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St. Pauli

Zum Einschlafen

 

Lienens Zettel blieb bis zur 35. Minute unberührt: Das Spiel des FC St. Pauli gegen den FSV Frankfurt war ein mattes Hitzeduell. Nun wissen alle, wie der FC zu schlagen ist.

St. Pauli ist nicht unschlagbar. Das hat das wenig ansehnliche Auswärtsspiel beim FSV Frankfurt am Sonntagmittag gezeigt. Man braucht nur eine kompakte Abwehr und ermattende Hitze, um die Boys in Brown auf ein fußballerisches Niveau zu ziehen, auf dem kein Gegner dem anderen gefährlich werden kann.

„Wenn man zum eigenen Mann köpft“, kann man so ein Tor verhindern, kommentierte Ewald Lienen die spielentscheidende Szene, die beim FSV Frankfurt zu St. Paulis erster Saisonniederlage führte. Christopher Buchtmann hatte unbedrängt am eigenen Sechzehnereck zum freistehenden Frankfurter Spieler Besar Halimi geköpft, der das Spiel in der 46. Minute mit einem sehenswerten Bogenschuss in das linke Toreck entschied. Es mag dem einen oder anderen Spieler des FC St. Pauli wie ein Déjà-vu vorgekommen sein, der erneute Anstoß so kurz nach dem Wiederanpfiff zur zweiten Halbzeit. Und in der Tat war nach den einschläfernden ersten 45 Minuten nicht zu erwarten, dass Frankfurt oder St. Pauli in Führung gehen.

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Etwas Pyrotechnik: Fans des FC St. Pauli am Samstag im Stadion des FSV Frankfurt © dpa

Das Aufregendste an der ersten Halbzeit waren die Trinkpausen und eine sehenswerte – und verbotene – Choreografie der rund 4.000 mitgereisten St.-Pauli-Fans. Einem Aufruf der Gruppe Ultrà Sankt Pauli folgend, waren viele St. Paulianer in roten T-Shirts nach Frankfurt gekommen. Kurz vor dem Anpfiff wurden dazu Rauchkerzen in Rot und Gelb abgefackelt, die passende Begleitung zu dem Aktionsbanner „Hamburg bleibt rot“ gegen den geplanten Aufmarsch von Rechtsextremen am 12. September in Hamburg.

Doch auf dem Rasen hatte man diese Aktion wohl nicht als Ansporn verstanden. Zwei kompakte Abwehrreihen machten es beiden Mannschaften unmöglich, Chancen herauszuspielen. Die erste Torchance der Gäste trug Ewald Lienen dann auch erst in der 35. Minute in seinen Zettelblock ein: Besagter Buchtmann hatte mit einem Zuckerpass in die Tiefe Lennart Thy freigespielt, der den Ball aber nicht an Frankfurts Schlussmann Weis vorbeispitzeln konnte. In der 45. Minute gelang Buchtmann derselbe Trick noch einmal, doch wieder scheiterte Thy an Weis.

In der zweiten Halbzeit versuchte es St. Pauli mit Standards, konnte aber weder durch Freistöße von Maier, noch mit Kopfbällen von Innenverteidiger Sobiech Frankfurts Torwart überwinden. In feurig-rotem Trikot spielend, war er der Einzige, der sich Bestnoten verdiente.

Am Ende sackten alle Feldspieler ermattet zu Boden. St. Pauli ist zu schlagen, lautet die Erkenntnis des Tages, wenn man es schafft, die Kiezkicker einzulullen. Schon Minuten nach dem Abpfiff sprach das braun-weiße soziale Netz dann auch nicht mehr über dieses Spiel, sondern diskutierte die Nachricht, dass Marcel Halstenberg, der in Frankfurt verletzt gefehlt hatte, kurz vor Ende der Transferperiode für knapp drei Millionen Euro zum RB Leipzig wechselt.

Darüber, ob ein beherzter Abschluss von Halste von der Strafraumkante diesem Spiel die Wendung gegeben hätte, wollte ich dann nicht mehr nachdenken. Und bis 18:00 Uhr am Montag hat Sportchef Meggle ja noch Zeit, einen Transfer zum Millerntor zu tätigen, der aus vier Halbchancen zwei Tore machen kann. Dann wäre St. Pauli auch bei 34 Grad im Schatten schwer zu schlagen.