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Hamburgs wilde Küche

Salat pflücken von Bäumen

 

Eisberg oder Rucola? Langweilig. Im Mai sind die Blätter von Rotbuche und Linde noch nicht bitter – und schmecken bestens im Salat.

Wenn ich im Moment mit dem Rad durch den Wald zur U-Bahnstation fahre, läuft mir das Wasser im Mund zusammen. Alle Bäume um mich herum sind zartgrün! Genau die richtige Zeit für eine besondere Spezialität der wilden Küche: Baumblättersalat.

Treiben unsere Laubbäume aus, ist ihr erstes Ziel, möglichst schnell Blätter auszubilden, damit der ganze Stoffwechsel in Gang kommt. Dabei halten sie sich erst mal nicht damit auf, Bitterstoffe zu produzieren, die mögliche Fressfeinde abhalten könnten. Eine Lücke, die für tierische wie menschliche Feinschmecker wie gerufen kommt: Viele Blätter sind jetzt, wenn sie gerade ausgefaltet sind, zart und genießbar. Ideal, um Salate anzurichten oder zu verfeinern.

Besonders gut schmecken die glattrandigen, eiförmig spitzen Blätter der Rotbuche (leicht säuerlich im Abgang) und die schief-herzförmigen der Linde (nussig-mild). Ebenfalls probierenswert: Birke, Ahorn und Hasel.

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Köstlich: Junge Buchenblätter © Katharina Henne

Das Gute ist, dass zu dieser Jahreszeit keiner in Baumkronen klettern muss, um die Blätter zu pflücken. In den Parks und Wäldern findet sich genügend Buchenjungwuchs, der auch vom Boden aus erreichbar ist, und die Linden sind mit ihrem Stockausschlag am Stammansatz sehr entgegenkommend.

Wichtig ist es, die Blätter anschließend gut zu waschen. Danach kann der Baumblättersalat mit einer fruchtigen Vinaigrette zubereitet werden. Ein Vergnügen, an dem man sich so nur im Mai erfreuen kann.