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Millerntor

„Kein Fußball“ – wie der DFB am Millerntor ein Eigentor schießt

 

Der FC St. Pauli ist ein politischer Fußballverein, da erzählt man bestimmt nichts Neues; an der Gegengeraden beispielsweise prangt seit Jahren der Leitspruch „Kein Fußball den Faschisten“.  Seit dem Neubau der Gegengeraden zieht sich dieses Statement sogar über die gesamte Gerade. Bis Montag: Da trainierte am Nachmittag die Deutsche Nationalmannschaft am Millerntor, in Vorbereitung ihres Testspiels gegen Polen im Volksparkstadion am Dienstag. Der DFB-Beauftragte befand es für nötig, zum offiziellen Pressetermin der Deutschen Nationalmannschaft den Teil „den Faschisten“ abdecken zu lassen, was zu einem Sturm der Entrüstung bei Facebook führte.

Abgesehen von der Frage, wieso man ausgerechnet den Part „Kein Fussball“ hat stehen lassen, fragt sich Fußball-Deutschland, was an dem Bekenntnis der St. Paulianer denn so falsch sein soll, dass man es abhängen muss?

Gegengerade Millerntor mit dem Schriftzug "Kein Fußball den Faschisten" - Foto SPNU
Gegengerade Millerntor mit dem Schriftzug „Kein Fußball den Faschisten“ – Foto SPNU

Der ehemalige St.-Pauli-Profi Michél Dinzey fragt sich auf Twitter, „wieso der @fcstpauli dann sie (das DFB-Team am Millerntor, Anm. d. Red.) trainieren lässt“ und Benedikt Pliquett, Torhüter-Legende vom Millerntor und derzeit Profi in der Österreichischen Ersten Liga, lässt seinem Unverständnis freien Lauf und formuliert bei Facebook das, was viele St. Paulianer denken: „Am Millerntor!, wer den Ort nicht zu schätzen weiß, hat da nichts verloren!!! Aber zeigt die Alibihaltung des DFB im Kampf um Demokratie und Gleichberechtigung. Es lebe die Meinungslosigkeit und Gleichstellung im Profifußball. Sehr traurig!!! Und regt mich echt auf!!!“ – und damit ist er nicht allein, quer durch das Netz regt sich Widerstand gegen diese formal unpolitische Haltung, die am Ende ja doch eine ist.

Es ist zu erwarten, dass der Pressesprecher des DFB einen unruhigen Abend verbringt, dabei wollte man doch jede „politische Diskussion“ vermeiden. Beim FC St. Pauli unterdessen fragt sich die Fanschaft, wie sie es in Zukunft verhindern kann, dass dem Millerntor wesenhafte Eigenschaften, wie eben dieser Schriftzug,  vor Verhüllung geschützt werden können. Es kann sein, ändert der DFB seine Haltung nicht, dass dies das letzte Training am Millerntor war.

Und wenn im fernen Brasilien alles gegen „Deutschland“ läuft, finden sich bestimmt Titelseiten mit der Nationalmannschaft im Vordergrund und „Kein Fussball“ im Hintergrund.