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Olympia-Bewerbung

Warum so mutlos?

 

Man kann die Entscheidung der Hamburger, sich nicht für Olympia zu bewerben, vernünftig nennen. Sie hat aber auch etwas mit diffusen Ängsten zu tun.

Was ist los mit den Hamburgern? Vor ein paar Wochen waren nach Umfragen noch über 60 Prozent für eine Olympia-Bewerbung – und dann das: Eine knappe Mehrheit stimmt beim Referendum mit Nein. Hätte man es nicht mal mit einer Bewerbung versuchen können? Auch wenn die Bewerbung beim IOC gegen die internationale Konkurrenz nicht die besten Chancen gehabt hätte: Aus Hamburger Sicht wäre ein Ja zu Olympia doch ein Signal an den Rest der Republik gewesen, ein nach vorn gerichteter Optimismus: „Seht her, wir trauen uns was.“

Bei genauem Hinsehen hat sich das Scheitern der Olympia-Bewerbung angedeutet. Die Zustimmungsraten waren zuletzt auf 56 Prozent abgesackt. Und wer genauer hinhörte, konnte in den vergangenen Woche sehr häufig die Frage vernehmen: „Wer soll das alles bezahlen?“ Oft folgte auf sie der Satz: „Wenn wir zusätzliches Geld ausgeben, dann für die Flüchtlinge, den Wohnungsbau, die Bekämpfung von Armut.“ Und von der Finanzierung gingen Gesprächspartner nahtlos über zum IOC. „Mafia“, „Verbrecher“, „Korruption“, das waren die Stichwörter, die fielen.

Fragte man nach den Hintergründen, dann folgte oft nicht viel. Das Votum der Hamburger zeugt vielmehr von Vorsicht, einer diffusen Ängstlichkeit. Es ging um finanzielle Belastungen, die eventuell noch kommen könnten. Tatsächlich ließ sich nicht leugnen, dass in der Hamburger Bewerbungskalkulation ein sehr großer Posten ungeklärt blieb. Die Stadt hatte darin 6,2 Milliarden Euro beim Bund angesiedelt – und der zuständige Bundesinnenminister sah das verständlicherweise etwas anders. Und auch für die Angst vor den IOC-Machenschaften gab es immer wieder Anhaltspunkte. Sie konkret benennen konnte jedoch kaum jemand.


Auch wenn das Abstimmungsergebnis am Ende knapp war: Für einen vorwärts gerichteten Optimismus hat es in Hamburg nicht gereicht. Das hat eben viel mit den Finanzen zu tun. Man kann das sparsam oder knauserig nennen, aber zur Zeit kommen auf Deutschland wie auf Hamburg einige Investitionsentscheidungen mit ungewissem Ausgang zu. Ein steigender Militäretat wegen Syrien zum Beispiel oder der Rettungsplan für die HSH Nordbank. Da war es einigen Hamburger offenbar zu viel, nun auch noch Olympia dazu zu holen.