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Wochenrückblick

Krawall und Remidemmi

 

Man erkennt, dass man in Hamburg wohnt, wenn Familienangehörige am 30. April einem am Telefon Dinge sagen wie „Pass auf dich auf“ oder „Halt dich von Krawallen fern“. Für gewöhnlich denken diese Angehörigen irrtümlich wohl, dass man es am ersten Mai in ganz Hamburg mit bürgerkriegsähnlichen Zuständen zu tun hat. Das ist natürlich mitnichten der Fall. Und doch: Wieder einmal konnte man im Anschluss an den Tag der Arbeit von Ausschreitungen lesen und hören.

Nachdem am Freitag zunächst über tausend Menschen friedlich unter anderem für eine liberalere Flüchtlingspolitik protestierten, kam es später wieder zu Auseinandersetzungen, die das Bild der friedlichen Proteste überschatten. Eine Demonstration, die an der Feldstraße startete, wurde von der Polizei nach wenigen Minuten bereits aufgelöst, da sich Teilnehmer vermummten. Die Rede ist zudem von Würfen mit Feuerwerkskörpern und Flaschen. Gegenüber dem NDR spricht die Polizei insgesamt von „relativ massiven Ausschreitungen“ und betont weiter: „Durch unser konsequentes Vorgehen und gezielte Fest- und Ingewahrsmaßnahmen konnten größere Ausschreitungen verhindert werden.“ Am späten Abend brannte in Winterhude dann noch ein PKW. Die Feuerwehr musste zum Löschen ausrücken.

Dabei bot das erste Mai-Wochenende auch jede Menge unpolitische Gründe, um auf die Straßen zu gehen. Bei den Konzerten in Hamburg beginnt langsam die Outdoor-Saison. Und auch Straßenfeste luden die Besucher zu sich. So fand in Eimsbüttel erneut das Osterstraßenfest statt und lockte viele Gäste an. Parallel veranstaltete die Holsten Brauerei ihr Brauereifest. Und in der Schanze fand Sonntag der erste „Hallo Frau Nachtbar“-Markt des Jahres statt.

Die Tabellennachbarn der Hamburger Fußballvereine sind derweil nicht gerade die Clubs, denen der FC. St. Pauli beziehungsweise der HSV gerne hallo sagen wollen, denn weiter stecken beide Teams im Abstiegskampf. Für die Kiezkicker bot sich Sonntag daheim eine weitere Chance zu punkten. Zu Gast war ausgerechnet das Energydrink-gesponserte Team aus Leipzig, das bei den braun-weißen Fans auf eher wenig Gegenliebe stößt. Umso mehr wird es die gefreut haben, dass der FC St. Pauli mit 1:0 knapp die Nase vorne behielt, den Leipzigern wohl die letzte Chance auf den Aufstieg entriss und selbst auf Platz 15 sprang und somit die Abstiegszone zunächst verlässt.

Der HSV musste nach Mainz und konnte sich hier mit 2:1 durchsetzen. Nachdem die Mainzer sich zunächst selbst ein Ei legten und gegen Ende der zweiten Halbzeit ausgleichen konnten, war es Gojko Kačar, der das Spiel für den HSV entschied. Am Ende wurde es mit einem Platzverweis gegen die Mainzer noch einmal hitzig, doch die Punkte nahmen die Hamburger mit, die damit ebenso wie der FC St. Pauli die Abstiegszone verlassen. Doch noch kann viel passieren, was auch die Verantwortlichen wissen. Tags zuvor war daher Sportdirektor und Kurzzeit-Trainer Knäbel unweit von Mainz, in Darmstadt, zu Gast beim Zweitliga-Spiel des SV Darmstadt gegen Kaiserslautern (3:2). Beide Teams könnten in ein paar Wochen ein möglicher Gegner in Relegationsbegegnungen sein.

Beschäftigungsrekord in Hamburg

Besser als im Fußball steht Hamburg wirtschaftlich da. Das belegen aktuelle Zahlen der Statistikämter, welche die Regierung am Mittwoch genüsslich verbreitete. Demnach beträgt das Wirtschaftswachstum in Hamburg 1,6 Prozent und somit etwa so viel wie der Bundesdurchschnitt. Dies sei angesichts der geopolitischen Lage und Hamburgs Außenhandelsfokus nicht selbstverständlich. Der Senat freute sich zudem über die Zahlen zur Beschäftigung. Die Zahl der Erwerbstätigen ist in unserer Stadt vergangenes Jahr nämlich stärker gewachsen als im deutschen Durchschnitt. Konkret betrug das Wachstum 1,2 Prozent, sodass ein neues Rekord-Beschäftigtenniveau von 1,19 Millionen Personen erreicht wurde.

Zum Abschluss noch das „Bitte was?“-Thema der Woche: Eine S-Bahn-Tür wurde zugemauert. Warum? Von wem? Und wieso fällt das erst nach mehreren Stationen Fahrt auf? Fragen über Fragen, die keiner so richtig zu beantworten vermag. Mittlerweile gab die Polizei bekannt: Es handelt sich wohl um drei Täter, die die Aktion in Barmbek durchgeführt haben. Es gibt ein Überwachungsvideo von der Tat. Die Ermittlungen dauern an. Und auch wenn wohl fast jeder über die zugemauerte S-Bahn zumindest schmunzeln musste, die bundesweit für Schlagzeilen sorgte, versteht die Polizei hier wenig Spaß und betont: „Das ist kein Dummer-Jungen-Streich, sondern eine Straftat.“

Keine Straftat ist es, euch eine schöne erste Maiwoche zu wünschen. Bleibt anständig!