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Erst bunt, dann rabenschwarz

 

Fangen wir positiv an: Der FC St. Pauli hat gegen einen Konkurrenten im Abstiegskampf gespielt und nicht verloren. Null zu Null nach Toren, so ging die Begegnung mit Erzgebirge Aue am Sonntagnachmittag aus. Immerhin, die Null steht.

An dieser Stelle hört, es tut mir Leid, mein Optimismus dann schon auf. Auch wenn anfangs über dem Millerntorstadion ein Regenbogen zu sehen war: Der 23. Spieltag der zweiten Bundesliga färbt sich in meinem Kopf doch hartnäckig in ein dunkles Grau. Natürlich, die Boys in Brown haben eine ansprechende Leistung gezeigt, sie haben sich glaubhaft darum bemüht, Farbe ins Spiel zu bringen. Am Ende aber ist der FC St. Pauli zu Hause mal wieder torlos geblieben. Finsterer kann eine Stürmerstatistik nicht ausfallen.

Regenbogen über dem Millerntor. Foto: Erik Hauth
Regenbogen über dem Millerntor. Foto: Erik Hauth

So wie in den letzten Partien auch, legten die St.-Pauli-Spieler furios los. Es schien zu Beginn so, als wären ihre Gegenspieler aus dem Erzgebirge noch gar nicht wirklich aus ihrem Reisebus gestiegen. Vielleicht lähmte sie die Kulisse am Millerntor. Die St.-Pauli-Mannschaft stand sicher und presste vorne ergiebig. Der gut aufgelegte Enis Alushi, der den Vorzug gegenüber Marc Rzatkowski erhalten hatte, öffnete das Spiel mehrmals sehenswert über die Flügel.

Einer dieser Vorstöße führte zum ersten Höhepunkt in der 16. Minute: Ecke von Dennis Daube, Julian Koch kommt frei zum Kopfball und wuchtet den Ball satt an die Latte. Ein Weckruf – allerdings für die Spieler aus Aue. Die in weiß-lila gekleideten Gäste lösten sich in der Folge zusehends aus der Umklammerung der Hausherren. Torwart Robin Himmelmann, gestern in mint-grünen Handschuhen unterwegs, gelang es nur mit einem sensationellen Reflex, den Schuss des Aue-Spielers Stefan Mugoša zu parieren (32. Minute).

Zu diesem Zeitpunkt hatte sich der Regenbogen schon aufgelöst und graue Regenwolken zogen über das Stadion. Es stellte sich nun heraus, dass besonders Mittelfeldmann Dennis Daube und Stürmer Christopher Nöthe einen rabenschwarzen Tag erwischt hatten. Beinahe in allen Situationen trafen sie die falsche Entscheidung. Bezeichnend, dass der einzige gute Pass, den Daube gestern spielte, ausgerechnet diagonal auf Nöthe landete, der daraufhin allein in Aues Strafraum lief und die gute Torchance unkonzentriert vergab (67. Minute).

Und Ewald Lienen, was machte der? Er reagierte erst spät auf die immer klarer werdende Dominanz der Gäste und versuchte, mit Rzatkowski und John Verhoek doch noch frische Farbe in Spiel zu bringen. Beinahe sollte Verhoek tatsächlich zum Joker mutieren, aber sein Hinterkopfball, mit dem Rücken zum Tor gespielt, klatschte an den Pfosten und dann ins Aus. Der ebenfalls eingewechselte Armando Cooper stabiliserte das Spiel dann immerhin noch.

Anna, meine stets meckernde Begleiterin, und ich waren uns gestern einig: Der braun-weiße Spieler des Tages war Enis Alsuhi. Er kann unnachahmlich erfolgreich Fouls provozieren. Eine Fähigkeit, die im Abstiegskampf hoffentlich noch wichtig wird.