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Wochenrückblick

Bloß weg, der Schlagermove ist da

 

Gebärdensprache als Unterrichtsfach, Zoff in der AfD und ganz viel Schlagermusik: Elbmelancholie-Autor Andreas Grieß blickt zurück auf die vergangene Woche in Hamburg.

Sie strömen mal wieder an einen Ort und tun Dinge, die von außen nur schwer zu verstehen sind. Wer sich nicht an den Dresscode hält, wird kritisch beäugt. Das Ende wird mehrfach vertagt, und außer Kosten, teils undurchdachten Ideen und einem schweren Kopf bleibt nicht viel übrig. Nein, die Rede ist nicht vom Treffen der Eurogruppe, sondern vom Schlagermove, der am Samstag einmal mehr in Hamburg die Bevölkerung gespalten hat. Die einen strömten bunt gekleidet nach St. Pauli – die anderen mieden das Spektakel weitläufig und flüchteten teilweise aus ihrem Stadtteil.

Sich in Hamburg auf den roten Stadträdern zu bewegen, könnte übrigens teurer werden – das zumindest befürchteten wir Anfang der Woche. Uns erreichten Gerüchte, die uns aufhorchen ließen: Wird das Stadtrad künftig teurer? Zu hören war, dass in Zukunft eine jährliche Grundgebühr fällig werden könnte. Außerdem dürfe nur noch ein Rad ausgeliehen werden statt wie bisher zwei. Diese Sorgen kamen auf, weil die Bahn gerade die Tarife für ihr Call-a-Bike-Angebot anhebt. Auf Nachfrage beim Unternehmen antwortete eine Bahnsprecherin jedoch: „Für Stadtrad Hamburg ist zum jetzigen Zeitpunkt keine Tarifänderung angedacht.“

Sicher eingeführt wird dagegen in Hamburg ein neues Schulfach. 26 Schulen wird es ab dem Schuljahr 2016/17 möglich sein, die Deutsche Gebärdensprache als Wahlpflichtfach anbieten. Das wäre deutschlandweit eine Premiere. Dem Plan haben alle Fraktionen mit Ausnahme der CDU in der Bürgerschaft in der letzten Sitzung vor der Sommerpause zugestimmt. Die Christdemokraten kritisierten, Gebärdensprache blähe „den Fächerkanon an Hamburgs Schulen unnötig weiter auf“.

Uneinigkeit gibt es einmal mehr auch beim Thema Flüchtlinge in Hamburg. Unter der Woche errichtete die Stadt in Jenfeld ein Zeltlager. Die Anwohner beklagten, im Vorfeld nicht ausreichend informiert worden zu sein. Wenig überraschend formte sich so Protest. Der gipfelte gar darin, dass der Aufbau der Zelte zunächst nicht stattfinden konnte. Mittlerweile sind sie errichtet, doch Skepsis bleibt. Frank Reschreiter, Sprecher der Innenbehörde, sagte dem NDR: „Wir müssen bei der Schaffung neuer Unterkünfte einen Zahn zulegen. Das bedeutet auch, dass Informationen an die Bevölkerung kurzfristiger gegeben werden.“ Ob das zur Beruhigung beiträgt, ist fraglich. Auch im Süden, in Wilhelmsburg, sind derzeit einige kritische Stimmen zu hören. Hier wurden die Kapazitäten erhöht.

Kommen wir zum Sport: Valon Behrami verlässt den HSV nach einem Jahr wieder. Im Gegensatz zu den bisherigen Abgängen gab es für den Schweizer jedoch eine Ablösesumme, die nun nun in die Verpflichtung des Schweden Albin Ekdal fließen dürfte. Am Mittwoch präsentierten auch die Basketballer der Hamburg Towers nach einigen Vertragsverlängerungen einen Neuzugang. Es ist der erste für die kommende Spielzeit. Vom Erstligisten aus Trier kommt Stefan Schmidt. Die Towers haben mit dem 2,07-Meter-Mann neben Michael Wenzel in der neuen Saison also einen weiteren Center im Kader. “Der vielversprechende Verein hat mich sofort überzeugt”, schrieb der 26-Jährige auf seiner Facebook-Seite. Hamburg ist gespannt!

Gespannt sein darf man auch, wie es nach der Sommerpause in Hamburg mit der AfD-Fraktion in der Bürgerschaft weitergeht. Der mögliche Zerfall der Partei nach der Abwahl und dem Austritt des Parteigründers Bernd Lucke hat mittlerweile auch Hamburg erreicht. Der Landeschef Jörn Kruse trat zurück und begründet diesen Schritt mit den Ereignissen innerhalb seiner Partei. Kruse stellte fest, dass die AfD „inzwischen zu einer rechten Partei geworden“ sei. Die Fraktion will Kruse aber weiter führen. Ob die jedoch noch lange zusammenhält, darf bezweifelt werden, bleibt der Machtkampf mit Vize Dirk Nockemann doch aktuell. Zudem schaffte es die AfD-Fraktion nicht, in der Bürgerschaft einen Vertreter in die Härtefallkommission wählen zu lassen. Im Gegenteil: Für diese wurde sogar mit den Stimmen der anderen Parteien die Rechtsgrundlage geändert, sodass die Kommission nun ohne einen Vertreter der AfD arbeiten kann.

Wir wünschen in jedem Fall einen guten Start in die neue Woche!