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Wenn selbst die Statistiker schon Mitleid haben

 

Angeblich hat der HSV dreimal Richtung Frankfurter Tor geschossen. Das wirkt stark übertrieben. Denn René Adler hat recht, wenn er sagt: „Wir lassen uns abschlachten.“

Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Ich könnte zunächst all die Dinge aufzählen, die ich gerade lieber machen würde, als über den HSV zu schreiben. Ich habe aber mal gelesen, dass extrem lange Texte im Internet nicht so gut funktionieren, also lasse ich das lieber.

Ich fange einfach mal mit René Adler an. „Wir lassen uns abschlachten und ergeben uns“, sagte er nach dem 0:3 gegen Frankfurt im Sky-Interview. Und: „Das kann man als Bundesliga-Mannschaft nicht machen.“ Wirklich neu ist diese Erkenntnis zwar nicht, aber immerhin spricht es mal einer der Spieler aus. Nach acht Spielen ohne Sieg wurde das auch Zeit.

Eigentlich hatte ich aber gehofft, dass die Kollegen von Sky Lewis Holtby zum Interview bitten würden. Vielleicht hätte er erklären können, was da beim 0:1 los war. Dass er ein Eigentor gemacht hat, werfe ich ihm überhaupt nicht vor. Das kann jedem passieren. Ich ärgere mich viel mehr über die Entstehung des Tores. Es fing an mit einem Ballverlust Holtbys im Mittelfeld – eine der wenigen Konstanten im Hamburger Spiel. Statt im Sprint nach hinten zu rennen, gönnte sich Holtby erst mal eine kleine Jogging-Einheit. Als er schließlich doch noch beschloss, seinen Job zu machen, war es schon zu spät und Holtbys Rettungsversuch endete mit eben jenem Eigentor zum 0:1. Es waren genau jene Sekunden, die Holtby zunächst gemütlich über den Platz gejoggt ist, die ihm am Ende fehlten.

Nach dem 0:1 war das Spiel schon so gut wie entschieden. Wer so eine schwache Offensive wie der HSV hat, darf nämlich keine Tore kassieren, wenn er ein Spiel gewinnen möchte. Gegen Frankfurt soll Hamburg angeblich dreimal aufs Tor geschossen haben. Und selbst das kommt mir schon verdächtig viel vor. Haben selbst die Statistiker bei kicker.de schon Mitleid?

Ich weiß ehrlich gesagt nicht mehr, was ich zu dieser Mannschaft sagen soll. Bis gestern habe ich es irgendwie geschafft, von Woche zu Woche neuen Mut zu schöpfen und an einen Sieg zu glauben. Bei dem Kader muss doch mehr drin sein, dachte ich bisher. Allmählich gelange ich aber zu der traurigen Erkenntnis, dass das nicht stimmt.


Dem HSV bleibt wie so oft in den vergangenen Jahren nur eine Hoffnung: Dass es am Ende der Saison zwei Mannschaften geben wird, die noch schlechter sind. Eigentlich kaum vorstellbar.