker. Was an Olympia stört, ist zweierlei: die möglichen Milliardenkosten und die Maßlosigkeit. Gerade wurde bekannt, dass die Olympia-Funktionäre in Oslo eine Cocktailparty beim König verlangten, 50 Luxusautos, eigene Fahrspuren. Als die Norweger ihre Bewerbung – mangels öffentlichen Rückhalts – zurückzogen, keifte das IOC, was für ein Geschenk sie sich da entgehen ließen. Doch ein Geschenk sind die hohen Olympia-Investitionen (mit den erwartbaren Kostenexplosionen) und die Knebelverträge schon lange nicht mehr, weswegen sich zuletzt keine Demokratien mehr als Bewerber fanden.

Der SPD-Senat tut gut daran, auf Nachhaltigkeit und Transparenz zu beharren. In Demokratien braucht es Mehrheiten. Olympia ist kein Geschenk, sondern ein wechselseitiges Geschäft. Das muss das IOC lernen und sich Transparenz und Bescheidenheit auferlegen. Und das muss der DOSB lernen. Gute Geschäftspartner sind zuverlässig – auch und gerade in Terminfragen.