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HSV

Mal wieder ein Tor schießen

 

Man muss in dieser Situation noch einmal an Peter Hermann erinnern. Der Mann war immerhin vor zwei Jahren als Co-Trainer von Jupp Heynckes Triple-Sieger mit dem FC Bayern geworden. Er kam zum HSV als neuer Co-Trainer von Neu-Trainer Peter Knäbel, vor gar nicht allzu langer Zeit (ist doch keine drei Wochen her, oder?). Er war einer der Hoffnungsträger (wenn man dieses Wort im Kontext mit dem HSV überhaupt noch verwenden darf). Die Mopo titelte „Alle lieben Peter Hermann“. Nun ist Peter Hermann wieder weg.

Denn Bruno Labbadia ist da. Der vierte Trainer der laufenden Saison. Der vierte Trainer, der seine eigenen Co-Trainer mitbringt (in diesem Fall einen gewissen Eddy Sözer). Der fünfzehnte Trainer in den letzten acht Jahren (wobei, unbestätigten Gerüchten zufolge, eben jener Bruno Labbadia von 2009 bis 2010 schon einmal auf der Trainerbank des Vereins gesessen haben soll. Kann sich da noch jemand dran erinnern?).

Labbadia neuer Cheftrainer beim Hamburger SV
Erstes Training mit Bruno Labadia (c) dpa

Bruno Labbadia stand Mittwochvormittag schon auf dem Trainingsplatz, am bislang zumindest wettertechnisch gesehen schönsten Tag des Jahres in Hamburg, als gehörte er da schon immer hin. Er wirkte zufrieden, er klatschte in die Hände, er lachte. Er hatte ja auch lange genug gewartet und gewollt, bis die Verantwortlichen des HSV ihm den Posten übergaben. Jetzt hat Labbadia, der beim HSV einstmals ja nicht nur als Trainer, sondern auch als Spieler angestellt war (als Stürmer! Ein Stürmer! Juchu!), die Aufgabe übernommen, diesen Verein zu retten.

Er muss dafür sorgen, dass sich die Schweizer Nationalspieler Valon Behrami und Johan Djourou wieder eher mit dem Gegner auf dem Platz anlegen als mit ihrem Mitspieler in der eigenen Kabine (Stichwort: Kabinenprügelei). Er muss in sechs verbleibenden Spielen irgendjemanden in der Mannschaft davon überzeugen, dass es gar keine verkehrte Idee ist, auch einmal aufs Tor des Gegners zu schießen, weil das im Endeffekt dazu führen könnte, ein Tor zu schießen. Er muss dafür sorgen, dass der HSV mal ein paar Spiele gewinnt, weil dann rein rechnerisch die Chancen steigen, dass der Verein nicht absteigt.

Und er muss seine Kontakte spielen lassen, nach Stuttgart zum Beispiel, wo er selbst mal trainiert hat, um dort genügend Menschen dort davon zu überzeugen, dass es ein Segen für die Bundesliga und den ganzen Erdball wäre, wenn ein Verein wie der HSV der ersten Liga erhalten bliebe, weil dann die Stadionuhr weiterlaufen könnte und auch das Maskottchen „Dino“ nicht ausgetauscht werden müsste.

Bruno Labbadia hätte für all diese Aufgaben, die das Menschenmögliche zu übersteigen scheinen, gerne einen wie Peter Hermann an seiner Seite gehabt. Peter Hermann war zwei Spieltage da. Dann sagte er Bruno Labbadia, dem Neuen, ab. Er hatte wohl genug gesehen.