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AfD Hamburg

Keine Alternative

 

Die AfD begibt sich auf den Weg früherer Hamburger Kleinparteien: Innere Widersprüche überlagern die Kritik an den Verhältnissen.

Die Alternative für Deutschland (AfD) wollte Missstände in Hamburg bekämpfen, entdeckt sie aber offenbar vor allem in der eigenen Fraktion. Zwei Anführer gehen aufeinander los, während die übrigen sechs Abgeordneten Deckung suchen und hoffen, dass die Streithähne sich wieder beruhigen. Die jedoch sind gerade erst richtig in Laune gekommen.

Da ist auf der einen Seite Dirk Nockemann, der innenpolitische Sprecher der AfD. Ihm gegenüber steht Jörn Kruse, Vorsitzender der Fraktion.

Der Verwaltungsjurist Nockemann ist ein konservativer Haudrauf. Er preist sich, die Mechanismen moderner Politik verstanden zu haben, es gehe nur um eines: immer einen draufsetzen. Sein Kontrahent Kruse habe von so etwas keinen Schimmer.

Kruse hingegen sieht sich als personifizierte Rationalität. Der emeritierte Professor der Volkswirtschaftslehre liebt die Differenzierung. Seine Reden erinnern an Vorlesungen, und wenn er einmal den Senat kritisiert, wirkt das wie eine Fußnote.

Scharf wird Kruse nur, wenn es um Nockemann geht. Dessen Reden bezeichnet er öffentlich als „peinlich“ und einen „GAU“. Nockemann wiederum demontiert seinen Fraktionschef, indem er dessen Entscheidungen vor versammelter Bürgerschaft revidiert und Mehrheiten gegen Kruse sammelt.

Gewiss, die AfD ist eine junge Partei. Auch die Grünen mussten sich in ihren Anfangsjahren erst finden. Dass persönliche Konflikte in Kleinparteien viel Raum einnehmen, kennt man in Hamburg aus der Schill-Zeit – ein Fall, der auch zeigt, wie eine Partei mangels politischer Kultur wieder verschwinden kann.

Zurzeit wirken Nockemann und Kruse nicht, als wollten sie das verhindern. Debatten sind für sie vor allem Anlässe, ihren Dauerkonflikt neu auszutragen: Soll die AfD laut auftreten, um Aufmerksamkeit zu erzeugen? Oder leise und seriös? Andere Fragen bleiben auf der Strecke. Von ernsthafter Arbeit ist die Fraktion weit entfernt.

Die AfD wollte eine „Professorenpartei“ sein, nun zerreißt sie sich durch Unprofessionalität und schlechtes Benehmen.