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Hochmut kommt vor dem Fall

 

Ich habe meine jüngste Wette verloren. Die Europäische Zentralbank hat weder am Devisenmarkt interveniert, noch die Zinsen gesenkt. Genau darauf hatte ich gewettet, weil der Stress im Finanzsystem kaum auszuhalten ist. Glücklicherweise hat niemand mit Wein oder ähnlichem dagegen gehalten. So gehe ich nun kurz in Sack und Asche und bekenne Hochmut kommt vor dem Fall. Doch schon gleich hole ich zum Gegenschlag aus.

Denn es gefällt mir ganz und gar nicht, wie sich unsere Herren (und Damen) Notenbanker und Finanzminister angesichts der schwelenden Krise verhalten. Sie tun einfach so, als ginge sie an Euroland vorüber. Nicht spurlos, aber fast. Die etwas zu hohe Inflation wird immer noch deutlich höher gewichtet als das sich abschwächende Wachstum. Selbst von den Finanzministern! Es ist zum Heulen.

Die EZB ist und bleibt eine asymmetrische Zentralbank. Too little, too late im Abschwung, too early, too much im Aufschwung. Und dann immer schön auf den strukturellen Verkrustungen der Volkswirtschaft rumreiten, anstatt Wachstum und Jobs zu ermöglichen. Der gefährliche Frankfurt-Brüssel-Konsens wird Euroland nach 2001 bis 2003 auch 2009 und 2010 Wachstum und Arbeitsplätze kosten!

Erschrocken bin ich am Donnerstag, als sich EZB-Präsident Trichet selbst gelobt hat, beziehungsweise seine tolle Zentralbank. Wie gut sie die Krise handhabe, wie toll und smart ihr Instrumentenkasten von vorneherein ausgestattet war. „ECB: Simply the Best“ titelt dann auch folgerichtig Holger Schmieding von der Bank of America in seiner Analyse der Pressekonferenz.

Sagen was wahr ist – ist ok. Und es stimmt schon, dass die EZB bislang in der Krisenbewältigung die Nase deutlich vor der Bank of England hat, die seit Northern Rock keinen Blumentopf mehr gewinnen kann. Und die Fed musste mit Bear Stearns immerhin schon eine systemrelevante Bank retten und hat ihren Instrumentenkasten mehrmals erweitern müssen, um der Sehnsucht nach Liquidität seitens der Banken nachkommen zu können.

Aber mitten in der Krise schon anfangen sich zu loben, finde ich bedenklich. Wie weit weg vom Markt und den Banken sind unsere Notenbanker? Hat sich da draußen irgendetwas entspannt, gar gelöst? Weit gefehlt. Die Prognosen des Internationalen Währungsfonds sind schrecklich pessimistisch, die Risikoprämien am Geldmarkt noch immer wahnsinnig hoch. Noch immer misstrauen sich die Banken. Die FT hat gerade erst heute auf Seite eins die nach wie vor heftigen Verspannungen am Geldmarkt noch mal hervorgehoben. Und da preist Trichet sein Krisenmanagement? Hochmut kommt vor dem Fall.

Lasst uns auf den Fall warten!