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Stadtentwicklung Hamburg

Nun ist der Osten dran

 

Der schwarz-grüne Senat wollte nach Süden, die SPD will jetzt Hamm, Horn und & Co.  entwickeln. Im Konzept dazu fehlt aber noch ein wenig der Realismus.

Erinnert sich noch jemand an den „Sprung über die Elbe“? Internationale Bauausstellung und Gartenschau, vor zehn Jahren als Impuls für die Erschließung des Hamburger Südens erdacht, sind 2013 zu Ende gegangen. Die Wilhelmsburger haben jetzt einen Energiebunker, einen Energieberg, einen Park, der 50 Millionen Euro gekostet hat, und 1200 neue Wohnungen. All das sollte bloß der Auftakt sein, auf 30 bis 50 Jahre war das Projekt angelegt. Und jetzt? Aus der Stadtentwicklungsbehörde hört man, der „Sprung über die Elbe“ sei nicht mehr im Fokus.

Nun ist der Osten dran, letzte Woche präsentierte der Senat das Konzept. 20.000 Wohnungen sollen entstehen. Alle druckten brav die Zauberzahl. Aber daran, ob sie überhaupt erreicht werden kann, sind Zweifel angebracht.

Denn erstens hält die Wirtschaftsbehörde daran fest, dass etwa Hammerbrook in erster Linie Gewerbe-, aber nicht Wohngebiet sei. (Woran nichts auszusetzen ist – eine Stadt braucht Lkw-Reparaturwerkstätten, Schrott- und Teppichhändler.)

Zweitens wird schon heute kein Wohnungsbauunternehmen daran gehindert, im Osten ein Schöner-Wohnen-Projekt zwischen die Mietskasernen zu pflanzen. Vereinzelt geschieht das ja auch. Aber gleich 20.000 Wohnungen? Es ist unklar, ob die Gebiete, die das Konzept als mögliche Neubauflächen ausweist, aus Umweltschutzgründen überhaupt bebaut werden dürfen.

Drittens ist die Idee schon einmal gescheitert: Bereits Mitte der Neunziger träumte der damalige Oberbaudirektor Egbert Kossak von einer Erschließung Hammerbrooks und der östlichen Stadtteile für Wohnbebauung. Die Ost-Offensive wurden begraben – auch aus der Einsicht heraus, dass die Stadt zu wenig eigenen Grundbesitz hat, um sie voranzutreiben.

Dass der Senat erneut die Erschließung des Ostens ausruft, hat wohl auch mit dem nahenden Wahlkampf zu tun. Der Süden war das Projekt des schwarz-grünen Senats – also muss eine neue Himmelsrichtung her. In dem Konzept sind gute Anregungen zu finden. Aber etwas mehr Realismus wäre überzeugender gewesen.