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Ronald Schill

Verschließt sich dem gesunden Verstand

 

Ronald Schill: Hamburgs Container-Kandidat

Das Verwahren von Unholden war nicht immer so klar geregelt wie heute. Es gab Zuchthaus, Gefängnisstrafe, Einschließung. Erst 1969 war Schluss mit der Unterteilung. Seitdem gibt es nur noch die Freiheitsstrafe. Das galt als zivilisatorischer Fortschritt.

Keiner ahnte, dass die nuller Jahre gleich einen doppelten Rückschritt mit sich bringen würden: zwei neue Arten des Freiheitsentzugs.

Erst stopften die Produzenten von Big Brother Menschen in einen mit Kameras aufgerüsteten Container. Wochenlang studierte die Öffentlichkeit das Treiben der freiwillig Gefangenen, als handle es sich um ein Experiment mit seltenen Primaten.

Dann prägte in Hamburg der Richter Ronald Schill die drakonische Freiheitsstrafe. Sein erklärtes Ziel: Der Täter müsse das volle „Strafübel“ spüren.

Es ist insofern nur konsequent, dass Schill diese Woche in den Container der Promi-Big-Brother- Show einziehen soll. Er teilt diesen, heißt es, mit einem Teppichluder, einem Schlagersänger und mit Claudia Effenberg. Jene, die Schill nicht mochten, mögen das für ein gerechtes Strafübel halten.

Aber Achtung: Die Kandidaten bleiben unbestätigt. Es bleibt also die Frage, ob es nicht noch unterhaltsamer wäre, Ronald Schill im Container auf Roger Kusch treffen zu lassen. Da könnte der wegen Totschlags angeklagte Ex-Justizsenator mit dem Ex-Innensenator in alten Zeiten schwelgen und sich ein Bild machen vom Leben hinter Gittern.

Oder wie wäre es mit Thor, Hagenbecks Walross-Baby? Das hat sich lange auch nur drinnen aufgehalten. Und für Bullen soll Schill ja ein Herz haben.

Schill setzte Akzente mit Fantasien über Kastration, mit dem Verjagen von Junkies und mit dem politischen Mittel der Homo-Erpressung. Es war alles schrecklich peinlich. Die Stadt wurde rot. Was bleibt uns davon heute? Ein Schauer. Die blaue Polizeiuniform. Und die Ansage: Schurken gehören eingesperrt!